Mehr Psychotherapie auf Krankenschein gefordert

Jeder vierte Niederösterreicher leidet zumindest einmal im Leben an einer psychischen Krankheit. Das Angebot für Psychotherapie auf Krankenschein sei aber deutlich zu gering, ein Ausbau der Versorgung wird gefordert.

In Niederösterreich liegt die kassenfinanzierte Versorgung mit Psychotherapie derzeit bei unter einem Prozent der Bevölkerung, der Bedarf würde allerdings bei drei bis fünf Prozent liegen, sagt Maria Werni, Vorsitzende des Niederösterreichischen Landesverbandes für Psychotherapie, gegenüber noe.ORF.at. Daher betont sie - anlässlich des internationalen Tages der seelischen Gesundheit am Mittwoch -, dass es mehr Therapieplätze auf Krankenschein bedarf.

Neben dem Mangel an diesen Therapieplätzen kommt noch ein weiteres Problem laut Werni hinzu, denn die Verschreibungen von Psychopharmaka nehmen stark zu. „Es ist einfacher jemandem ein Medikament in die Hand zu drücken. Das lindert zwar die Symptome, allerdings behebt es nicht die Ursachen. Das heißt, wenn das Medikament abgesetzt wird, beginnen die Symptome von neuem“, so Werni.

Versorgung soll bis 2019 ausgebaut werden

Laut der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse (NÖGKK) versucht man auf die Problematik zu reagieren, derzeit werde das Angebot verbessert, heißt es. Im Vergleich zu 2016 soll die Versorgung bis 2019 um ein Viertel ausgebaut werden, sagt die Direktorin der Niederösterreichischen Gebietskrankenkasse Martina Amler. So werden zusätzliche Anbieter unter Vertrag genommen und die Stundenkontingente bei bestehenden Vertragspartnern ausgeweitet. Vor allem im Bereich der Kinder und Jugendlichen soll das Angebot verbessert werden. Hier sei es besonders wichtig, möglichst früh zu handeln. Auch im Bereich der Suchttherapie sollen Projekte ausgebaut werden.

Aktuelle Prognosen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) besagen, dass im Jahr 2020 die Depression nach den Herz-Kreislauferkrankungen die zweithäufigste Ursache für dauerhafte Beeinträchtigungen sein wird. Mehr als 35 Prozent aller Neuzugänge zu Frühpensionen in Österreich erfolgen laut Erhebungen der Pensionsversicherungsanstalt mittlerweile aufgrund psychischer Erkrankungen. Das sei auch volkswirtschaftlich ein Problem, betonte Maria Werni.

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