Maria Enzersdorf: Verjüngung für Südstadt
Die in den 1960er-Jahren gebaute Südstadt in Maria Enzersdorf (Bezirk Mödling) ist in die Jahre gekommen. Etliche Wohnbauten wurden bereits saniert. Der zentrale Bereich, das sogenannte „Südstadtzentrum“, ist aber in einem desolaten Zustand. Dies zeigt auch ein Lokalaugenschein von noe.orf.at. Von 30 Geschäftslokalen stehen zwei Drittel leer. Die Gebäude sind baufällig. Einzelne Decken müssen mit Pfeilern gestützt werden.
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Bereits seit zwei Jahrzehnten gibt es Bestrebungen, das Südstadtzentrum zu erneuern. In den Jahren 2008 und 2015 sprach sich die Bevölkerung bei Befragungen mit 83 bzw. 90 Prozent für die vorgelegten Umbaupläne aus. Da allerdings immer wieder die Besitzer des Südstadtzentrums wechselten, wurden die Pläne nicht weiter verfolgt.
Nun wird allerdings gebaut. Am Parkplatz vor dem Südstadtzentrum wurde bereits eine Containerstadt errichtet, in die die verbleibenden Geschäfte (darunter ein Frisör, eine Trafik, eine Fleischhauerei, eine Bank und ein Modegeschäft) während der Bauarbeiten übersiedeln werden.
Neues Südstadtzentrum soll den Ort beleben
Das neue Südstadtzentrum, das innerhalb von zwei Jahren errichtet werden soll, umfasst fünf Baukörper mit 13.000 Quadratmetern Nutzfläche. Ein Drittel davon ist weiterhin für Geschäfte vorgesehen. Dazu kommen eine Tiefgarage, ein Ärztezentrum, mehr als 100 Mietwohnungen und 30 Wohnungen für betreutes Wohnen.
„Wir erwarten uns von dieser gemischten Besiedlung, dass das Südstadtzentrum in Zukunft auch am Abend und am Wochenende belebt ist“, sagt der Bürgermeister von Maria Enzersdorf, Johann Zeiner. Südstadt-Bewohnerin Michaela Haidvogel ergänzt: „Besonders wichtig ist, dass wieder ein Nahversorger in die Südstadt einzieht. Die ursprüngliche Idee war ja, dass in der Südstadt alles ohne Auto erreichbar ist. Seit wir hier keine Lebensmittel mehr kaufen können, ist man aufs Auto angewiesen.“
Handler Bau
Südstadt als moderne Gartenstadt
Als die Strom- und Gasversorger NEWAG und NIOGAS, die Vorläufer der heutigen EVN, Anfang der Sechziger Jahre ihre neue Zentrale auf die Grüne Wiese südlich der Bundeshauptstadt gebaut haben, wurde für die Angestellten in unmittelbarer Nähe Wohnraum geschaffen. Fast 2.000 Wohnungen wurden bis 1975 gebaut. Um eine Ghettobildung zu vermeiden, wurden teurere Einfamilienhäuser mit Garten und günstigere Kleinwohnungen in Mehrparteienblöcken direkt nebeneinander errichtet.
Fast 4.000 Menschen wohnen in der Südstadt, also etwa die Hälfte der Einwohner von Maria Enzersdorf. Es gibt eine Volksschule, einen Kindergarten, eine Kirche und jede Menge Freizeit- und Sportangebote. Auch das Bundesleistungssportzentrum ist Teil der Südstadt.
Da die Südstadt in den 1960er- und 1970er-Jahren besiedelt wurde, wurden die Bewohner auch gemeinsam älter. Zum Jahrtausendwechsel lebten überwiegend Pensionisten in der Südstadt. Die Zahl der Kinder sank, während die Zahl der Hunde stieg. Mittlerweile habe allerdings ein Generationswechsel begonnen, berichtet Südstadt-Bewohner Andreas Stöhr: „Man merkt bereits deutlich, dass wieder jüngere Familien zuziehen. Es gibt wieder eine bunte Durchmischung. Wohnungen, die früher lange Zeit leer gestanden sind, können wieder verkauft werden.“ Der Neubau des Südstadtzentrums soll diese Entwicklung weiter unterstützen.
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Bundesleistungssportzentrum zieht Schüler an
Im Bundesleistungssportzentrum am nördlichen Rand der Südstadt hat bereits eine Erneuerung stattgefunden. Im Jahr 2014 wurde die Liese Prokop Privatschule eröffnet, die 250 Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gibt, Leistungssport und Schulerfolg zu verbinden.
„Wir haben einen äußerst flexiblen Stundenplan, der auf die Bedürfnisse der Sportler Rücksicht nimmt“, sagt Direktorin Isabella Hilzhofer, „die Schule beginnt erst um 10.40 Uhr, damit unsere Schüler in der Früh noch trainieren können. Dafür dauern unsere beiden Schultypen, das Oberstufenrealgymnasium und die Handelsschule, auch ein Jahr länger.“
Fabian Fessler, noe.ORF.at