Warum Niederösterreich als Klimavorbild gilt

Bei der UN-Klimakonferenz in Kattowitz (Polen) wird diskutiert, wie man dem Klimawandel gegensteuern kann. Als Vorbild wurde Niederösterreich genannt. Landesrat Pernkopf (ÖVP) fordert: „Wir müssen vom Reden ins Tun kommen.“

Kattowitz liegt mitten im Herz der Kohleindustrie, die mehr als 80 Prozent des Energieverbrauchs deckt. Hier soll der ökologische Durchbruch gelingen. Vor drei Jahren hatten sich die knapp 200 Mitgliedsstaaten bei der UN-Klimakonferenz in Paris geeinigt, den globalen Temperaturanstieg deutlich unter zwei Grad zu halten. Ideal wären sogar nur 1,5 Grad, hatte es damals geheißen. In Kattowitz geht es nun darum, sich auf konkrete Maßnahmen zu einigen, beziehungsweise zu klären, wie diese finanziert werden.

Klimakonferenz Polen Katowice NÖ

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Die Region um Kattowitz gilt als das Herz der polnischen Kohleindustrie

In Niederösterreich wird der Strombedarf seit drei Jahren bilanziell über das Jahr gesehen zu 100 Prozent durch erneuerbare Energieträger gedeckt. Im Vorjahr wurde zudem ein generelles Ölheizkesselverbot im Neubau beschlossen. Diese Maßnahmen blieben auch bei der Weltklimakonferenz nicht unerwähnt. Doch gerade deshalb brachte die niederösterreichischen Delegation eine klare Botschaft mit: „Wir müssen endlich vom Reden zum Tun kommen“, forderte Umweltlandesrat Stephan Pernkopf (ÖVP).

Heiße Verhandlungsphase

Seit Dienstag geht die Klimakonferenz in die heiße Endphase, verhandelt wird auf höchster Ebene. Im großen Plenum wurden erstmals die gegenseitigen Vorstellungen präsentiert. Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), die bei der Klimakonferenz als Ratsvorsitzende im Namen aller EU-Staaten sprach, war trotz der konkreten Maßnahmen etwas zurückhaltend: „Wir wollen volle Transparenz und ein Regelbuch für das Pariser Abkommen, auf das sich alle Staaten am Ende einigen müssen“, sagte sie.

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Delegationen aus knapp 200 Staaten verhandeln derzeit über konkrete Maßnahmen

Im Details spießt es sich aber noch, vor allem auch, weil die Wünsche der knapp 200 Delegationen teilweise auseinandergehen. Während die entwickelten Länder konkrete Ideen und Maßnahmen einfordern, wollen viele andere Staaten bei der Klimakonferenz möglichst viele Finanzierungszusagen erreichen, ohne selbst investieren zu müssen. Neben den konkreten Maßnahmen soll die Konferenz deshalb auch dazu dienen, eine Finanzierungsstrategie für die Entwicklungsländer vorzulegen.

Bürger und Regionen einbinden

Laut Pernkopf ist es gerade deshalb wichtig aufzuzeigen, dass es durchaus gelingen kann. In Niederösterreich habe sich vor allem bewährt, neben den einzelnen Fördermaßnahmen des Landes, die Bürger und Gemeinden einzubinden: „Die Motivation geht aus meiner Sicht nur von der Basis aus, weil dort auch jene sind, die es umsetzen können. Jeder kann etwas zu einer sauberen Umwelt beitragen.“ Das betonte auch Köstinger in den Plenarsitzungen immer wieder.

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Beim Österreich-Stand präsentierten mehrere Firmen aus Niederösterreich ihre Produkte, mit denen der ökologische Fußabdruck verringert werden soll

Während die politischen Entscheidungsträger im Plenum diskutieren, präsentieren mehrere Unternehmen gleich konkrete Lösungen. Die britische Firma CCell will etwa die Korallenriffe am Meeresboden wiederbeleben. „Wir können beschädigte Riffe revitalisieren, aber auch komplett neu ansiedeln“, erzählt Tara Massoudi, Leiterin der CCell-Geschäftsentwicklung.

Offene Grenze im Kampf gegen Klimawandel

Die Firma Compact Systems mit Sitz in Gars am Kamp (Bezirk Horn) konzentriert sich auf die Kompostierung von Bioabfällen. In den Deponien würden bislang Gase freigesetzt, „die für die Umwelt viel schädlicher sind, als normale CO2-Emissionen“, erklärt Firmenvertreter Jerzy Goscinski. Die Firma MUT aus Stockerau (Bezirk Korneuburg) präsentierte wiederum nachhaltige Technologien für die Entsorgung und Aufbereitung von Müll. Ideen und Konzepte waren bei der Klimakonferenz somit genügend vorhanden.

Abze Djigma, Prinzessin und Delegierte von Burkina Faso, hat den Glauben an die Klimakonferenz – mit Verweis auf die nachhaltigen Produkte und Ideen der Firmen – noch nicht verloren: „Ich bin zuversichtlich, dass es am Ende eine Lösung geben wird. Wir müssen aber alle zusammenarbeiten und es darf hier keine Grenzen geben, denn das Klima betrifft schließlich uns alle“. Und genau daran wird am Ende auch der Erfolg der Klimakonferenz zu messen sein: Nämlich, wie viele dieser Ideen und Konzepte von den Staaten in Zukunft auch umgesetzt werden.

Stefan Sailer, noe.ORF.at, aus Kattowitz