Landesgalerie: Ein Prestigeprojekt öffnet sich

Das spektakuläre Gebäude der Landesgalerie in Krems ist ab Mai neues Zuhause der Kunstsammlung des Landes. An diesem Wochenende ist erstmals das Innere des Bauwerks zu sehen - von der Lichtinstallation bis zum Heizungsraum.

Der Aufzug brummt auf eine merkwürdige Art, als er die erste Besuchergruppe des neuen Landesmuseums ins Kellergeschoß bringt. Es ist der menschlich nachgemachte Klang eines Autos beim Beschleunigen - eine Klanginstallation. „Es ist ein Kunstwerk von Werner Reiterer, er nennt es ‚Die Eroberung der Vertikalen‘“, erklärt Günther Oberhollenzer, Kurator der Landesgalerie, der zufällig mitfährt. Denn eigentlich ist die Gruppe wegen Reinhard Kern hier. Er ist in der gesamten Kunstmeile Krems für die Technik zuständig und führt die Besucherinnen und Besucher in die verborgensten Ecken des Museumsneubaus.

Vom Depot, auf dessen Schwerlastregalen bald Kunstwerke im Wert von Millionen liegen werden, geht es weiter zum Stromanschluss und schließlich zu den Heizungs- und Belüftungsräumen. Kern erzählt von Leitungen in den Decken der Ausstellungsräume und Notfallplänen zur Sicherung der Stromversorgung, von der optimalen Luftfeuchtigkeit und der Fettentsorgung des Restaurants im Erdgeschoß.

Nach der Besichtigung der Technik im Keller sei sie schon „gespannt, wie es oben aussieht“, sagt Sandra Kritzinger, die im kulturellen Schwesternbetrieb in Grafenegg arbeitet und bei der ersten Führung mit dabei ist. Sie interessiere vor allem, wie das Licht in den Ausstellungsräumen wirke, sagt sie.

Lob von Nachbarn

Eine „interessante Sache“ ist der erste Einblick auch für Hubert Weissenböck, der nur wenige hundert Meter entfernt oberhalb des Museumsneubaus wohnt und dessen Fortschritt laufend beobachtet hat: „Von oben hat man schon zu Beginn gemerkt, dass es wirklich harmoniert mit der Umgebung.“ Die Kritik, die es von einigen Seiten an der ungewöhnlichen Form des Gebäudes gegeben habe, „hat sich sicher zum Besten gewendet“, sagt Weissenböck heute. „Das ganze Gebäude ist beeindruckend und es ist wirklich zu hoffen, dass es auch weltweit bekannt wird.“

Ähnliche Hoffnungen hegt man auch beim Land Niederösterreich. Beim sogenannten Pre-Opening des 35-Millionen-Euro-Projekts am Freitag sprach Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) von einem „atemberaubenden Museum“, das den „Höhepunkt eines langen Weges der niederösterreichischen Kulturpolitik“ darstelle.

Mikl-Leitner würdigte ihren Vorgänger Erwin Pröll, der sich für das neue Museum eingesetzt habe, und zeigte sich von der Architektur beeindruckt. Nun gebe es „mehr Platz und Raum für die Landessammlung mit über 100.000 Kulturobjekten im Wert von über 1,5 Milliarden Euro“. Es sei schließlich „Verantwortung und Aufgabe zugleich“, die Kunst den Menschen näherzubringen, sagte die Landeshauptfrau.

„Architekt zum Anfassen“

Auch der Hausherr, der künstlerische Direktor Christian Bauer, lobte das verantwortliche Architekturbüro marte.marte. Dieses habe schließlich „permanent den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gesucht“. Bernhard Marte sei ein „Architekt zum Anfassen“ gewesen und habe ein Gebäude entworfen, das sich des künftigen Inhalts würdig erweise: „Wir haben hier den zentralen Schatz des Landes, der sich im Zusammenspiel mit großartigen anderen Sammlungen behaupten wird.“

Das „Pre-Opening“ der Landesgalerie findet von 1. bis 3. März statt. Den Auftakt machte ein Festakt am Freitag. Am Samstag und Sonntag stehen Spezialführungen zu verschiedenen Themen am Programm.

Man habe sich beim Planen sehr stark mit dem Ort beschäftigt, sagte der angesprochene Architekt selbst. Überlegt worden sei etwa eine Brücke zur Anlegestelle auf der Donau. Schließlich habe man sich dafür entschieden, das Gebäude „auf der obersten Ebene zur Donau zu drehen, um dem Ankommenden an der Anlegestelle eine Geste des Willkommens entgegenzurecken“, erklärte Bernhard Marte. Auch jüngere Besucher zeigten sich am Freitag von diesem Konzept begeistert, darunter der zehnjährige Lukas Seifert aus Senftenberg (Bezirk Krems). Obwohl oder gerade weil er findet, „dass es komisch ausschaut. Es ist so schief wie ein Würfel, der gleich umfällt.“

Felix Novak, noe.ORF.at

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