TV-Grande-Dame Hörbiger wird 80

Sie ist eine der beliebtesten Fernsehschauspielerinnen des Landes und lebte lange in Baden: Christiane Hörbiger, die Tochter des Schauspielerehepaares Paula Wessely und Attila Hörbiger, feiert am Samstag ihren 80. Geburtstag.

Trotz ihres anhaltenden Erfolgs vergisst Hörbiger, die Anfang dieses Jahres mit der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk ausgezeichnet wurden, nicht ihre Anfänge in den späten 1950er-Jahren, die nicht gerade einfach waren. In ihrer Autobiografie „Ich bin der Weiße Clown“ rekapitulierte die 1938 in Wien geborene Hörbiger ihre Kindheit und Jugend, die auch von der Flucht nach Tirol gegen Ende des Zweiten Weltkriegs erzählt.

Portrait Hörbiger

APA/ Hans Punz

Christiane Hörbiger im Sommer bei den Salzburger Festspielen

Großer Durchbruch in den 1980er-Jahren

Auf Wunsch der Eltern machte Hörbiger zunächst eine Zuckerbäckerlehre, doch 1955 entschied sie sich für die Schauspielkarriere. Auf Drängen ihrer Mutter besuchte sie das Reinhardt-Seminar, das sie allerdings für die Dreharbeiten zum Film „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, in dem sie Mary Vetsera spielte, abbrach.

Der große Durchbruch stellte sich allerdings erst in den 1980er-Jahren mit der erfolgreichen TV-Serie „Das Erbe der Guldenburgs“ ein. Der überragende Erfolg mit der Serie „Julia“ öffnete Hörbiger zahlreiche weitere Türen, wie sie anlässlich des Serienendes einmal beschrieb: „Ich bin in der glücklichen Lage, viele Angebote zu erhalten.“ Und diese nützte sie in den vergangenen Jahren: So war sie etwa mit Nikolas Leytners Justizdrama „Die Geschworene“ oder Paul Harathers Thriller „Die Gottesanbeterin“ erfolgreich. Auch die Literaturverfilmung „Besuch der alten Dame“ brachte ihr viele Lorbeeren ein.

Programmhinweis:

Umfangreicher ORF-Programmschwerpunkt zum 80. Geburtstag von Christiane Hörbiger, von 6. bis 16. Oktober 2018 in ORF 2, ORF III und 3sat - mehr dazu in tv.ORF.at.

Ebenso einen Schwerpunkt gibt es im Radio, etwa im Ö1-Morgenjournal - mehr dazu in oe1.ORF.at

Ihr Bühnendebüt als Recha in Lessings „Nathan der Weise“ am Burgtheater im Jahr 1959 verlief zunächst allerdings wenig glanzvoll. Sie erhielt vernichtende Kritiken und wechselte zwei Jahre später an die Städtischen Bühnen in Heidelberg. Über Salzburg, wo sie 1961 als Lottchen in Raimunds „Der Bauer als Millionär“ erstmals neben ihrer Mutter auf der Bühne stand, kehrte sie jedoch wieder ans Burgtheater zurück und spielte dort noch einmal die Rolle der Recha, diesmal allerdings mit großem Erfolg. Dennoch verließ Christiane Hörbiger 1966 erneut ihre Heimatstadt, um dem unentwegten Vergleich mit den Eltern und Geschwistern - auch die beiden Schwestern Maresa Hörbiger und Elisabeth Orth schlugen die Bühnen- und Filmkarriere ein - zu entgehen. Ab 1967 gehörte die Schauspielerin dem Ensemble des Schauspielhauses Zürich an.

Portrait Hörbiger

APA/ Christian Charisius

Christiane Hörbiger im Jahr 2017 bei der Verleihung der Goldenen Kamera für ihr Lebenswerk

Zahlreiche Preise für ihre Rollen

Hörbinger war in erster Ehe mit dem Regisseur Wolfgang Glück verheiratet. Ihr zweiter Mann und Vater ihres Sohnes Sascha, der Schweizer Journalist Rolf R. Bigler, starb 1978. Einen neuen Lebensgefährten fand die Schauspielerin im Wiener Regisseur und Autor Gerhard Tötschinger, der im Sommer 2016 verstarb - mehr dazu in Gerhard Tötschinger ist tot (noe.ORF.at; 10.8.2016). Sie lebte von 1984 bis zu dessen Tode 2016 abwechselnd in Wien, Baden und in Zürich.

Christiane Hörbiger erhielt zahlreiche Preise, u. a. den Bayerischen Fernsehpreis für ihr Lebenswerk, den Adolf-Grimme-Preis, den Karl-Valentin-Orden und den Ernst-Lubitsch-Preis sowie den Deutschen Fernsehpreis in der Kategorie „Beste Schauspielerin Serie“ für ihre Rolle der „Julia“. 2004 wurde sie zur Kammerschauspielerin ernannt, 2009 folgte die Wiener Ehrenmedaille in Gold sowie im selben Jahr die Platin-„Romy“ führ ihr Lebenswerk.

Die wichtigsten Filme mit Christiane Hörbiger

  • 1956 „Kronprinz Rudolfs letzte Liebe“, Regie: Rudolf Jugert
  • 1972 „Versuchung im Sommerwind“, Regie: Rolf Thiele
  • 1992 „Schtonk!“, Regie: Helmut Dietl
  • 1994 „Tafelspitz“, Regie: Xaver Schwarzenberger
  • 1997 „Lamorte“, Regie: Xaver Schwarzenberger
  • 1998-2003 „Julia - Eine ungewöhnliche Frau“, TV-Serie
  • 2001 „Die Gottesanbeterin“, Regie: Paul Harather
  • 2008 „Der Besuch der alten Dame“, Regie: Nikolaus Leytner
  • 2011 „Meine Schwester“, Regie: Sascha Bigler
  • 2012 „Oma wider Willen“, Regie: Sigi Rothenmund
  • 2013 „Schon wieder Henriette“, Regie: Nikolaus Leytner
  • 2016 „Die letzte Reise“, Regie: Florian Baxmeyer
  • 2018 „Die Muse des Mörders“, Regie: Sascha Bigler
  • 2018 „Einmal Sohn, immer Sohn“ , Regie: Thomas Jauch

Eine Auswahl wichtiger Theaterrollen:

  • 1959 Recha in „Nathan der Weise“, Burgtheater
  • 1961 Lottchen in „Der Bauer als Millionär“, Salzburger
    Festspiele
  • 1961-66 Engagement am Burgtheater
  • 1967-85 Engagement am Schauspielhaus Zürich: u.a. Elisabeth in
    „Maria Stuart“, Arkadina in „Die Möwe“
  • 1969-1972 Buhlschaft in „Jedermann“, Salzburger Festspiele
  • 1973 Marie in „Was ihr wollt“, Salzburger Festspiele
  • 1976 Flora Baumscheer in „Der Talisman“, Salzburger Festspiele
  • 1980 Genia Hofreiter, „Das weite Land“, Salzburger Festspiele