EVN macht in Polen Klärschlamm zu Geld

Die Aufbereitung von Klärwasser wurde in Polen lange Zeit wenig beachtet. Mittlerweile wird kräftig aufgerüstet, die EVN errichtete und modernisierte bereits 22 Kläranlagen. Nun will man auch den Klärschlamm finanziell verwerten.

Kety, im Süden Polens, 55 Kilometer von Krakau entfernt - hier modernisiert die EVN derzeit die alte Kläranlage und baut sie zudem aus. In Zukunft sollen damit 75.000 Einwohner versorgt werden können. Mittlerweile investieren die Polen - auch dank hoher Förderungen der EU - in das Abwassersystem. Dementsprechend werden die Investitionen von fünf Millionen Euro in Kety vom Europäischen Fonds kofinanziert.

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Fünf Millionen Euro kostet die neue Kläranlage in Kety nahe Krakau

Während in Österreich Kläranlagen auch in kleinsten Gemeinden selbstverständlich sind, galt das für Polen lange Zeit nicht. „Wir haben vor fünf Jahren die Kläranlage in Warschau in Betrieb genommen, davor sind etwa 50 Prozent der städtischen Abwässer ungeklärt geblieben und ungereinigt in die Weichsel geflossen“, erinnert sich Hubertus Schütte, Geschäftsführer der WTE Polen. Mit der neuen Anlage sei das „natürlich nicht mehr der Fall“.

Klärschlamm wurde bisher auf Feldern verstreut

Insgesamt baute oder modernisierte die WTE, eine Tochterfirma der EVN, in Polen 22 Kläranlagen. Bei der Anlage in Kety geht man jetzt sogar schon einen Schritt weiter als bei heimischen Anlagen. Denn neben der maschinellen und elektrotechnischen Ausstattung verantwortet die WTE auch die Schlammbehandlung - also die Verwertung des Klärschlamms, der nach der Reinigung des Abwassers übrig bleibt.

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Die Regeln zum Umgang mit Klärschlamm wurden EU-weit eingeschränkt

Bisher wurde der Schlamm - auch in Niederösterreich - in Deponien gelagert oder einfach auf Feldern ausgebracht. EU-weit wurden die Regeln dafür jedoch verschärft, in Polen wurde das überhaupt verboten. Und das könnte auch in Österreich in naher Zukunft der Fall sein. „Denn der Klärschlamm macht auf den Feldern immer mehr Probleme, vor allem, was die Schadstoffbelastung des Klärschlamms betrifft“, sagt der Technische Vorstand der EVN, Franz Mittermayer.

Ziel ist eine energieautarke Anlage

Die Verbrennung biete sich deshalb laut Mittermayer an, „weil dabei der Phosphor aus dem Klärschlamm herausgefiltert und als Dünger verwendet werden kann.“ Bei der Schlammbehandlung wird der Klärschlamm zuerst entwässert und im Anschluss verbrannt. Die Energie, die bei der Verbrennung entsteht, kann wiederum dazu genutzt werden, die Anlage teilweise selbst zu versorgen. „Das ist auch ein ökonomischer Gewinn“, so Mittermayer, dessen langfristiges Ziel eine energieautarke Anlage ist.

Polen ist aber nicht nur für die EVN ein wichtiger Markt, sondern auch für viele andere Betriebe aus Niederösterreich. Mit einem Exportvolumen von etwa 840 Millionen Euro ist Polen der sechstwichtigste Markt für die heimische Wirtschaft. Und auch wenn das Land in den nächsten Jahren weiter auf Kohle- und Atomenergie setzen will, so gibt es laut Wirtschaftskammer gerade im Umweltbereich auch für heimische Betriebe große Chancen.

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Mit der Energie, die bei der Klärschlammverbrennung entsteht wie hier in Krakau, wird die Anlage teilweise selbst versorgt

Großes Potenzial für heimische Betriebe

Laut dem Wirtschaftsdelegierten für Polen, Karl Schmidt, können die Firmen „mit ihren Technologien auch zur Lösung von Problemen in den Kraftwerken beitragen“. Das beginne bei der Rauchgasentschwefelung, der Kontrolle der Emissionen oder überhaupt Öfen oder Feuerungstechniken zu entwickeln, die die beste Technologie in Europa zu bieten hat. „Und das sind Chancen, die man nutzen kann“, betont Schmidt.

Chancen, von denen nun auch Niederösterreich profitieren soll. Laut Mittermayer gibt es bereits ein konkretes Projekt für die Müllverbrennungsanlage der EVN in Dürnrohr (Bezirk Tulln). In den nächsten Jahren soll diese - als erste in Niederösterreich - mit einer Klärschlammverbrennung kombiniert werden.

Stefan Sailer, noe.ORF.at, aus Kety

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