Niederösterreich ist „Sprengmeister“

Der Entminungsdienst des Bundesheeres ist alleine im Oktober in Niederösterreich 69 Mal ausgerückt. Das sind so viele Einsätze wie in keinem anderen Bundesland. Meist werden die Kriegsrelikte bei Bauarbeiten entdeckt.

Streubomben, Fliegerbomben oder Granaten werden oft von Wanderern oder Spaziergängern gefunden, vor kurzem nahm ein Zehnjähriger von einem Spaziergang am Bisamberg (Bezirk Korneuburg) eine Granate mit nach Hause. Mehr als 450 Mal mussten die Experten des Entminungsdienstes in Niederösterreich heuer bereits ausrücken. Dass es im Bundesland besonders viele Einsätze gibt, liegt nach Angaben des Bundesheeres vor allem daran, dass Wiener Neustadt während des Zweiten Weltkriegs Hauptluftangriffsziel der Alliierten war.

kontrollierte Sprengung

APA/ Robert Jäger

Eine kontrollierte Sprengung auf dem Truppenübungsplatz Allentsteig

Zwei Sprengtermine pro Jahr

Im vergangenen Jahr musste der Entminungsdienst österreichweit insgesamt 30 Tonnen an Kriegsrelikten bergen, abtransportieren und vernichten. Gesprengt wird am Truppenübungsplatz Allentsteig (Bezirk Zwettl). All jenen, die Kriegsrelikte entdecken, raten die Experten dringend, die Gegenstände unverändert liegen zu lassen und den Entminungsdienst des Bundesheers zu verständigen.

Bereits seit 1945 wird in Allentsteig Kriegsmaterial vernichtet. Die auf dem Areal lebenden Tiere haben sich laut den Experten mittlerweile daran gewöhnt. So komme es beispielsweise vor, dass schon wenige Minuten nach der Detonation wieder Hasen über den Sprengplatz hoppeln, sagte Werner Tobisch, stellvertretender Leiter des Entminungsdienstes. Zweimal im Jahr wird in Allentsteig gesprengt - „das ist die sicherste Methode“, erläuterte Tobisch.

Granaten in einer Grube/ kontrollierte Sprengung

APA/ Robert Jäger

Die kontrollierte Sprengung von Kriegsrelikten wird vorbereitet

Munition, die „handhabunsicher“ ist, wird von den Experten direkt am Fundort vernichtet. 31 Mal musste der Entminungsdienst im Vorjahr Kriegsrelikte an Ort und Stelle sprengen. Munition, die transport- und lagerfähig ist, wird in einem Lager im südlichen Niederösterreich zwischendeponiert, bevor sie in Allentsteig gesprengt wird. 1.067 Fund- und Wahrnehmungsmeldungen gab es im Vorjahr. Die Bergung von aufgefundenen Kriegsrelikten erfolgt kostenlos.

Wieviel Kriegsmaterial noch in Österreich vorhanden ist, „lässt sich nicht seriös sagen“, so Tobisch. Ein Ende des Einsatzes des Entminungsdienstes sei jedenfalls nicht absehbar, sagte der Leiter des Entminungsdienstes, Wolfgang Korner. Er sei jedenfalls immer „glücklich, wenn es vorbei ist und die Sprengung ohne Probleme erfolgt ist“.

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