Historiker suchen Lösungen für die Zukunft

Stehen wir am Beginn eines autoritären Jahrhunderts? Bei einer Tagung des Instituts für Zeitgeschichte der Universität Wien im Schloss Eckartsau (Bezirk Gänserndorf) diskutierten Experten aus 15 Ländern über diese Frage.

„1918 – 1938 – 2018: Dawn of an Authoritarian Century?“ – so lautete der Titel der dreitägigen Tagung im Schloss Eckartsau. In rund 40 Vorträgen wurde über Vergangenes, Demokratie und Zukunftsvisionen gesprochen. Oliver Rathkolb, Historiker und Co-Organisator der Veranstaltung: „Eine Betrachtung der negativen Vergangenheit kann den Weg für ein positives europäisches Zukunftskonzept bereiten.“

Tagung Eckartsau Geschichte

Lukas Cioni

Heinz Fischer (3.v.r.) bei der Diskussion in Eckartsau: „Ich bin überzeugt, dass wir nicht vor dem Beginn eines autoritären Zeitalters stehen“

Florian Kührer-Wielach, aus Horn gebürtig und Leiter des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der Ludwig-Maximilians-Universität in München, sprach in Eckartsau über die Geschichte Rumäniens und den problembehafteten Wandel der autoritären Regierung zur Demokratie. „Es ist wichtig, dass Geschichte und Aufarbeitung in einen Diskurs kommen“, sagte er und bezeichnete die Vergangenheit als Hilfsmittel, um gegenwärtige und zukünftige Ereignisse besser deuten zu können.

Heinz Fischer: „Demokratie ist nicht unzerstörbar“

Neben renommierten Historikern und Wissenschaftlern warnte bei der Tagung auch Alt-Bundespräsident Heinz Fischer vor zukünftigen Herausforderungen in Politik und Gesellschaft: „Demokratie ist nicht unzerstörbar. Um sie zu bewahren, braucht es Demokraten. Und Demokrat zu sein, ist nicht einfach.“ In den letzten 15 Jahren sei es, wie Fischer bemerkte, durchaus zu Entwicklungen gekommen, die „pessimistisch machen können“. Seinen Optimismus habe der ehemalige Bundespräsident dennoch nicht verloren: „Ich bin überzeugt, dass wir nicht vor dem Beginn eines autoritären Zeitalters stehen.“

Rund 60 Vortragende aus 15 Ländern, darunter etwa aus der Ukraine, Polen, Israel und den USA, kamen in das Schloss Eckartsau: Durch die historische Bedeutung des Schlosses entstand „ein einzigartiges Flair, das auch für die vielen internationalen Vortragenden ein besonderes Erlebnis bot“, wie Oliver Rathkolb, Vorstand des Instituts für Zeitgeschichte an der Universität Wien und Mitorganisator der Tagung, bemerkte.

Über den Autor

Raphael Krapscha absolviert eine Journalismusausbildung an der Katholischen Medien Akademie (KMA). Der Bericht über die Konferenz wurde im Zuge der Ausbildung an der KMA verfasst.

„Fantastisch, beeindruckend, wundervoll, fabelhaft“ – diese Attribute wurden von Teilnehmern der Konferenz genannt, um den Ort des Geschehens zu beschreiben. Das prunkvolle Barockschloss liegt zwischen Wien und der slowakischen Hauptstadt Bratislava.

Heute dient das Schloss als Veranstaltungsort für Hochzeiten und Tagungen, doch hinter der gelben Fassade steckt ein wichtiges Stück österreichische Geschichte. Österreichs Thronfolger Franz Ferdinand, dessen Ermordung 1914 in Sarajevo Mitauslöser des Ersten Weltkrieges war, lebte im Barockschloss und jagte in der Umgebung. Danach war es für Kaiser Karl I. – nach dem Verzicht auf die Staatsgeschäfte 1918 – der letzte offizielle Wohnort in Österreich, bevor er im März 1919 ins Exil ging.

Raphael Krapscha

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