ÖBB: Wasserstoff statt Benzin und Diesel

Die Treibstoffpreise sind zuletzt wieder gestiegen und E-Autos haben sich noch nicht durchgesetzt. Die ÖBB brachten zuletzt eine neue Variante ins Spiel und testeten zwischen Wien und Schwechat einen Bus mit Wasserstoffantrieb.

Der Bus der „Vienna Airport Lines“, der zwischen dem Wiener Hauptbahnhof und dem Flughafen Schwechat unterwegs war, habe ausgezeichnete Kritiken bekommen, freut sich ÖBB-Postbus-Geschäftsführerin Silvia Kaupa-Götzl. Sowohl Passagiere als auch Fahrer seien vom beinahe lautlosen Bus „sehr angetan gewesen“. Nun werde das Ergebnis analysiert und eine langfristige Strategie ausgearbeitet.

Wasserstoffbus ÖBB Schwechat Testbetrieb

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Bisher war der Wasserstoffbus testweise zwischen Schwechat und Wien im Einsatz

Kaupa-Götzl machte kein Hehl daraus, dass ihr die Wasserstoffenergie ein Anliegen ist. Grundsätzlich wäre es möglich, die gesamte Airport-Linie, die aus 13 bis 15 Bussen besteht, mit Wasserstoff zu betreiben. Die Kosten sollen jedenfalls noch weiter sinken, als Starthilfe gebe es auch EU-Förderungen. Als nächstes werde mit möglichen Partnern verhandelt, vor allem für die Infrastruktur, denn der Testbus wurde mit Hilfe einer mobilen Tankstelle betrieben.

OMV forschte in Auersthal

Ein solcher möglicher Partner wäre die OMV, die sich schon lange mit dieser Technologie beschäftigt und in Auersthal (Bezirk Gänserndorf) vier Jahre lang eine Versuchsstation betrieb. Überschüssige Elektrizität, die von Windrädern erzeugt wurde, wurde dort in Wasserstoff umgewandelt und in Erdgasspeichern und -leitungen der OMV gespeichert. Der Testbetrieb wurde zwar Ende des vorigen Jahres eingestellt, das Projekt habe aber wesentliche Erkenntnisse für die Zukunft geliefert, heißt von der OMV.

Wasserstoffbus ÖBB Schwechat Testbetrieb

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Die Zahl der Tankstellen - wie hier in Wr. Neudorf - ist in Österreich noch sehr überschaubar

Gegenwärtig ist Wasserstoff aber noch mehr ein Exot. Die OMV betreibt österreichweit fünf Wasserstoff-Tankstellen - die jüngste wurde in Wiener Neudorf (Bezirk Mödling) gebaut. Gerade einmal 21 wasserstoffbetriebene Fahrzeuge gibt es derzeit. Möglich wäre aber viel mehr, betont Johannes Höflinger vom Institut für Fahrzeug- und Automobiltechnik an der Technischen Universität Wien. In Japan werden zum Vergleich pro Jahr 3.000 Wasserstoffautos verkauft. Die Technologie sei jedenfalls ausgereift.

Kosten bleiben größte Hürde

An der TU Wien wird anhand eines Wasserstofffahrzeuges eines japanischen Herstellers geforscht. Die höchste Hürde sind laut dem Wissenschaftler die Kosten. Denn wasserstoffbetriebene Autos kosten drei Mal so viel wie Pkws mit Benzin- oder Dieselmotoren. Der Betrieb sei aber kaum billiger, dazu fehle ein ausgedehntes Netz an Tankstellen.

Wasserstoffbus Post Schwechat Testbetrieb

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Der Antrieb funktioniert ähnlich wie bei E-Fahrzeugen

Der Antrieb funktioniert, indem Wasserstoff, der zuerst aus Elektrizität gewonnen wurde, über eine Brennstoffzelle wieder in Elektrizität zurückverwandelt wird. Im Betrieb ähnelt ein Wasserstoff-Auto einem E-Fahrzeug. Nur - und hier sieht der Techniker den Vorteil: Wasserstoff ist in wenigen Minuten getankt, ähnlich Benzin, während E-Autos mindestens 20 Minuten aufgeladen werden müssen.

Tanks werden beschossen

Höflinger tritt auch den immer wiederkehrenden Gerüchten, Wasserstoff-Autos seien gefährlich, entgegen. Die Tanks im Auto würden verschiedenen Härtetests unterzogen, unter anderem werden sie beschossen und von Hochhäusern geworfen. Zudem verflüchtige sich Wasserstoff, wenn er freigesetzt wird, sofort in die Atmosphäre.

Abgesehen davon, dass Wasserstoff-Pkw teuer und nur sehr schwer zu bekommen sind, fehlt auch die nötige Infrastruktur, um sie problemlos zu betreiben. Die Technologie sei zwar eine Alternative für die Zukunft, betonen sowohl die Wasserstoff-Busbetreiber von den ÖBB als auch der Forscher. Um solche Fahrzeuge „massentauglich zu machen“, werde es aber politische Anschubhilfen brauchen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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