BepiColombo mit heimischer Technik unterwegs

In der Nacht auf Samstag ist die Weltraumsonde BepiColombo vom Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guyana ins All gestartet. Für den Hitzeschutz der Sonde ist ein Unternehmen aus Berndorf (Bezirk Baden) verantwortlich.

Das Ziel der Mission ist es, den Merkur, den kleinsten Planeten des Sonnensystems, zu erforschen. BepiColombo ist ein gemeinsames Projekt der europäischen und japanischen Raumfahrtagenturen ESA und Jaxa. Für den richtigen Weg zum Merkur sorgt ein Lenksystem, das von Österreichs größtem Weltraumtechnikunternehmen, der RUAG Space Austria mit Sitz in Berndorf, entwickelt und gebaut wurde.

RUAG Space ESA Weltraummission Start

ESA/ATG medialab

Eine grafische Darstellung des geplanten Anflugs zum Merkur

Das BepiColombo-Lenksystem besteht aus vier hochpräzisen Positioniermechanismen für die elektrischen Satellitentriebwerke und einer zentralen elektronischen Steuereinheit. Für die Ausrichtung der Solarpaneele lieferte das Unternehmen die Motorsteuerung.

Hitzeschutz bis zu 450 Grad Celsius

Weltraumtechnik „made in Austria“ sorgt auch für den Hitzeschutz der Merkursonde. Die in Berndorf hergestellte Thermalisolation schützt die Sonde vor den extremen Temperaturen im All. „Merkur ist der sonnennächste Planet. Die Sonde muss daher extreme Hitze von über 450 Grad Celsius aushalten“, erläuterte der Geschäftsführer der RUAG Space Austria, Max Kowatsch. Die weißfärbige Thermalisolation besteht außen aus Hochtemperaturisolation aus Keramikfasern und dient gleichzeitig als Schutz gegen Mikrometeoriten.

Im Bereich Thermalisolation ist die RUAG Space Austria europaweiter Marktführer. Nahezu jeder europäische Satellit wird mit Thermalisolation aus Österreich vor extremer Hitze und Kälte im All geschützt. Für BepiColombo lieferte RUAG Space Austria außerdem die Bodenausrüstung und Container für den Transport auf der Erde. Die gesamten Aufträge für BepiColombo belaufen sich auf etwa 33 Millionen Euro. Kowatsch: „Das ist die bisher größte Beteiligung eines österreichischen Unternehmens an einer Wissenschaftsmission der europäischen Weltraumorganisation ESA.“

Sieben Jahre bis zum Merkur

Die Mission BepiColombo ist nach dem italienischen Mathematiker Giuseppe Colombo (1920-1984) benannt. Die Mission besteht aus einer Transportstufe und zwei separaten Orbitern. Nach mehreren Swing-by-Manövern an Erde, Venus und Merkur und nach einer Gesamtflugdauer von sieben Jahren wird die Sonde in eine Umlaufbahn um den Merkur einschwenken.

RUAG Space ESA Weltraummission Start

RUAG

Das Lenksystem von BepiColombo wurde von RUAG Space Austria entwickelt

Mit einer Vielzahl von Instrumenten ausgerüstet werden die beiden Orbiter den Planeten Merkur untersuchen. Dabei wird seine Oberfläche genau kartografiert und ein Höhenprofil angefertigt. Ebenso werden die chemische und geologische Zusammensetzung seiner Oberfläche sowie sein Magnet- und Schwerefeld näher bestimmt.

Die Solarpaneele zur Stromversorgung des europäischen „Planetary Orbiters“, der zur Untersuchung der Oberfläche und der inneren Zusammensetzung des Planeten um den Himmelskörper kreisen wird, werden durch Motorsteuerung aus Österreich ausgerichtet. Der von dieser Elektronik angesteuerte Verstellmechanismus wurde von RUAG Space in der Schweiz entwickelt und gebaut. Somit liegt die Verantwortung für einen wesentlichen Teil der Energiegewinnung des Planetary Orbiters länderübergreifend beim europäischen Satellitenausrüster RUAG Space.

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