Stromnetze: Software gegen Cyberangriffe

Die Fachhochschule St. Pölten hat ein Warnsystem entwickelt, das Stromnetze vor Hackerangriffen schützen soll. Die darin programmierte künstliche Intelligenz erkennt Eingriffe ins Energienetz und setzt im Notfall einen Alarm ab.

Immer mehr Unternehmen müssen sich gegen Hackerangriffe, also gegen Angriffe auf ihre Computersysteme, schützen. Durch die rasant fortschreitenden Technologien und die damit verbundenen wachsenden Datenmengen stünden Unternehmen vor der großen Herausforderung, sich zunehmend auch mit Fragen der Internetsicherheit auseinanderzusetzen, sagt Paul Tavolato, Forscher am Institut für IT-Sicherheitsforschung der FH St. Pölten.

„Nachdem mittlerweile alle gesellschaftlichen Bereiche zumindest teilautomatisiert funktionieren und die Datenbewegungen aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken sind, ist die Sicherheit der Datenkommunikation eines der brennendsten Zukunftsthemen“, so Tavolato. Besonders heikel wären Hackerangriffe laut dem IT-Experten dann, wenn dadurch wichtige Infrastruktur - etwa die Stromversorgung - gefährdet würde.

Künstliche Intelligenz erkennt Hackerattacken

Das Forschungsteam um Tavolato entwickelte an der FH St. Pölten eine Software, die die Sicherheit von Umspannwerken und Ortsnetzstationen erhöhen soll. Im Probebetrieb erkannte das Computersystem simulierte Angriffe auf die Stromversorgung und meldete diese an eine Schaltzentrale weiter.

Möglich ist das durch eine dahinterliegende künstliche Intelligenz, die so programmiert ist, dass sie durchschnittliche Datenbewegungen zu beurteilen gelernt hat, anschließend im Stromnetz in Echtzeit mitliest und bei etwaigen Abweichungen Alarm schlägt. „Die künstliche Intelligenz bietet hier enorme Möglichkeiten im Kampf gegen Hackerangriffe. Im Ernstfall sind es aber immer noch Menschen, die die Meldungen erhalten und Entscheidungen treffen müssen. Menschen ersetzen kann die Software nicht“, so Tavolato gegenüber noe.ORF.at.

28.02.19 Strom Software gegen Hacker Angriffe FH St. Pölten

FH St. Pölten/ Sebastian Schrittwieser

Die St. Pöltner Software gegen Hackerangriffe auf Stromnetze soll bald auf den österreichischen Markt kommen

Das Forschungsprojekt wurde mit Bundesmitteln finanziert und in Kooperation mit Siemens und dem oberösterreichischen Stromanbieter Wels Strom umgesetzt. Bei Wels Strom wurde der Softwareprototyp bereits getestet, Siemens möchte das St. Pöltner Warnsystem jetzt zur Produktreife weiterentwickeln und auf den Strommarkt bringen.

EVN gegen Angriffe „gut gerüstet“

Im schlimmsten Fall drohe bei einem ernstzunehmenden Onlineangriff auf ein Stromnetz ein länger andauernder, überregionaler Stromausfall, auch „Blackout“ genannt, sagt Stefan Zach, Unternehmenssprecher der EVN: „Spitäler etwa werden in solchen Fällen zwar vorübergehend mit Notstromaggregaten versorgt, aber große Blackouts können durch die nach sich ziehenden Ketteneffekte auch Menschenleben fordern.“ Das gelte es zu verhindern, weshalb die EVN ihre Sicherheitsvorkehrungen laufend nachrüste, so Zach.

Einer der jüngsten und aufsehenerregendsten Fälle von Hackerangriffen in Niederösterreich ereignete sich im September 2016 auf dem Flughafen Wien, zu dem sich in der Folge Angreifer aus der Türkei bekannten. Grund dafür waren politische Unstimmigkeiten zwischen Österreich und der Türkei - mehr dazu in Cyberattacke auf Flughafen geklärt (noe.ORF.at; 28.2.2017).

Grund zur Sorge vor Hackerangriffen in Niederösterreich sieht Zach nicht, obwohl „die EVN so wie alle Unternehmen heutzutage mit Hackerangriffen konfrontiert ist. Bisher ist es aber nie gelungen, in unser Sicherheitssystem einzudringen.“ Aus Gründen der Datensicherheit sei die EVN auch vorsichtig, „Smartmeter“, also digitale Stromzähler, flächendeckend einzusetzen. Beginnen werde man damit im Jahr 2020, „aber erst, wenn alle damit verbundenen Sicherheitsfragen positiv beantwortet sind“, so Zach.

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