Zahl der Privatinsolvenzen drastisch gestiegen

Der Kreditschutzverband (KSV) 1870 hat seine vorläufige Insolvenzstatistik für das heurige Jahr präsentiert. Demnach ist die Zahl der Privatinsolvenzen in Niederösterreich aufgrund einer Gesetzesänderung drastisch angestiegen.

Genau 1.545 Privatinsolvenzen wurden laut Bilanz des Kreditschutzverbandes heuer in Niederösterreich registriert. Verglichen zu 2017 sind das um 67 Prozent mehr Verfahren, hieß es in dem Bericht. Neben den gestiegenen Verfahren hat Niederösterreich „mehr als das Doppelte an Schulden zu regulieren. Neben schon einem längerfristig beobachteten demografischen Nachholbedarf an Verfahren, werden auch dramatisch hohe Schulden in einzelnen Fällen verzeichnet“, hieß es seitens des Kreditschutzverbandes. Die Passiva lagen im Vorjahr bei 165 Millionen Euro, heuer bei 376 Millionen. Das entspreche einem Anstieg um 128 Prozent, so der Bericht.

Neues Gesetz ermöglicht schnellere Entschuldung

Erklärbar sind diese Zahlen mit einer Novelle des Insolvenzrechtes, wodurch die Privatinsolvenz einfacher und weniger schmerzhaft für die Betroffenen geworden ist. Denn das im November 2017 in Kraft getretenen Insolvenzrechtsänderungsgesetz (IRÄG 2017) ermöglicht Privatpersonen eine schnellere und leichtere Entschuldung, da die verpflichtende Mindestquote von zehn Prozent sowie die Entschuldungsdauer von sieben Jahren gekippt wurden.

Deswegen warteten viele im Vorjahr noch ab, bevor sie den Privatkonkurs schließlich anmeldeten. Diese Entwicklung schlug sich nun in den Vergleichszahlen nieder. Für das nächste Jahr erwartet der Kreditschutzverband ein Absinken dieser Kurve. Weniger dramatisch sind laut Jahresbilanz die Zahlen der Unternehmenspleiten. Mit 930 sind es um sechs Prozent mehr als 2017, die Passiva betragen 410 Millionen Euro.

Jahresbilanz Kreditschutzverband

APA/ Quelle: APA/ KSV

Firmeninsolvenzen nach Bundesländern sowie Privatkonkurse gesamt mit Veränderung gegenüber 2017 in Prozent

Bundestrend: Rekordjahr bei privaten Pleiten

Auch österreichweit sprach der Kreditschutzverband bei privaten Pleiten von einem Rekordjahr. In Summe wurden heuer 10.118 Privatkonkurse eröffnet. Damit wurde erstmals die 10.000er-Marke geknackt. Der davor höchste Wert lag bei 9.596 Fällen im Jahr 2011. Die Schulden der privaten Zahlungsunfähigen belaufen sich auf 1,9 Mrd. Euro. Auch das ist ein Rekord, denn der bisher höchste Schuldenberg war 2015 „lediglich“ 1,27 Mrd. Euro hoch - mehr dazu in Weniger Firmen-, mehr Privatinsolvenzen (oesterreich.ORF.at; 12.12.2018).

Links: