Riesennase wird zur Pilgerstätte

Die vier Meter hohe und zehn Meter breite Betonnase bei der Wachauer Fährstation St. Lorenz (Bezirk Krems) wurde 2014 noch belächelt. Mit den „Nasenspielen“ hat Ursula Strauss dort nun das Kultur-Festival „Wachau in Echtzeit“ eröffnet.

Rüssel, Zinken, Riecher, Zacken: Sie hat viele Namen. Bei Gogol flieht sie, bei Pinocchio wächst sie und bei Cyrano de Bergerac ist sie nicht zu übersehen. Sie kann laufen, man kann auf ihr herumtanzen und in ihr verliert sogar der erhobene Zeigefinger seine Bedeutung. Bei ihrem Anblick stellt mancher sich gar philosophische Fragen, wie: „Warum laufen Nasen und riechen Füße?“ und „Wer ist dieser Johannes?“ Kein Wunder also, dass man der Nase damals in der Wachau ein Denkmal setzte und dass dieses nun zur Pilgerstätte für das Kultur-Festival „Wachau in Echtzeit“ geworden ist.

„Auf der Suche nach besonderen Spielorten“

Mit gestrickten „Nasenwärmern“ ausgerüstet trotzte man sogar dem Regen. „Wir waren für ‚Wachau in Echtzeit‘ auf der Suche nach besonderen Spielplätzen und Spielorten. Dieses Jahr haben wir endlich verwirklicht, was ich mir von Anfang an gewünscht habe: nämlich draußen etwas aufzuführen. Dafür passt die Nase perfekt“, sagt Intendantin Ursula Strauss, die bei bei den „Nasenspielen“ mit ihrem Schauspielkollegen Christian Dolezal gemeinsam auf der Bühne stand.

Nasenspiele Wachau in Echtzeit Ursula Strauß

ORF

Die „Wachauer Nase“ diente als Kulisse

Im Zentrum der Aufführung stand Nikolai Gogols skurriles Stück „Die Nase“, in dem ein Mann seine Nase verliert und ihr später auf der Straße begegnet. Aber auch andere Texte und Lieder wurden extra für die „Wachauer Nase“ ausgesucht, die in die Texte verwoben wurde und daher mehr war als bloß Kulisse. „Wir versuchen die ganze Zeit, das Programm wirklich auf die Orte abzustimmen. Die Künstler machen die Programme oft direkt für den Ort - und die Nasenspiele sind ein typisches Zeichen dafür“, so Alexander Hauer, der künstlerische Koordinator der Festspiele.

„Uschi and Friends“

Auch das weitere Festival-Programm ist sehr bunt: Vom amüsanten Musiktheater bis hin zu gesellschaftspolitischen Stoffen – etwa anlässlich des hundertjährigen Frauenwahlrecht-Jubiläums. Gemeinsam mit Freundinnen und Freunden, Künstlerkolleginnen und -kollegen sowie Wegbegleiterinnen und -begleitern gestaltet Intendantin Ursula Strauss heuer elf Veranstaltungen, oft an ungewöhnlichen Spielstätten in der Wachau, die nicht als Theaterräume konzipiert wurden.

Nasenspiele Wachau in Echtzeit Ursula Strauß

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Ursula Strauss

In den kommenden Wochen kann man etwa die musikalische Lesung „Jelinek trifft Schuhbert“ auf der Ruine Aggstein (Bezirk Melk, 28.10.2018) ansehen, das Musik-Kabarett „Was Sie noch nie über Musik wissen wollten“ in der Römerhalle in Mautern (Bezirk Krems, 03.11.2018) oder die Kriegs-Tragödie „Die letzten Tage der Menschheit“ in der Kremser Minoritenkirche mit Erwin Steinhauer (10.11.2018).

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