Alte Hotelzimmer werden zu Wohnungen

In Brand-Laaben im Wienerwald musste der Tourismus einen Rückschlag einstecken. Innerhalb weniger Jahre hat ein zweites Hotel zugesperrt. Der Besitzer zeigt sich jedoch erfinderisch: Die Gästezimmer werden zu Wohnungen.

Es herrscht idyllische Winterstimmung in der 1.200-Einwohner-Gemeinde Brand-Laaben (Bezirk St. Pölten). Eigentlich wäre es nun Zeit, sich für die Gäste zu rüsten, die im Sommer den Wienerwald besuchen. Doch es ist anderes geplant. Denn auch das letzte große Hotel im Ort verabschiedet sich nun aus dem Rennen um die Urlauber.

Im 18. Jahrhundert noch Station für Postkutschen auf dem Weg nach Mariazell, ist die Geschichte des „Hotel zur Post“ jetzt zu Ende. Die 60 Zimmer im Gebäude waren renovierungsbedürftig. Für Hotelbesitzer Oswald Steinberger wäre eine Millionen-Investition fällig gewesen.

Hotel zur Post Brand-Laaben Wohnungen

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Das „Hotel zur Post“ hat schon bessere Jahre gesehen, jetzt sperrt es zu

Steinberger entschied sich gegen die Renovierung. „Ich habe mich über die Kosten informiert und mit meinem Sohn gesprochen, der eine andere berufliche Entscheidung für sich und seine Familie getroffen hat. So blieb die Entscheidung bei mir hängen. Wenn ich die Zimmer renoviert hätte, wäre das für 20 Jahre erledigt gewesen, aber dann hätte ich wieder ein altes Hotel. Ich bin 55, dann wäre ich 75. Aus diesem Mangel an Perspektiven heraus habe ich mich entschieden, etwas völlig anderes zu machen."

Erste Wohnungen bereits vergeben

Steinberger entschloss sich, das Hotel zuzusperren und den Komplex nach und nach zu Wohnungen umzubauen. Die ersten 13 Wohnungen sind bereits mit dem ersten Bauteil fertig, für die nächsten 26 ist der Baustart im Februar geplant. Die Nachfrage ist groß, sagt Steinberger: „Die 13 Wohnungen sind bereits besetzt und für den zweiten Bauteil gibt es schon vor Baubeginn fünf Mieter, obwohl noch nicht einmal Werbung dafür gemacht wurde.“

Auch Bürgermeister Helmut Lintner (ÖVP) bewertet die Situation realistisch: „Natürlich war das ein Schock für uns, wir haben jetzt innerhalb weniger Jahre beide großen Hotels mit insgesamt 290 Betten verloren. Das ist ein Schlag für den Tourismus und auch für die Gemeinde, da uns dadurch Tourismus-Abgaben entgehen."

Hotel zur Post Brand-Laaben Wohnungen

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Die Gästezimmer werden zu Wohnungen

Anstelle des Tourismus setzt man nun aber auf den Zuwachs der Gemeinde - mit optimistischem Zugang: „Einerseits haben wir Abstriche, weil wir die Kommunalsteuer und Ortstaxe verlieren. Auf der anderen Seite haben wir doch einen Zuzug in der Gemeinde. Wenn 40 Wohnungen dazukommen, haben wir circa 80 Zuzügler zu erwarten." Der Zuzug in der Gemeinde sei ohnehin groß, sagt Lintner. „Wir wachsen kontinuierlich. Mit diesem künftigen Wohnhaus haben wir den Ortskern weiter belebt und müssen nicht auf die grüne Wiese ausweichen.“

Restaurant und Hallenbad werden verpachtet

Das bekannte Restaurant des Hotels, dessen Saal sich malerisch über den Laabenbach legt, ist ebenfalls geschlossen. Es soll aber fortgeführt werden und ist zur Verpachtung ausgeschrieben. Für das angeschlossene Hallenbad wurde mit einer guten Bekannten des Hotelbesitzers bereits eine Pächterin gefunden. Ursula Ruzicka hatte in dem Bad schon seit Jahren Schwimmkurse für Kinder angeboten und will es nun auch für Schulen öffnen. Darüber hinaus soll das Angebot an Schwimmkursen erweitert werden. „Ich hoffe, dass es sich rechnen wird. Die Nachfrage ist groß", sagt Ruzicka.

Eine neue Pächterin für das angeschlossene Hallenbad ist bereits gefunden.

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Das Hallenbad wurde an eine Bekannte des Hotelbesitzers verpachtet

Während das „Hotel zur Post“ in Brand-Laaben nun endgültig die Zimmerschlüssel abgegeben hat, soll es als Wohnhaus eine neue Schlüsselrolle spielen - und zwar für das weitere Wachstum der Gemeinde.

Robert Salzer, noe.ORF.at