Iran-Sanktionen zerstören Hoffnungsmarkt

Der Iran galt 2016 als großer Hoffnungsmarkt für die heimische Wirtschaft. Die westlichen Länder hatten damals die Sanktionen gelockert, die Betriebe spekulierten mit großen Aufträgen. Die Ausbeute bisher ist aber ernüchternd.

„Meine Geschäftsbeziehungen liegen alle auf Eis“, erzählt Helmut Forstner aus Amstetten, der sich mit seinem Unternehmen auf die Planung und Konstruktion von Glasfassaden spezialisierte. Dank seines patentierten Verfahrens kann der 63-Jährige Fassaden auch in unkonventionellen Formen bauen. Auf seiner Referenzliste stehen Projekte auf der ganzen Welt. Große Hoffnungen setzte Forstner auch in den Iran, wo er vor zwei Jahren bereits erfolgreich ein Shopping Center mitaufbauen konnte.

Iran Geschäfte Forstnerglass Compact Milling Systems

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Helmut Forstner war im Iran bereits am Bau eines Shoppingcenters beteiligt

„Wir haben natürlich versucht, daran weiterzuarbeiten“, schildert der Unternehmer. Bei vielen Projekten wurden Offerte über mehrere Millionen Euro gemacht. „Es war auch geplant, dort Teile unserer Produkte zu produzieren, um eine bessere Marktdurchdringung zu erreichen und billiger anbieten zu können, mit weniger Vorlauf in der Lieferzeit.“ Aber soweit sei es am Ende gar nicht gekommen, die Kunden hätten sich schließlich einfach nicht mehr gemeldet.

„Leute haben kalte Füße bekommen“

Den Grund dafür sieht Forstner vor allem darin, dass die Sanktionen gegen den Iran nicht wie versprochen aufgehoben wurden. Vor allem beim internationalen Zahlungsverkehr habe es immer wieder Probleme gegeben. Anfang des heurigen Jahres kam zusätzlich noch ein starker Währungsverfall hinzu. „Es gab Einbußen von 65 Prozent. Die begonnenen Projekte konnten dadurch nicht mehr ausfinanziert werden. Die Leute haben kalte Füße bekommen, diese Projekte tatsächlich zu Ende zu führen“, so Forstner zu noe.ORF.at. Die Geschäftsbeziehungen in den Iran legte Forstner deshalb vorerst auf Eis.

Niederösterreich sondiert Hoffnungsmarkt

Um Kontakte zu knüpfen und Aufträge zu erhalten, reiste vor zwei Jahren auch eine heimische Wirtschaftsdelegation in den Iran.

Keine Geldgeschäfte mit dem Iran möglich

Seit mehr als zwei Jahren hofft auch die Firma Compact Milling Systems aus Raabs an der Thaya (Bezirk Waidhofen an der Thaya) im Iran auf das große Geschäft. Das Unternehmen produziert Getreidemühlen, die in Containerform gebaut und damit einfach transportiert werden können. Die Nachfrage sei mittlerweile groß, ins Geschäft kam man mit lokalen Firmen aber noch nicht. „Es dauert, einen neuen Markt zu erschließen, man muss Kunden kennenlernen, das Vertrauen gewinnen und sich einen Namen machen, das haben wir jetzt geschafft“, freut sich Exportleiter Paulus Ruttin.

Doch Anfang November verschärften die USA wieder die Sanktionen gegen den Iran. Ein Geschäft ist unter diesen Umständen auch für heimische Betriebe praktisch unmöglich, denn alle Firmen, die sich den Sanktionen nicht beugen, werden hart bestraft, indem sie keinen Zugang mehr zum US-Finanzsystem bekommen und damit auch keine Geschäfte in US-Dollar abwickeln können. „Österreichische Banken dürfen aus dem Iran kein Geld annehmen und alle iranischen Banken sind sanktioniert. Ohne Risiko können wir daher kein Geschäft machen“, zeigt sich Ruttin resigniert.

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Mit seinen kompakten Getreidemühlen hat das Unternehmen Compact Milling Systems einen großen Marktvorteil

Bisher investierten die Waldviertler mehrere zehntausend Euro in Messen oder in den Kontaktaufbau. Dieser Aufwand soll nun zwar reduziert werden, ganz aufgeben will man den Markt aber nicht: „Wir hoffen, dass die Sanktionen - so schnell wie sie gekommen sind - auch wieder verschwinden. Mit 80 Millionen Einwohnern und veralteter Technik (im Iran, Anm.) sehen wir ein riesiges Potenzial.“ Die Firma versucht deshalb Wege zu finden, wie man die Sanktionen doch umgehen könnte.

Goldgräberstimmung im Iran ist längst vorbei

Im Vorjahr exportierten niederösterreichische Betriebe Waren im Wert von knapp 54 Millionen Euro in den Iran. Dieser bleibt damit in der Statistik der wichtigsten Wirtschaftspartner weit abgeschlagen. Das wird sich wegen der neuerlichen Sanktionen so schnell auch nicht ändern, heißt es aus dem Büro von Wirtschaftslandesrätin Petra Bohuslav (ÖVP): „Das zarte Pflänzchen der wirtschaftlichen Kooperation, das durch die Beendigung der Sanktionen im Jahr 2015 gestartet wurde, ist definitiv in Gefahr.“

Die „Goldgräberstimmung“ im Iran vor zwei Jahren, als sich dutzende Wirtschaftsdelegationen Tag für Tag die Türklinke in die Hand gaben, ist jedenfalls verflogen. Auch der Exportschub, den sich das Land erhofft hatte - ein Exportvolumen von 100 Millionen Euro bis 2021 - blieb vorerst aus. Die Wirtschaftsagentur des Landes, ecoplus, will den Exportmarkt Iran zwar noch nicht aufgeben. Im Tagesgeschäft konzentriert man sich aber längst auf andere Märkte, etwa China oder Frankreich.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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