Schwarz „fassungslos“ über Vorwürfe

Der St. Pöltner und frühere Kärnter Bischof Alois Schwarz hat sich erstmals zu den Vorwürfen gegen ihn geäußert: Er sei „fassungslos“ und habe „erfolgreich gewirtschaftet“. Die Vorwürfe gegen den Zölibat will er nicht auf sich sitzen lassen.

„Ich bin sehr dankbar und froh, dass Papst Franziskus jetzt einen Visitator nach Kärnten schickt, um die Dinge aufzuklären“, sagte Schwarz am Donnerstagnachmittag im Interview mit dem ORF Niederösterreich. „Ich werde von meiner Seite natürlich mithelfen. Wo ich gefragt werde, werde ich Auskunft geben, denn ich kenne die Diözese ja sehr gut und ich weiß, wie wir dort gearbeitet haben und was wir dort alles auf den Weg gebracht haben.“

Wenige Stunden zuvor hatte der Vatikan aus den schweren Vorwürfen, die gegen den ehemaligen Kärntner und nunmehrigen St. Pöltner Bischof erhoben werden, Konsequenzen gezogen: Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner wurde zum Apostolischen Visitator ernannt - mehr dazu in Causa Schwarz: Papst ordnete Visitation an (noe.ORF.at; 20.12.2018).

Alois Schwarz im Interview mit Werner Fetz

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Bischof Alois Schwarz äußerte sich am Donnerstag erstmals zu den Vorwürfen

Schwarz: „Sehr erfolgreich gewirtschaftet“

Das Domkapitel von Gurk erhebt seit Tagen schwere Vorwürfe gegen seinen ehemaligen Bischof. Kritisiert wird seine angebliche Misswirtschaft sowie seine Amts- und Lebensführung. Schwarz hatte sich dazu bis dato nicht geäußert. Am Donnerstag bezog er auch zu den Vorwürfen Stellung: Er sei „fassungslos“, sagte Schwarz im Interview. Er habe versucht, „leidenschaftlich mit den Menschen zu arbeiten, in einem Vertrauensverhältnis mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“.

Auf die wirtschaftlichen Vorwürfe angesprochen, meinte Schwarz: „Über längeren Zeitraum hin denke ich, dass wir in Kärnten eigentlich für die Kirche sehr erfolgreich gewirtschaftet haben und auch das Gut, das uns anvertraut wurde, bewahrt haben.“

„Ein Vorwurf, den ich nicht auf mir sitzen lasse“

Zum Vorwurf, dass er ein Naheverhältnis zu Frauen gehabt haben soll, meinte der Bischof: „Ich habe Frauen in verschiedenen Leitungspositionen gehabt und mir war wichtig, dass es ein Vertrauensverhältnis zu allen leitenden Personen gibt – auch zu den Frauen, die ich beauftragt habe, bestimmte Leitungsaufgaben zu übernehmen.“ Den Vorwurf, das Zölibat gebrochen zu haben, will er nicht auf sich sitzen lassen.

Alois Schwarz im Interview mit Werner Fetz

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Schwarz denkt nicht an einen Rücktritt, sagte er im Interview

noe.ORF.at: Herr Bischof, der Papst hat einen Visitator ernannt, der die Diözese Gurk-Klagenfurt prüfen soll - den Erzbischof von Salzburg. Was sagen Sie zu diesem Entschluss?

Bischof Alois Schwarz: Darüber bin ich eigentlich sehr froh. Ich habe schon im Juli nach Rom an die Bischofskongregation geschrieben, sie mögen sich die Sachverhalte anschauen und eine Stellungnahme abgeben. Und jetzt bin ich dem Papst Franziskus sehr dankbar, dass er den Erzbischof von Salzburg beauftragt hat, als apostolischen Visitator in Kärnten zu schauen, wie dort der Boden aufbereitet wird, damit ein neuer Bischof dort gut starten kann.

noe.ORF.at: Das Domkapitel hat sehr heftige Vorwürfe gegen Sie erhoben – von Misswirtschaft ist die Rede, von Beschlüssen ohne Gremium, von Verlusten. Was sagen Sie zu diesen Vorwürfen?

Schwarz: Ich war manchmal fassungslos, was die Domkapitulare alles formuliert haben, denn wir saßen immer am Tisch zusammen, waren in den Gremien zusammen, im Konsistorium. Also es gab ja viele Begegnungen und wir haben ja vieles in der Diözese Gurk-Klagenfurt miteinander auf den Weg gebracht. Manchmal bin ich fassungslos, was sie alles gesagt haben.

noe.ORF.at: Man will nun Regressforderungen an Sie stellen...

Schwarz: Auch darauf bin ich gespannt...

noe.ORF.at: Es ist die Rede von einem System Schwarz, von einem Abhängigkeitsverhältnis zu einer Vertrauten, deren Gutdünken Sie ausgeliefert gewesen sein. Sehen Sie das auch so?

Schwarz: Ich habe an mehreren Stellen, an Leitungspositionen in der Diözese, Frauen gehabt und immer versucht, ein gutes Vertrauensverhältnis zu meinen Amtsleitern zu haben. Das gilt natürlich auch für die Frauen, die in den verschiedenen Leitungspositionen sind. Auch zur Direktorin des Bildungshauses St. Georgen.

noe.ORF.at: In diesem Zusammenhang gibt es auch den Vorwurf, dass Sie – und ich zitiere – „im Hinblick auf die Zölibatsverpflichtung erpressbar gewesen seien“?

Schwarz: Ich habe versucht, so wie ich es bei der Weihe versprochen habe zu leben und für die Menschen da zu sein - in einer Evangeliums-angemessenen Liebenswürdigkeit mit den Menschen unterwegs zu sein und meine Aufgaben zu erfüllen, die mir als Bischof aufgetragen sind.

noe.ORF.at: Der Vorwurf klingt aber danach, dass Sie den Zölibat gebrochen hätten.

Schwarz: Das ist ein Vorwurf, den ich nicht auf mir sitzen lasse. Ich habe mich immer nach der Ordnung der Kirche verhalten. Ich war so mit den Menschen unterwegs, in korrektem Umfang, mit den Frauen und mit den Männern.

Alois Schwarz im Interview mit Werner Fetz

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Werner Fetz traf Alois Schwarz am Donnerstag zum Interview

noe.ORF.at: Sie haben es schon angesprochen: Es hat eine sehr langjährige Zusammenarbeit mit den Domkapitularen gegeben. Wie erklären Sie sich die Eskalation?

Schwarz: Sie haben jetzt hineingeschaut in das Mensalgut. Das ist etwas, das dem Bischof anvertraut ist. Und da haben sie versucht, die einzelnen Dinge aufzuschlüsseln. Leider haben sie mit mir darüber nicht gesprochen. Es ist schade, dass sie nicht das Gespräch mit mir gesucht haben, wie ich das verstehe, wie das Einzelne zu deuten war. Denn mein Bestreben war immer, dass Gut, das uns die heilige Hemma (Anm.: heilige Hemma von Gurk) anvertraut hat, so zu gestalten, dass es Wertschöpfung in der Region gibt, dass die Bevölkerung merkt, das ist ein kirchlicher Betrieb, bei dem viele Menschen Arbeit haben.

noe.ORF.at: Auch mit Verlusten möglicherweise?

Schwarz: Sehen Sie, das ist so: Ich komme aus der Landwirtschaft. Wenn man eine Aussaat macht, kostet das Geld und dann kommt später die Erntezeit. Bei der Erntezeit denkt man nicht mehr daran, dass die Aussaat Geld gekostet hat. Wenn man wirtschaftet, wenn man Manager eines Betriebs ist, dann muss man Jahre haben, in denen man investiert und Jahre in denen man Gewinne macht. Ich habe das Bildungshaus St. Georgen mit einem ausgeglichenen Budget und mit einer ausgeglichenen Bilanz im Juni übergeben – im Juni 2018 und geprüft haben sie bis Juni 2017.

noe.ORF.at: Es gibt auch Kritik daran, dass Sie so lange geschwiegen haben.

Schwarz: Ich habe mich im Juni an die Bischofskongregation gewandt und gebeten, die vorgesetzte Stelle möge helfen. Und jetzt hat der Heilige Vater entschieden und uns einen Administrator geschickt. Ich habe mich an die Ordnung der Kirche gehalten, wie sie für uns Bischöfe eigentlich üblich ist.

noe.ORF.at: Haben Sie nach dieser Wucht der Vorfälle, nach diesen heftigen Vorwürfen der letzten Tage, auch daran gedacht, zurückzutreten?

Schwarz: Ich bin in meiner Heimat angekommen, in Niederösterreich. Und ich sage Ihnen, ich bin gerne hier. Ich habe gerade auch die Mitarbeiter-Weihnachtsfeier gehabt und ich bin stolz auf die vielen Frauen und Männer, die sich hier für die Kirche engagieren. Ich habe ihnen gesagt: „Wir werden die nächsten Jahre gemeinsam in dieser Kirche arbeiten.“

noe.ORF.at: Aber leidet die Kirche nicht auch in ihrer Glaubwürdigkeit unter derartigen Vorwürfen und Anschuldigungen?

Schwarz: Es ist immer bedauerlich, wenn manche Dinge in der Kirche nicht nach dem Evangelium ablaufen. Das wissen wir. Wir sind keine fehlerfreie Kirche, keine fehlerfreie Gemeinschaft. Aber wir wissen, dass wir mit dem Evangelium, mit der Botschaft des Glaubens, mit dem Christentum, ein Lebensprogramm haben, das den Menschen ein gelungenes Leben ermöglicht. Und dazu sind wir da, dass wir das Evangelium verkündigen, Weihnachten feiern.

noe.ORF.at: Beeinflussen Sie diese Vorwürfe in Ihrer Arbeit als Bischof in St. Pölten?

Schwarz: Ich gehe direkt auf die Menschen zu und sehe immer die, die vor mir sind. Und die haben das Recht, dass ich für sie ein von Herzen her zugehender Hirte und Bischof bin und das lebe ich mit Freude.

noe.ORF.at: Das heißt die Vorwürfe, die jetzt auf dem Tisch liegen, die ja durchaus schwer wiegen, sind aus Ihrer Sicht falsche Momentaufnahmen?

Schwarz: Das soll die Kommission prüfen. Da soll der Erzbischof hinschauen. Der wird sicher ein erfahrenes Team mitnehmen. Darauf vertraue ich. Und die sollen das auf den Tisch legen. Ich werde da mithelfen, dass sie zu den Ergebnissen kommen, die eine objektive Berichterstattung dann möglich machen. Ich bin da sehr für Transparenz und, dass die Menschen erfahren, was hier in der Kirche in Kärnten von mir und von denen, die mit mir gearbeitet haben – die Domkapitulare waren in den Entscheidungsgremien in der Diözese ja dabei. Im Bistum gab es einen Wirtschaftsrat und einen Beirat.

noe.ORF.at: Was glauben Sie treibt die Domkapitulare jetzt in ihrer Kritik?

Schwarz: Ich bin so fassungslos, dass ich darüber nicht spekulieren möchte.

Das Interview mit Bischof Alois Schwarz führte Werner Fetz, noe.ORF.at