Pflegeheimskandal: Weitere Exhumierungen

Im Pflegeheimskandal Kirchstetten (Bezirk St. Pölten) wird es in den kommenden Wochen weitere Exhumierungen geben. In der Causa wurden bereits zwei Leichen exhumiert. Ermittelt wird gegen fünf ehemalige Pflegekräfte.

In den kommenden Wochen sollen die Leichen weiterer ehemaliger Heimbewohnerinnen und Heimbewohner exhumiert werden. Leopold Bien, Sprecher der Staatsanwaltschaft St. Pölten, bestätigte am Freitag einen Online-Bericht des „Kurier“. Darin ist die Rede davon, dass es vermutlich zehn Exhumierungen geben könnte. „Von der Größenordnung ja“, sagte Bien zu der genannten Zahl. Gleichzeitig konkretisierte er gegenüber noe.ORF.at, dass es definitiv zu Exhumierungen kommen werde.

Untersucht werden demnach die Todesursachen von Betroffenen, deren Todeszeitpunkte innerhalb eines Zeitraumes von zwei Jahren liegen. Erste Ergebnisse dürften aber erst in einigen Monaten vorliegen. Dass überlegt werde, ob in der Causa weitere Exhumierungen von anderen möglichen Opfern notwendig seien, hatte Staatsanwalt Karl Wurzer bereits am 23. September gesagt - mehr dazu in Brisantes Gutachten im Pflegeheimskandal (noe.ORF.at; 23.9.2018).

Medikament soll Todeseintritt begünstigt haben

Schon im vergangenen Jahr waren auf Friedhöfen in Niederösterreich und Wien zwei Leichen exhumiert wurden. Bei den Untersuchungen sei laut Gutachten ein entwässernd wirkendes Arzneimittel festgestellt worden, bestätigte die Staatsanwaltschaft St. Pölten vor knapp drei Wochen. Untersucht worden waren die Leichen von zwei Heimbewohnerinnen, die 2015 bzw. 2016 gestorben waren.

Die blutdrucksenkende und damit den Kreislauf schwächende Wirkung eines entwässernden Medikaments könnte „den Todeseintritt (...) erheblich begünstigt haben“, stellte der Gutachter laut „Kurier“ fest, zumal dieses Präparat einer der Frauen in den Monaten vor ihrem Tod nicht verordnet worden sei.

Erhebungen in der Causa richten sich gegen fünf ehemalige Pflegekräfte des Heims. Der Fall war im Oktober 2016 angezeigt worden. Die Mitarbeiter bestritten die Vorwürfe. Im September vergangenen Jahres wurde bekannt, dass zwei der Verdächtigen in der Folge in einer Pflegeeinrichtung in Wien tätig waren. Dies sorgte neben deren kurzfristiger Festnahme für Diskussionen um die rechtlichen Möglichkeiten eines vorläufigen Berufsverbots.

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