Wegen vergifteter Tiere: Jagdaufseher verurteilt

Wegen zahlreicher vergifteter und in Fallen verendeter Tiere im Weinviertel sind zwei Jagdaufseher verurteilt worden. Das wurde am Freitag bekannt. WWF und BirdLife sprachen in einer Aussendung von einem „positiven Signal“.

Die beiden Jagdaufseher müssen wegen Verletzung der Aufsichtspflicht Geldstrafen zahlen, und ihnen wurde die Jagdaufsicht entzogen. Die Vergiftungsfälle im Bezirk Gänserndorf waren bereits im Frühjahr 2016 bekanntgeworden. Die Umweltschutzverbände berichteten von insgesamt mehr als 35 toten Tieren, darunter Katzen, Füchse, Mäusebussarde, Marder und Rotmilane, sowie illegal aufgestellten Fallen mit teilweise qualvoll verhungerten Tieren - mehr dazu in Zistersdorf: Mehrere tote Tiere gefunden (noe.ORF.at; 17.3.2016).

Die Bezirkshauptmannschaft verhängte in der Folge Geldstrafen in Höhe von jeweils 7.500 Euro gegen die beiden damals revierzuständigen Jagdaufseher, diese legten Beschwerde ein. Das Landesverwaltungsgericht Niederösterreich setzte die Beträge in Erkenntnissen von Mai und Juli 2018 auf 5.000 bzw. 1.000 Euro herab. Eine ordentliche Revision ist nicht zulässig.

Tierschutzorganisationen hoffen auf Durchbruch

Für Christina Wolf-Petre vom WWF könnte das Erkenntnis ein entscheidender Durchbruch im jahrelangen Kampf gegen den Einsatz des seit Jahren verbotenen Gifts Carbofuran sein: „Wenn es in Zukunft gelingt, durch engere Zusammenarbeit auch die erforderlichen Beweismittel zu sichern, könnte endlich auch die Spur bis zum Giftleger zurückverfolgt werden.“ Carbofuran verursache bei Missbrauch „fürchterliche Schmerzen und schließlich einen langsamen, extrem qualvollen Tod“, hieß es in der Aussendung. „Carbofuran ist auch für Menschen tödlich und wirkt sogar beim Einatmen toxisch, etwa wenn ein Hund daran schnuppert“, erklärte Wolf-Petre.

Matthias Schmidt von BirdLife begrüßte, dass erstmals in Österreich bei einem Greifvogelverfolgungsfall die Jagdaufsicht zur Verantwortung gezogen werde. „Wir erhoffen uns dadurch eine Verbesserung der dringend nötigen Kontrollfunktion und letztendlich eine Reduktion der Greifvogelverfolgung“, diese stelle die Hauptbedrohung für viele heimische Greifvögel dar.

Landesjagdverband appelliert an Jagdaufseher

Sylvia Scherhaufer, Generalsekretärin des Landesjagdverbands Niederösterreich, appellierte an die Jagdaufseher, ihre Aufsichtspflicht ernst zu nehmen und keine schwarzen Schafe in den eigenen Reihen zu dulden. „Gifteinsatz in der Jagd ist ein offener Rechtsbruch, widerspricht der Weidgerechtigkeit und schadet dem Ruf der Jägerschaft. Wir erwarten uns von allen Jagdaufsehern, dass sie bei illegalen Aktionen in ihren Revieren hart durchgreifen und mit der Polizei zusammenarbeiten. Wir haben großes Interesse daran, dass solchen Menschen das Handwerk gelegt wird“, unterstrich Scherhaufer.

Ein Großteil der Giftverdachtsmeldungen komme von Jägern, hieß es. Auch Spaziergänger sind aufgerufen, tote oder verletzte Tiere - meist Greifvögel - zu melden. Verdachtsfälle können auf der Plattform Kaiseradler.at, via „Birdcrime“-App, telefonisch unter 0660/8692327 oder bei der Gifthotline des WWF und des Landesjagdverbandes unter 0664/9255070 bekanntgegeben werden.