IV-NÖ: Kritik am Zwölf-Stunden-Tag „Propaganda“

Gewerkschaft und Arbeiterkammer kritisieren nach wie vor den Zwölf-Stunden-Tag. Der Präsident der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IV-NÖ), Thomas Salzer, verteidigte das Gesetz und sprach von „Propaganda der Gewerkschaft“.

Die Kritik am neuen Arbeitszeitgesetz reißt nach den ersten Vorfällen, bei denen Arbeitnehmer per Vertrag ihre Zustimmung zu möglichen Überstunden geben mussten, nicht ab. Gewerkschaft und Arbeiterkammer pochen daher vehement auf Nachschärfungen beim Kündigungsschutz. Thomas Salzer kann die Vorwürfe nicht nachvollziehen. Das Gesetz führe keinen generellen Zwölf-Stunden-Tag und auch keine generelle 60-Stunden-Woche ein. „Es wird niemandem etwas weggenommen, Überstunde bleibt Überstunde“, sagte Salzer bei der Vollversammlung der Industriellenvereinigung Niederösterreich (IN-NÖ) am Mittwochabend in St. Pölten.

Das neue Gesetz schaffe laut Salzer für die Betriebe hingegen „mehr Flexibilität und gibt uns Rechtssicherheit“. Zudem verschiebe das neue Gesetz die Zustimmung zu Sonderüberstunden vom Betriebsrat zum Mitarbeiter. Der Bundesregierung sprach Salzer dafür Lob aus, denn diese habe erkannt, „wie wichtig die Industrie für unseren Alltag und unseren Wohlstand ist“ und längst angekündigte Reformen umgesetzt: „Das neue Arbeitszeitgesetz war ein absolut notwendiger Schritt, um den Anforderungen der modernen Arbeitswelt gerecht zu werden.“

Datensicherheit fordert Betriebe heraus

„Ohne Fortschritt werden wir im internationalen Wettbewerb abgehängt", warnte der IV-NÖ-Präsident. Doch damit Fortschritt möglich sei, würden Unternehmen Planungssicherheit, die besten Köpfe und die richtigen Rahmenbedingungen benötigen. Das Motto der heurigen Vollversammlung war deshalb „Fortschritt? Aber sicher!“. Denn wegen der zunehmenden Digitalisierung nehme die Datensicherheit eine immer größere Bedeutung für den Wirtschaftsstandort ein.

Industriellenvereinigung Generalversammlung 12-Stunden-Tag

IV-NÖ/Andi Bruckner

Die Vollversammlung der Industriellenvereinigung Niederösterreich fand heuer im Museum Niederösterreich in St. Pölten statt

Das Innenministerium biete deshalb etwa Planspiele an, bei denen Hackerangriffe auf Unternehmen simuliert werden, um Sicherheitslücken aufzudecken, erklärten Landespolizeidirektor Konrad Kogler und Josef Riedinger, Leiter der Cybercrime Unit des Landeskriminalamts, in ihrem Gastreferat. "Dazu zählen etwa ein Passwortdiebstahl im großen Stil oder ungewollte Geldtransaktionen von Unternehmenskonten an Cyberkriminelle. Die Teams, die den Angriff abwehren sollen, bestehen aus Experten aus den Bereichen IT, Recht, Öffentlichkeitsarbeit und Krisenmanagement“, so Riedinger.

Betriebe ringen um Fachkräfte

Eine zweite Herausforderung betreffe laut Salzer das Bildungssystem. „Wir müssen hinterfragen, ob unser Bildungssystem für die Zukunft gerüstet ist.“ Grund zur Sorge bereite dem IV-Präsidenten, dass acht von zehn Industriebetrieben derzeit Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften im technischen Bereich hätten. Außerdem gebe es immer noch viel zu wenig Maturantinnen und Maturanten, die sich für ein technisches Studium entscheiden.

Lob gab es für die Landespolitik. Das Kooperationsabkommen, das Industrie und Land im Vorjahr abschlossen, zeige bereits positive Wirkungen, etwa im Bereich Bürokratieabbau oder digitale Einreichung, betonte Salzer: "Trotzdem müssen wir weiter daran arbeiten, dass unsere Verwaltung effizienter wird, wir müssen die Lehrlings- und Fachkräfteoffensive weiterverfolgen und Niederösterreich als Hightech-Standort weiterentwickeln.“ Für Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) werde "der Erfolg des Landes wesentlich vom Erfolg unserer Industriebetriebe getragen.“

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