Atommüll-Endlager verzögert sich

Der Bau eines tschechischen Atommüll-Endlagers verzögert sich. Die Liste von neun möglichen Standorten, darunter Orte in Grenznähe, hätte bereits 2018 reduziert werden sollen. Doch nun soll die Shortlist erst 2020 feststehen.

Die Standortsuche für ein Endlager des tschechischen Atommülls läuft bereits seit Jahren. Neun Gemeinden werden derzeit geprüft, zuständig ist die tschechische Atommüll-Behörde SURAO. Etliche der möglichen Standorte befinden sich in relativer oder gar unmittelbarer Nähe der österreichischen Staatsgrenze, darunter Cihadlo (21 km), Hradek (40 km), Horka (45 km), Magdalena (61 km) und Kravi Hora (70 km).

Atomkraft Unterschriften Sammlung Atommüll

ORF / Petra Ottitsch

Zehntausende Unterschriften wurden gegen das Endlager gesammelt

Niederösterreichische Bürgerinitiativen und Politiker kämpfen seit Bekanntwerden der Pläne gegen das Projekt an. So wurden im Verlauf des Jahres 2017 etwa 50.000 Unterschriften gegen ein grenznahes Lager gesammelt - mehr dazu in 50.000 Unterschriften gegen Atommüllendlager (noe.ORF.at; 17.10.2017).

Geophysikalische Daten fehlen

In einem neuen Eintrag auf der tschechischen Website von SURAO heißt es nun, dass wichtige Voruntersuchungen fehlen würden. Erst auf Grundlage dieser Daten könne eine Entscheidung getroffen und die Liste der möglichen Standorte auf vier Standorte eingegrenzt werden. Konkret geht es laut Rene Nedela, dem für Energie zuständigen stellvertretenden tschechischen Wirtschaftsminister, um ausständige geophysikalische Gutachten. Diese Daten werde man demnach erst im ersten Quartal des kommenden Jahres, also 2020, erhalten.

Ursprünglichen Plänen zufolge hätte die Reduktion auf vier Standorte bereits 2018 passieren sollen. 2022 sollten dann noch zwei Standorte im Rennen sein, bevor 2025 schließlich die endgültige Entscheidung fallen sollte. Inwiefern sich diese langfristigen Ziele nun aufgrund der Verschiebung ändern, ist unklar.

Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP) sprach in einer Reaktion von „Chaos rund um die tschechischen Pläne“. Dieses würde zeigen: „Wir brauchen den europaweiten Ausstieg aus der Atomkraft. Wir wollen keine Atommüll-Endlager in der Nähe Niederösterreichs.“ Die radioaktiven Abfälle könnten demnach „über Jahrtausende Probleme bereiten“. Es müsse für sie zwar eine sichere Lagerstätte gefunden werden, „aber nicht in absoluter Grenznähe“, sagte Pernkopf.

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