Neue Ausbildung bekämpft Hausärzte-Mangel

784 Hausärzte gibt es derzeit in Niederösterreich, 13 Stellen sind aktuell unbesetzt. Mit einer neuen Ausbildung für Allgemeinmediziner, der sogenannten Lehrpraxis, will man dem Hausärzte-Mangel entgegenwirken.

Nach der Ausbildung im Krankenhaus absolvieren die angehenden Hausärzte noch ein sechsmonatiges Praktikum in einer Ordination. Es ist der letzte Schritt der Ausbildung zum Allgemeinarzt. Die neue Ausbildung wurde bereits 2015 beschlossen, nun ist es für die ersten angehenden Hausärzte in der neuen Ausbildungsschiene soweit, die Lehrpraxis anzutreten.

Fachwissen und Unternehmensführung

Bei der Lehrpraxis sollen sich die Auszubildenden nicht nur medizinisch fortbilden, sondern auch lernen wie eine Ordination unternehmerisch geführt wird. Denn: „Krankenhaus und Ordination sind zwar medizinisch ziemlich gleich, aber vom Ablauf und den anderen Gegebenheiten, wie etwa Krankenkasse, sehr unterschiedlich“, erklärt Elisabeth Hasenzagl, die eine Lehrordination in St. Pölten führt.

Ärzteausbildung Hausarzt

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Lehrpraktikantin Alexandra Hausmann und Hausärztin Elisabeth Hasenzagl

Bis jetzt gab es diese Lehrpraxis nicht und die jungen Ärzte mussten direkt nach der Ausbildung im Krankenhaus in der Ordination arbeiten. „Das ist das, was die Kollegen von der Ordination abschreckt, dass sie einfach nicht wissen, was auf sie zukommt“, so Alexandra Hausmann, die seit September ihre Lehrpraxis in der Ordination von Elisabeth Hasenzagl absolviert. Daher hofft man mit der neuen Ausbildung mehr Jungärzte für die Bewerbung auf eine Kassenstelle begeistern zu können.

Hausärztin kontrolliert Lehrpraktikanten

Bei der Lehrpraxis arbeiten die angehenden Hausärzte selbstständig. „Ich darf machen, was ich mir zutraue - unter Supervision natürlich. Das heißt: Frau Doktor Hasenzagl kontrolliert die Dinge, die ich tue, die Rezepte, die ich verschreibe oder wir besprechen Befunde“, so Hausmann.

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Für Elisabeth Hasenzagl war die Motivation eine Lehrordination zu betreiben, dass „es die bestmögliche Ausbildung ist, wenn man anschließend in die freie Praxis gehen will.“ Um zur Lehrordination zu werden, muss ausreichend Platz vorhanden sein, zumindest ein zweiter Raum, wo die angehenden Hausärzte selbstständig arbeiten können. Zudem müssen die Hausärzte ein spezielles Seminar der Ärztekammer absolvieren.

Neun Niederösterreicher in Lehrpraxen

Derzeit sind neun Niederösterreicher in der Lehrpraxis-Ausbildung. Bisher gibt es 20 Lehrpraxen in Niederösterreich, 97 weitere Ärzte schlossen das entsprechende Seminar bereits ab. Im November und Dezember sollen noch acht weitere Lehrpraktikanten dazukommen.

Ärzteausbildung Hausarzt

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Das Land Niederösterreich fördert die Ausbildung mit 1,8 Millionen Euro in den ersten zwei Jahren. „Es war ein lang gehegter Wunsch Niederösterreichs, dass wir die Zukunft der Ärzteausbildung im Allgemeinmedizinerbereich verwirklichen. Niederösterreich konnte das machen, weil wir als Land gemeinsam mit dem Bund und der Sozialversicherung die Finanzierung für die Zukunft sichergestellt haben“, so der Vorsitzende des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds, Landesrat Martin Eichtinger (ÖVP).

Pia Seiser, noe.ORF.at

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