Brisantes Gutachten im Pflegeheimskandal

Im Missbrauchsskandal rund um das Pflegeheim in Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) liegt ein brisantes Gutachten vor. Wie der „Kurier“ berichtet, sollen zwei Frauen Medikamente bekommen haben, die den Tod „begünstigt“ haben könnten.

Im Herbst 2016 wurde bekannt, dass Pfleger eines privaten Pflegeheimes in Kirchstetten hilfslose Bewohner gequält und erniedrigt haben sollen. Seitdem ermittelt die Staatsanwaltschaft. Im Vorjahr wurden die Leichen zweier Heimbewohnerinnen exhumiert, die 2015 bzw. 2016 verstorben waren. Nun liegt das Gutachten dieser Exhumierung vor.

Entwässernd wirkendes Medikament festgestellt

Bei den Untersuchungen sei ein entwässernd wirkendes Arzneimittel festgestellt worden, bestätigte der Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, Karl Wurzer, am Sonntag einen Bericht der Tageszeitung „Kurier“ (Niederösterreich-Ausgabe). Die blutdrucksenkende und damit den Kreislauf schwächende Wirkung eines entwässernden Medikaments könnte „den Todeseintritt (...) erheblich begünstigt haben“, stellte der Gutachter laut der Tageszeitung fest, zumal dieses Präparat einer der Frauen in den Monaten vor ihrem Tod nicht verordnet worden sei. Außerdem sollen die Pflegeberichte bei einer der Frauen 17 Tage vor ihrem Tod enden.

Wer die Medikamente verabreicht hat, ist unklar, seine Mandanten seien es nicht gewesen, sagte Verteidiger Stefan Gloß am Sonntag im Gespräch mit noe.ORF.at. Der Sankt Pöltner Anwalt vertritt vier der fünf Beschuldigten. Der Staatsanwalt betonte unterdessen, dass weiterhin nicht von einem Tötungsvorsatz ausgegangen werde. Es werde nach wie vor primär wegen des Verdachts des Quälens von wehrlosen Personen und in Folge wegen des Verdachts der Körperverletzung ermittelt.

Weitere Exhumierungen nicht ausgeschlossen

Nach mehr als zwei Jahren Ermittlungen dürfe nun also Bewegung in den Fall kommen. Im Oktober sollen die fünf Beschuldigten und einige Belastungszeugen kontradiktorisch einvernommen werden, heißt es bei der Staatsanwaltschaft. Außerdem werde überlegt, ob weitere Exhumierungen von anderen möglichen Opfern notwendig seien. Denkbar sei laut dem Sprecher, Karl Wurzer, auch, nur Proben von Haaren und Fingernägeln zu entnehmen.

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