Akute Personalnot in der Friseurbranche

Der Friseurberuf ist vor allem bei Mädchen nach wie vor einer der beliebtesten Lehrberufe. Immer häufiger klagen Betriebe jedoch über Personalmangel. Das liegt daran, dass immer weniger Salons selbst Lehrlinge ausbilden.

2008 gab es in Niederösterreich noch 1.251 Friseurbetriebe, 30 Prozent davon nahmen Lehrlinge auf. Zehn Jahre später, im Jahr 2018, ist die Zahl der Salons zwar auf 1.643 gestiegen, eine Lehrlingsausbildung boten aber nur noch 13 Prozent der Betriebe an.

Silvia Rupp, Landesinnungsmeisterin für Friseure, sieht darin die Hauptursache für den Personalmangel in der Friseurbranche. „Von den rund 1.700 Gewerbetreibenden in Niederösterreich, sind schon mehr als 50 Prozent Ein-Personen-Unternehmen. Diese bilden nicht aus, weil sie entweder fahrend unterwegs sind oder nicht 40 Stunden Betriebszeit offen haben. Ein Lehrling muss aber 40 Stunden beschäftigt werden“, erklärt Rupp.

23.01.19 Fachkräftemangel Lehrlingsmangel Friseure

ORF NÖ

Immer mehr Betriebe haben Schwierigkeiten, qualifizierte Lehrlinge zu finden

Abwärtstrend bei Friseurlehrlingen

Auch die Zahl der Friseurlehrlinge ging in den vergangenen Jahren stetig zurück. Hatten im Jahr 2008 in Niederösterreich noch 795 Personen eine Friseurlehre abgeschlossen, gab es 2018 nur noch 532 Lehrabschlüsse - ein Rückgang von mehr als 33 Prozent.

Silvia Rupp, die seit 40 Jahren als Friseurin tätig ist und zwei Salons betreibt, merkt diesen Abwärtstrend in ihren eigenen Betrieben enorm. „Vor etwa 15 Jahren gab es jährlich 15 bis 20 Bewerber für eine freie Lehrstelle. Heute sind wir froh, wenn zwei oder drei pro Jahr kommen.“ Auch Doris Heigl, Salonleiterin in St. Georgen am Steinfelde (Bezirk St. Pölten), sucht bereits seit Wochen erfolglos nach ausgebildetem Personal sowie nach einem Lehrling. „Es ist nur ein Mädchen zur Bewerbung gekommen, die schließlich aber doch nicht Friseurin werden wollte.“

Schlechtes Image und Klischees

Als weiterer Grund für den Personalmangel in der Friseurbranche wird auch das schlechte Image des Friseurberufs genannt. Klischees und Vorurteile, wie schlechtere Ausbildungsvergütungen als in anderen Lehrberufen und eintönige Arbeit, seien weiterhin vorherrschend. Die Bezahlung im ersten Lehrjahr als Friseurin von 490 Euro brutto könne man aber mit dem guten Trinkgeld ausgleichen, hält Rupp entgegen.

Den primären Lösungsansatz sieht die Landesinnungsmeisterin jedenfalls in der Ausbildung von Lehrlingen im eigenen Friseursalon. „Es ist notwendig, selbst Zeit in die Lehrlingsausbildung zu investieren“, sagt sie. Die Vielfalt des Berufs müsse ebenfalls von den Unternehmern nach außen getragen werden. „Der Friseurberuf ist spannend und vielseitig und fordert enorm viel Fachwissen“, sagt sie.

Linda Goldsteiner, noe.ORF.at

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