Langzeitarbeitslose bekommen zweite Chance

Die Arbeitslosenzahlen in Österreich sind zwar rückläufig, Langzeitarbeitslose haben es jedoch nach wie vor schwer. Die Gemeinnützige Sanierungs- und Beschäftigungs-GmbH (Gesa) in St. Pölten bietet diesen Menschen eine zweite Chance.

Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist in den vergangenen zehn Jahren von 36.000 auf mehr als 100.000 gestiegen und sinkt jetzt Statistiken zufolge nur sehr langsam. Gesa bietet ihnen Beratung und Ausbildungsmöglichkeiten an. Sie können auch durch das sogenannte „Stufenmodell der Integration“ von der stundenweise betreuten Beschäftigung über Arbeitstrainings bis hin zu Transitarbeitsplätzen Chancen für den Wiedereinstieg in die Arbeitswelt erhalten. So wurde einigen von ihnen im sogenannten Öko-Haus, das kürzlich fertiggestellt wurde, eine zweite Chance geboten - die Betreuten arbeiteten an dem Haus mit.

Arbeitslosenprojekt Gesa St. Pölten

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80 Langzeitarbeitslose bekommen die Chance wieder in die Arbeitswelt einzusteigen

Dieses Haus ist die neue Heimstatt der Gesa. Hier wird in mehreren Projekten und Werkstätten knapp 80 Langzeitarbeitslosen die Chance gegeben, über eine Ausbildung wieder zurück in die Arbeitswelt zu finden. Sie werden vom AMS vermittelt und von Sozialarbeiterinnen begleitet, die auch in einer ersten Phase testen, für welche Art der Arbeit diese Menschen geeignet sind. Sie bekommen dann Transitarbeitsplätzen zugewiesen und gehen dann sechs Monate lang einer geregelten Arbeit nach. So geschehen beim Bau des Öko-Hauses, bei dem sie im Zuge der Arbeiten ökologisches Bauen erlernten. Bei diesem Haus wurden übrigens zu 90 Prozent Baustoffe aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet.

Lechner: „Selbstwertgefühl kommt wieder zurück“

Die Gesa entstand aus dem Projekt „Arbeitslose schaffen Wohnraum für Wohnungslose“, einem Sozialprojekt, bei dem leerstehende Gebäude von Arbeitslosen saniert und günstig an Bedürftige weitervermittelt wurden. Einer der Entwickler war 1993 Johann Lechner, der bei der Gründung der Gesa im Jahr 2001 auch deren Geschäftsführer wurde. Eine Ära, die jetzt zu Ende geht, Lechner geht in Pension. In seiner Zeit wurden 3.190 Frauen und Männer betreut. Lechner betont das Selbstwertgefühl, das den Menschen mit dieser Einrichtung gegeben wurde.

Arbeitslosenprojekt Gesa St. Pölten

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Das neugebaute Öko-Haus

"Wenn sie am Morgen aus dem Haus gehen und sagen können „ich gehe arbeiten", dann haben sie eine ganz andere Körperhaltung. Es gibt viel zu viele, die wollen, aber keine Chance bekommen. Wir versuchen, ihnen diese Chance zu geben“. Inzwischen ist es nicht mehr nur die Sanierung von Wohnraum, bei der die Betreuten beschäftigt sind. Unter anderem werden auch Computer und andere Elektronikgeräte, die fehlerhaft sind und deren Reparatur sich für Großhändler nicht auszahlt, hierher gebracht, repariert und zu günstigen Preisen wieder verkauft.

Junge Langzeitarbeitslose als neues Problemfeld

Der Nachfolger von Johann Lechner heißt Matthias Zuser. Auf ihn warten auch neue Problemfelder. Etwa die Digitalisierung und die Tatsache, dass ein Fünftel der jungen Menschen keine Ausbildung hat. Ihnen wird ein Schwerpunkt gewidmet sein, sagt Zuser. „Denn die Arbeitswelt sucht Arbeitskräfte, allerdings Facharbeitskräfte. Wir müssen daher dafür sorgen, dass sie lernen wollen, das ist unsere Kernaufgabe“. Deswegen wurde auch das neue Haus in der Daniel-Gran-Straße in St. Pölten „Haus des Lernens“ genannt. Die Idee der Gesa - Langzeitarbeitslose aus- und weiterzubilden - ist heute auf jeden Fall so wichtig wie vor 25 Jahren.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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