Riess: Renaissance des Emailkochgeschirrs

Die Firma Riess in Ybbsitz (Bezirk Amstetten) erzeugt seit den 1920er Jahren Emailkochgeschirr. Sie ist der einzige verbliebene Produzent in Österreich und liefert ihre Töpfe in 38 Länder weltweit, von Europa über Asien bis nach Australien.

Am Standort in Ybbsitz begann alles im Jahr 1550. Damals wurden an der Eisenstraße Pfannen geschmiedet. Die Familie Riess fing im Jahr 1922 an, Emailgeschirr herzustellen. Email ist eine Verbindung aus Glas und Eisen und wird nach französischer Schreibweise „Emaille“ geschrieben. Bei 850 Grad Celsius werden die Stoffe im Brennofen untrennbar miteinander verbunden. Email ist sehr widerstandsfähig und wird bis heute in vielen Bereichen verwendet - vom Straßenschild über den Silo bis zum Backrohr.

Riess Emaillegeschirr

ORF/Claudia Schubert

30 bis 50 Arbeitsschritte sind bis zum fertigen Topf notwendig

In der Produktion werden viele Schritte händisch erledigt, etwa das Anbringen von Mustern oder Maßeinheiten, das Montieren von Griffen oder das Abstreifen des flüssigen Emails von den Töpfen, bevor sie in den Trocknungsofen kommen. „Wir haben hier eine spezielle Produktion. Wir können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nirgends abwerben, wir müssen alle hier im Haus anlernen und ausbilden. Deshalb ist uns wichtig, dass die Mitarbeiter gern im Unternehmen sind und lange bleiben. Wir sind froh über jeden Mitarbeiter, der 20, 30 Jahre bei uns ist“, sagt Friedrich Riess, einer der geschäftsführenden Gesellschafter.

Emailgeschirr von Riess

130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten in Ybbsitz. „NÖ heute“ macht einen Blick hinter die Kulissen.

Riess: „Immer wieder schwierige Zeiten“

In den 1970er Jahren gab es in Österreich noch fünf Unternehmen, die Emailgeschirr produzierten. 1980 war schließlich nur noch Riess übrig. Friedrich Riess hat dafür eine ungewöhnliche Erklärung: „Wir haben versucht, alles anders zu machen als alle anderen und nicht im Mainstream zu arbeiten, sondern auf die Kundenbedürfnisse einzugehen. Wir haben Klein- und Mittelserien produziert und viele Produkte angeboten, anstatt wenige Produkte in großen Massen.“ Es gab immer wieder schwierige Zeiten, erzählt Riess.

Riess Emaillegeschirr

ORF/Claudia Schubert

Die Töpfe werden in die ganze Welt geliefert

Das Riess-Kochgeschirr ist aufgrund des hohen Anteils an Handarbeit im Hochpreissegment angesiedelt. Trotzdem erlebte das Unternehmen in den vergangenen Jahren einen Aufwärtstrend und konnte auch zusätzliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einstellen. Heute sind es 130, im Jahr 2009 waren es noch etwas mehr als 80. Friedrich Riess sagt gegenüber noe.ORF.at, dass seinem Unternehmen die Finanzkrise 2008 sogar geholfen habe: „Wir sind in einem Wertewandel. Immer mehr Leute wollen wissen, wo und wie produziert wird und wie die einzelnen Firmen mit den Ressourcen dieser Erde umgehen.“

Claudia Schubert, noe.ORF.at

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