Erster ORF-NÖ-Chefredakteur Ernst Exner ist tot

Ernst Exner ist tot. Der 84-Jährige starb in der Nacht auf Dienstag. Er war ab 1967 der erste Chefredakteur des neuen ORF-Landesstudios Niederösterreich und galt zu seiner Zeit als einer der renommiertesten Journalisten des Landes.

„Der ORF Niederösterreich trauert um einen großen Journalisten des Landesstudios. Ernst Exner hat als langjähriger Chefredakteur die Grundlagen für den Ausbau der regionalen Information gelegt. Sein Markenzeichen war eine seriöse, fundierte und ausgewogene Berichterstattung, wofür ihm unser Dank und unsere Anerkennung gebührt. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie“, sagte Norbert Gollinger, der Landesdirektor des ORF Niederösterreich, zum Tod von Exner.

Als Radioreporter bei wichtigen Ereignissen dabei

Exner wurde am 2. September 1934 in Wien geboren. Nach der Matura studierte er an der Universität seiner Heimatstadt zuerst Rechtswissenschaft, später wechselte er zum Studium der Musikwissenschaft.

Im Jahr 1960 kam er zum ORF. Er arbeitete als Redakteur für den Aktuellen Dienst und gestaltete Radiobeiträge u. a. für die Sendungen „Echo der Zeit“ und „Reporter unterwegs“. Er berichtete als Reporter von wichtigen historischen Ereignissen, wie etwa am 26. August 1968 am Grenzübergang Berg (Bezirk Bruck an der Leitha) über die Situation im Nachbarland Tschechoslowakei nach der Niederschlagung des Prager Frühlings:

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Interviews mit den Kulturstars seiner Zeit

Exner machte in den 1960er Jahren vor allem unzählige Interviews mit Persönlichkeiten aus Kunst und Kultur. Im ORF-Archiv finden sich Interviews mit Komponisten wie Dmitri Schostakowitsch, Aram Chatschaturjan, Zoltan Kodaly, Darius Milhaud, Ernst Krenek und Paul Hindemith.

Es waren insbesondere Künstlerinnen und Künstler aus der Musik, mit denen Exner Gespräche führte, wie etwa mit den Opernstars Helge Rosvaenge, Set Svanholm, Alfred Jerger, Rosette Anday und Lotte Lehmann und mit Dirigenten wie Carl Schuricht, George Szell und Leonard Bernstein am 27. März 1968:

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Der erste Chefredakteur des ORF Niederösterreich

Im Jahr 1967 wurden unter ORF-Generalintendant Gerd Bacher die Landesstudios gegründet. Exner war der erste Chefredakteur des neuen Landesstudios Niederösterreich (mit Sitz im ORF-Funkhaus in der Argentinierstraße 30a in Wien-Wieden), an dessen Aufbau er maßgeblich beteiligt war. Von 1967 bis 1987 leitete er den Aktuellen Dienst.

Ernst Exner 1979

ORF

Ernst Exner, 1979

Exner berichtete für Radio und Fernsehen von allen wichtigen Ereignissen in diesen 20 Jahren, von Landtags- und Nationalratswahlen ebenso wie vom Papst-Besuch, von der Volksabstimmung über das Atomkraftwerk Zwentendorf bis zur Diskussion über eine eigene Landeshauptstadt für das Bundesland Niederösterreich.

Er war Initiator und verantwortlicher Redakteur von Sendereihen, die über viele Jahre wichtige Programmelemente von Radio Niederösterreich waren wie etwa „Niederösterreichischer Kulturalmanach“, „Land zwischen Enns und Leitha“ und „Thema der Woche“.

An der Wiege von „Licht ins Dunkel“

Exner war auch an der Gründung der ORF-Aktion „Licht ins Dunkel“ maßgeblich beteiligt - „eine wundersame Zufallsgeschichte“, nannte es Kurt Bergmann (1935-2016), der 1973 Intendant des Landesstudios Niederösterreich war. Chefredakteur Exner erzählte ihm im November 1973 von einem in Bau befindlichen Behindertendorf in Sollenau (Bezirk Wiener Neustadt). „Interessant! ‚Zufällig‘ hatte ich gerade Zeit, und wir fuhren hin“, so Bergmann in einem „Presse“-Artikel aus dem Jahr 2012.

In Sollenau sollten Kinder mit besonderen Bedürfnissen nach der Schule Betreuung, Ausbildung und Arbeitsplätze finden. Bergmann und Exner waren beeindruckt. Am 24. Dezember 1973 bat Bergmann in einer Livesendung von Radio Niederösterreich erstmals um Spenden. In Kürze war das Telefon überlastet, „Licht ins Dunkel“ war geboren, auch wenn es erst bei seiner Übersiedelung ins Fernsehen so genannt werden sollte.

Volksbefragung über Landeshauptstadt

Ernst Exner verkündet am 2. März 1986 in der „Zeit im Bild“ das Ergebnis der Volksbefragung und interviewt Siegfried Ludwig und Ernst Höger.

Journalist und kunstsinniger Historiker

Exner war auch Autor und Gestalter zahlreicher Dokumentationen für das ORF-Fernsehen, vor allem im historischen und kulturellen Bereich. Die Liste seiner 30-Minuten-Sendungen ist lang: Sie reicht von Filmen über die Stifte Seitenstetten, Geras und Göttweig und den heiligen Leopold über Prinz Eugen, Bertha von Suttner, Erzherzog Franz Ferdinand und Kaiser Franz Joseph I. sowie Joseph Haydn, Franz Schubert und Ferdinand Georg Waldmüller bis zu Carnuntum, den Kuenringern und Jugendstil in Niederösterreich.

Von 1987 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 war Exner Leiter der Abteilung Kultur und Wissenschaft im Landesstudio Niederösterreich. In dieser Funktion gestaltete er im Radio das wöchentliche „Magazin der Wissenschaft“, moderierte auch oft die Ö1-Sendung „Von Tag zu Tag“ und arbeitete für die Ö1-Sendung „Dimensionen“.

Für seine berufliche Tätigkeit erhielt Exner zahlreiche Preise und Auszeichnungen. 1991 wurde ihm der Titel Professor verliehen, die Überreichung des Dekrets und die Würdigung des Schaffens und der Persönlichkeit Exners nahm der damalige Wissenschaftsminister und Vizekanzler Erhard Busek vor. Zwei Jahre später erhielt er eine hohe päpstliche Ehrung, das Komturkreuz des Silvesterordens, für seine journalistische Arbeit. In den 1960er Jahren war er u. a. ORF-Berichterstatter vom Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom.

Reinhard Linke, noe.ORF.at

Ernst Exner 2017

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Exner bei der 50-Jahr-Feier des ORF-Landesstudios Niederösterreich, 2017

Exner im Gespräch mit Peter Meissner über Radio in den 1960er Jahren, „Da capo“, 12. September 2012

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Exner über das richtige Führen von Interviews mit Politikern, „Da capo“, 12. September 2012

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Exner über das Radiomachen damals und heute, „Da capo“, 12. September 2012

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Exner im Gespräch mit Karl Brunner über die Kuenringer, „Land zwischen Enns und Leitha“, 19. Mai 1981

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Exner im Gespräch mit Karl Gutkas über Joseph II., „Magazin der Wissenschaft“, 16. Jänner 1990

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