Missbrauchsvorwurf: Stift zieht Konsequenzen

Im Fall des mutmaßlichen sexuellen Missbrauchs im Stift Klosterneuburg im Jahr 1993 liegt nun ein Expertenbericht vor. Das Stift zieht daraus die Konsequenz und legt ein Maßnahmenpaket gegen Missbrauch vor.

Aus dem Bericht geht hervor, dass es zwar keine Beweise für ein bewusstes Fehlverhalten der damals im Stift Verantwortlichen gibt. Allerdings sei nicht so gehandelt worden, wie es nötig gewesen wäre. Laut dem Bericht wurde das Stift Klosterneuburg im Laufe des Sommers 2017 mit dem Umstand konfrontiert, dass es im Zusammenhang mit einem Fall sexuellen Missbrauchs durch einen Kleriker des Stiftes aus dem Jahr 1993 auch zu möglichem Fehlverhalten des Stiftes bzw. einzelner Verantwortungsträger des Stiftes gekommen sein könnte.

Stift schnürt Maßnahmenpaket gegen Missbrauch

Aufgrund der erhobenen Vorwürfe veranlasste der Kapitelrat des Stiftes Klosterneuburg eine umfangreiche Aufarbeitung dieses konkreten Falles durch externe Fachleute. Diese Expertengruppe setzte sich aus Brigitte Dörr, Büroleiterin der Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft, Reinhard Haller und Kurt Scholz von der Unabhängigen Opferschutzkommission sowie Beatrix Mayrhofer, Präsidentin der Vereinigung der Frauenorden Österreichs, zusammen.

Im Bericht kommt die Expertengruppe zu dem Schluss, dass auf der einen Seite keine Beweise für bewusstes und zielgerichtetes Fehlverhalten des Stiftes oder einzelner Verantwortungsträger identifiziert werden konnten. Gleichzeitig wird festgestellt, dass strukturelle Schwächen im Aufnahmeverfahren, in der Personalentwicklung sowie in der Prävention und des Opferschutzes den gegenständlichen Anlassfall begünstigt haben könnten.

Vier Maßnahmen beschlossen

Auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse und der Empfehlungen der Expertengruppe beschloss der Kapitelrat des Stiftes Klosterneuburg mehrere Maßnahmen. Das Plenarkapitel, die Vollversammlung aller Mitglieder der Stiftsgemeinschaft, wurde darüber in Kenntnis gesetzt.

  • Installierung eines Präventionsbeauftragten
  • Benennung einer Meldestelle für Verdachtsfälle
  • Ausarbeitung eines Konzeptes zur Personalentwicklung und Überarbeitung des Aufnahmeprozesses
  • Erarbeitung von regelmäßigen, verpflichtenden Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen

Das Maßnahmenpaket werde nun Schritt für Schritt umgesetzt. Der Propst des Stiftes Klosterneuburg, Bernhard Backovsky, hat die Fertigstellung des Berichtes laut Angaben eines Sprechers zum Anlass genommen, sich in einem persönlichen Gespräch mit dem Opfer des Jahres 1993 für die moralische Schuld, die das Stift allenfalls zu verantworten hat, zu entschuldigen.

„Uns als Priestergemeinschaft ist es in hohem Maße bewusst, dass wir sowohl für Strukturen, wie auch für den Geist und das Selbstverständnis Verantwortung tragen, in denen priesterliches Engagement und Seelsorge erfolgen. Wir bedauern den Fall aus dem Jahr 1993 außerordentlich und hoffen, mit den nun definierten Maßnahmen geeignete Schritte zu setzen, ähnliche Vorfälle bestmöglich zu verhindern. Beziehungsweise sollte es dennoch dazu kommen, den Betroffenen bestmöglich zu helfen“, erklärte Backovsky.

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