AK: Niedrigverdiener verdienen immer weniger

Das Einkommen der Niedrigverdiener in Niederösterreich ist in den vergangenen zehn Jahren um 0,7 Prozent gesunken, zeigt eine Analyse der Arbeiterkammer Niederösterreich. Laut AK sind diese besonders von Preissteigerungen betroffen.

Das Einkommen jener zehn Prozent der Menschen, die in Niederösterreich am wenigsten verdienen, beträgt pro Monat durchschnittlich 959 Euro. Davon geben sie laut Arbeiterkammer Niederösterreich (AKNÖ) fast alles für Grundbedürfnisse aus, doch in den vergangenen zehn Jahren sind genau diese Kosten vergleichsweise stark gestiegen, zeigt eine aktuelle Analyse.

Zahl der „Working Poor“ steigt an

Lebensmittel kosten heute um 23 Prozent mehr als vor zehn Jahren, Wohnen kostet um 26 Prozent mehr, berichtet die Arbeiterkammer. „Diese Menschen sind besonders von Preisentwicklungen betroffen“, sagt Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich. Bei der Präsentation der Einkommensanalyse für das Jahr 2017 am Montag forderte er eine Anpassung der Löhne und Gehälter: „Hier hinken die Löhne und Gehälter der Entwicklung permanent hinterher, und da muss man ganz einfach gegensteuern.“

Laut AKNÖ steigt nämlich auch die Zahl der „Working Poor“ in Österreich immer weiter an. 160.000 ganzjährig Erwerbstätige bundesweit würden so wenig verdienen, „dass sie gerade noch überleben können“, sagte Wieser am Montag. Diese Entwicklung sei nicht hinnehmbar. Er fordert, dass es keinen Kollektivvertrag unter 1.700 Euro Mindestlohn mehr gibt.

NÖ bei mittlerem Einkommen nur auf Platz sechs

Betrachtet man das gesamte mittlere Nettoeinkommen, so verdienten die Niederösterreicher im Vorjahr um zehn Euro weniger als noch 2016. Im Bundesländervergleich fällt Niederösterreich damit auf Platz sechs und wird von Salzburg überholt. Innerhalb des Bundeslandes Niederösterreich ist das Mostviertel die einkommensstärkste Region, denn dort liegen jene drei Bezirke mit dem höchsten mittleren Einkommen: Amstetten, Waidhofen an der Ybbs und Scheibbs. Dass das mittlere Einkommen hier zwischen 2.251 und 2.354 Euro beträgt, liegt vor allem am hohen Industrieanteil.

Einkommensschwächster Bezirk bleibt Krems Land. „Denn hier ist ein Viertel der Beschäftigten in der Land- und Forstwirtschaft tätig, und diese Branche ist traditionell schlechter bezahlt“, sagt Matthias Koderhold, Wirtschaftsexperte der Arbeiterkammer.

Frauen verdienen um ein Drittel weniger als Männer

Frauen verdienten in Niederösterreich 2017 um ein Drittel weniger als Männer. Das liege einerseits daran, dass viele Teilzeit oder in schlechter bezahlten Branchen tätig sind, heißt es. Doch darüber hinaus seien manche Einkommensunterschiede auch auf unterschiedliche Entlohnung aufgrund des Geschlechts zurückzuführen. „Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit müsste eigentlich im dritten Jahrtausend schon erledigt sein“, kritisiert Markus Wieser. Im Vergleich zu 2016 verbesserte sich der Netto-Einkommensunterschied zwischen Frauen und Männern 2017 nicht.