Klosterneuburgs fehlender Puzzleteil

Als das Bundesheer die Klosterneuburger Magdeburg-Kaserne geräumt hat, ist das für viele im ersten Augenblick ein Schock gewesen. Nun soll dort ein neuer Stadtteil entstehen, der wie ein fehlender Puzzleteil die Stadt mit der Donau verbindet.

Drei Jahre ist es her, seit das Bundesheer die Magdeburg-Kaserne endgültig räumte. Seitdem nagt der Zahn der Zeit dort schnell und gründlich. Die früheren Heeresgebäude verfallen zusehends, warten aber ohnehin nur noch darauf, abgerissen zu werden. Unter Denkmalschutz stehen sie nicht.

Kaserne Klosterneuburg

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Als im Jahr 2012 der Verkauf des Geländes durch die Bundesimmobiliengesellschaft beschlossen wurde, war die erste Reaktion Schockstarre - so beschreibt es Bürgermeister Stefan Schmuckenschlager (ÖVP). Immerhin gehörten die Soldaten dort seit fast 150 Jahren zum Stadtbild, in den vergangenen 50 Jahren die Pioniere des Bundesheeres.

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„NÖ Heute“, 25.11.2018

Inzwischen aber hat sich das 120.000 Quadratmeter große Gelände zum Hoffnungsgebiet der Stadt entwickelt. Denn im Jahr 2015 kaufte das Stift Klosterneuburg zehn der zwölf Hektar. Die restlichen zwei Hektar wurden von der Stadt erworben. Zusammen soll das Areal jetzt entwickelt werden. Bürgermeister Schmuckenschlager spricht von einer engen Zusammenarbeit mit dem Stift. Er sei froh über diese Konstellation. Man habe ein seriöses Gegenüber, was wichtig sei für die Zukunft dieses neuen Stadtteiles, denn die Stadt habe nicht die finanziellen Möglichkeiten gehabt, mitzubieten, so Schmuckenschlager.

Stadt direkt an der Donau

Nach einem Bürgerbeteiligungsprozess und mehreren Architekturwettbewerben wuchs das Projekt schon zum Modell. Man habe auch das Miteinander im Gemeinderat gesucht und ein breites Einverständnis gefunden, sagt der Bürgermeister. Sechs Großraumwohnbauten für gut 2.500 Bewohner werden in einem sehr grünen Umfeld angesiedelt - und zwar völlig autofrei mit Anbindung an die nahe S-Bahn.

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Dazu kommen Geschäfte, Gastronomie, Volksschule, Kindergarten, ein privates Gymnasium und ein Wirtschaftshof mit Parkgarage - und das alles erstmals mit direkter Anbindung der Stadt an die Donau. Bisher war das nur beim Strombad Kritzendorf und der dortigen Feriensiedlung der Fall.

Mögliche Altlasten als Restrisiko

Von einer einzigartigen Möglichkeit zur Stadtentwicklung spricht Christoph Kaufmann, geschäftsführender Gemeinderat (ÖVP) und Leiter der Steuerungsgruppe. Wo habe man sonst die Möglichkeit, mitten in der Stadt auf der grünen Wiese einen eigenen Stadtteil entwickeln zu können? Allerdings sind Wiesen auf Kasernengrund nicht immer nur grün, Altlasten wären keine Überraschung. Das werde auch laufend untersucht, meint Kaufmann, man gehe aber derzeit nicht von gravierenden Kontaminierungen aus.

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Ein Modell des geplanten Stadtteils

Die ohnehin hohen Preise fürs Wohnen sollen nicht noch weiter angeheizt werden. Deshalb werden teure Wohnungen mit billigeren gemixt sein, so Bürgermeister Schmuckenschlager. Über die Raumplanung werde ein Anteil an Sozialwohnungen eingerechnet, der einem Viertel der jetzt in der ganzen Stadt vorhandenen Sozialwohnungen entspreche.

Option für Umweltbundesamt

Noch offen ist, ob dort auch der neue Standort des Umweltbundesamtes entstehen wird, das von Wien nach Klosterneuburg übersiedelt. Die Möglichkeiten an Fläche und Verkehrsanbindung sprechen dafür, Entscheidung ist aber noch keine gefallen. Die nächste Stufe im Plan ist die Umwidmung des Geländes im nächsten Jahr. Bis das Gesamtprojekt verwirklicht ist, wird es sicher noch zehn bis 15 Jahre dauern.

Robert Salzer, noe.ORF.at