Das Gesundheitssystem der Zukunft

Der Gesundheitsversorgung in Niederösterreich wird aktuell ein guter Befund ausgestellt, Therapien werden aber empfohlen: eine Imagekampagne und finanzielle Anreize für Landärzte sowie neue Möglichkeiten durch die Digitalisierung.

Handlungsbedarf sehen die in in Niederösterreich für Gesundheit und Spitäler politisch Verantwortlichen etwa bei der Zahl der Medizinabsolventen. „Ich verstehe manche Kollegen im Bund oder in Wien nicht, die behaupten, wir hätten genügend Personal im Pflege- und Ärztebereich. Das stimmt ganz einfach nicht“, sagt Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf (ÖVP). Er verweist auf Pensionierungen und eine Änderung des Ärztearbeitszeitgesetzes. „Alleine dadurch brauchen wir in den Kliniken schon ein paar hundert Ärzte mehr“, so Pernkopf.

Imagekampagne für Landärzte gefordert

Damit aus den Absolventinnen und Absolventen eines Medizinstudiums die mancherorts dringend gesuchten Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner in ländlicheren Regionen werden, sei eine Art Imagekampagne notwendig, fordert Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ): „Dazu gehört, dass man positive Vorbilder vor den Vorhang holt. Ich glaube, es gibt ganz viele, die beste Arbeit leisten. Wenn man ‚Role models‘ nach vor holt, ist es auch für junge Studentinnen und Studenten wieder attraktiv, diesen Beruf auszuüben, der in der Gesundheitsversorgung ganz wichtig ist.“

Laut Königsberger-Ludwig könnten auch finanzielle Anreize helfen. „Wenn man möchte, dass man alle Gebiete auch in Zukunft versorgen kann, wird man sich in entlegeneren Gebieten etwas mit der Honorierung überlegen müssen“, so die Landesrätin.

Haber: „Weniger Leistungen vor Ort beim Arzt“

Der Leiter des Department Wirtschaft und Gesundheit an der Donau-Universität in Krems, Gottfried Haber, glaubt, dass man auch über Angebot und Nachfrage beim Arzt im medizinischen Bereich nachdenken wird müssen: „Das heißt, weniger Leistungen, die vor Ort erbracht werden müssen, durch Digitalisierung, Telemedizin und intelligente Vorsorgemodelle, wo man frühzeitig eingreift. Auf der anderen Seite geht es sicher darum, dass man neue Organisationsformen nützt, wie zum Beispiel Gruppenpraxen.“

140 Gruppenpraxen gibt es bereits in Niederösterreich, drei der geplanten 14 Primärversorgunszentren haben schon geöffnet. Die angesprochenen Möglichkeiten der Digitalisierung will man im Sinne der Effizienz nützen, etwa mit dem elektronischen Impfpass. „Wir haben weiters im E-Medizin-Bereich die Möglichkeit, Telemonitoring zu betreiben, für Patienten eine Überwachung über das Internet zum Beispiel bei Herzschrittmachern oder Diabetespatienten durchzuführen“, sagt Martin Eichtinger (ÖVP), Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds. „Ich glaube, dass dieser Bereich der E-Medizin in den nächsten Jahren massiv an Bedeutung gewinnen wird.“

Patienten müssen richtig gesteuert werden

So sehr man über neue Strategien bei der Behandlung nachdenkt, dürfte man nicht den Aspekt der Vorsorge vergessen, meint Ökonom Gottfried Haber. „Einerseits geht es darum, dass Prävention Krankheitslasten erspart und damit auch weniger Nachfrage nach medizinischen Leistungen erforderlich ist, auf der anderen Seite sind mündige Patientinnen und Patienten sehr wichtig, die die richtige Stelle im System ansprechen“, so Haber. Landeshauptfrau-Stellvertreter Stephan Pernkopf sieht Handlungsbedarf bei der Entlastung der Spitalsambulanzen: „Wir haben 27 Klinikstandorte und wir betreuen sehr viele Patienten in den Ambulanzen, die eigentlich zum Hausarzt gehen sollten. Das müssen wir miteinander in den nächsten Jahren noch besser steuern.“

Möglichkeiten der Steuerung gibt es über die vieldiskutierte Drehscheibenfunktion der Hausärzte oder über Einrichtungen wie die telefonische Gesundheitshotline 1450. „Wir haben festgestellt, dass es sehr oft genügt, dass sie (die Patienten; Anm.) eine Erstberatung bekommen und dann zu einem niedergelassenen Arzt gehen“, sagt Martin Eichtinger, Vorsitzender des NÖ Gesundheits- und Sozialfonds. „Damit sind wir natürlich effizient, denn das Teuerste ist, wenn man in die Ambulanzen der Krankenhäuser geht.“

Um in der Sprache der Medizin zu bleiben: Das System ist aktuell gesundgeschrieben, mehrere Therapien sind aber empfohlen, damit es nicht zu einer ernsthaften Erkrankung kommt.

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