Verheiratete als Priester: Für Altpropst denkbar

Er sei zwar nicht für die Aufhebung des Zölibats, sagt Altpropst Maximilian Fürnsinn zu noe.ORF.at. Weil man aber das Engagement junger Menschen brauche, kann er sich vorstellen, dass verheiratete „bewährte Männer“ Priester werden.

Bereits 2012 ließ Fürnsinn in einem Interview mit der Aussage aufhorchen, dass die Ehe alleine bei der Priesterweihe kein Hindernis sein könne - mehr dazu in Fürnsinn zu Zölibat, Wirtschaftsethik und Muslimen (religion.ORF.at; 2.11.2012). Jetzt, kurz nach seinem Abtritt als Propst des Stiftes Herzogenburg, bestätigte er im Interview mit noe.ORF.at diese Denkweise.

Maximilian Fürnsinn im Interview mit Robert Friess

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Maximilian Fürnsinn (r.) im Gespräch mit Robert Friess

„Wir brauchen das Engagement Junger. Und da denke ich mir, dass das Auffinden bewährter Männer in den Gemeinden heutzutage ein ganz wichtiger Schritt ist. Diese Männer gibt es in jeder Gemeinde. Ich verstehe nicht, warum Bischöfe da nicht entschiedener diesen Weg gehen und das mit dem Papst besprechen“, sagte Fürnsinn im Interview. Allerdings, so betonte er, sei er nicht generell für die Aufhebung des Zölibats: „Das ist zu einfach gesagt. Der Zölibat ist ein unglaublich spiritueller Moment, der die Kirche weitergebracht hat.“

„Müssen die Kirche näher zu den Menschen bringen“

Bezugnehmend auf Kirchenaustritte sagte Fürnsinn, dass man die Kirche näher zu den Menschen bringen müsse. „Was ich so als ein Grundbedürfnis sehen würde wäre, dass wir eine gewisse horizontale Kirchenspaltung aufgeben. Ich habe immer den Eindruck, es gibt das Volk Gottes und es gibt darüber eine Hierarchie, die abgelöst ist, in sich selbst verselbständigt ist. Und ich denke mir immer mehr: Wir müssen die Kirche näher zu den Menschen bringen. Wir sehen ja, dass es wenige Priesterberufungen und Ordensberufungen gibt. Ich denke mir, es muss uns wieder gelingen, aus den Gemeinden heraus geistige Berufungen zu finden.“

Maximilian Fürnsinn im Interview mit Robert Friess

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Fürnsinn legte im April sein Amt als Propst des Stiftes Herzogenburg zurück

Außerdem sprach sich Fürnsinn im Interview für „NÖ heute“ für ein „geeintes Europa“ aus. Derzeit befinde man sich auf einem „rückschrittlichen Kurs. Wir haben den Nationalismus wieder mehr entdeckt“, kritisierte der Altpropst. „Die große europäische Vision mit einem geeinten Europa ist nicht mehr in dieser Stärke da, aber da müssen wir zurückfinden.“ Zu den jüngsten Missbrauchskandalen meinte Fürnsinn, dass in Österreich in dieser Frage „wirklich sehr viel getan wurde“. Die österreichische Kirche habe dieses Thema „sehr ernst genommen“.

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