Betriebsrat warnt vor zu wenig Klinik-Personal

Der Betriebsrat des Universitätsklinikums St. Pölten schlägt Alarm. Er warnt vor drohenden medizinischen Fehlern aufgrund von akuter Personalknappheit. Dass es zu Engpässen kommt, weist die Landeskliniken-Holding zurück.

In einem offenen Brief findet Wolfgang Schrefl, Betriebsratsvorsitzender des Universitätsklinikums, klare Worte. Die Mitarbeitervertretung sei zur „Meldung von drohenden Schäden“ verpflichtet: „Insbesondere bei den Nachtdiensten ist in vielen Abteilungen die Unterbesetzung drastisch spürbar. Das Risiko, dass es zu Schadensfällen kommt, ist nachts besonders hoch“, heißt es in dem Schreiben.

Der Missstand sei in fast allen Bereichen des Krankenhauses zu spüren, in der Pflege genauso wie bei Ärztinnen und Ärzten sowie in der Verwaltung. Als Beispiel nennt der Betriebsrat die Intensivabteilungen. Das Problem der Personalknappheit besteht laut Schrefl seit Jahren, alleine seit Jahresbeginn seien Vertreter von vier Abteilungen mit ähnlichen Befürchtungen an ihn herangetreten. Insgesamt sind am Standort St. Pölten derzeit etwa 3.400 Mitarbeiter beschäftigt, es ist das größte Krankenhaus in Niederösterreich.

Haus C

Universitätsklinikum St. Pölten

Das neue Haus C des Universitätsklinikums ging im vergangenen Jahr in Betrieb

Zurückgeführt wird der beklagte Personalmangel zum einen auf eine permanente Ausweitung der Leistungen in St. Pölten. So übernehme das Klinikum etliche Spezialaufgaben, für die Patienten extra in die Landeshauptstadt kommen, und bilde Studierende der Karl Landsteiner Privatuniversität aus. Zusätzlich kritisiert Betriebsrat Schrefl die Nachbesetzungspolitik des Universitätsklinikums. Einschulungszeiten würden demnach nicht ausreichend berücksichtigt, eine Pensionierungswelle drohe. Bisherige Ankündigungen, den Krankenhäusern mehr Personal zur Verfügung zu stellen, seien nicht oder nicht ausreichend angekommen.

Den offenen Brief versteht Schrefl auch als juristische Absicherung, erklärt er im Gespräch mit noe.ORF.at, „denn irgendwann passiert etwas und dann stehen die Kleinen, die für den organisatorischen Missstand nichts können, vor dem Richter.“ Im - hypothetischen - Fall von Schäden sei die straf- und zivilrechtliche Verantwortung allerdings „nur zum geringen Teil“ bei den betroffenen Belegschaftsmitgliedern selbst zu suchen. Ihm sei klar, dass die Erfüllung seiner Forderungen zusätzliche Mittel benötige, erklärt Schrefl. Allerdings müsse man „die Bevölkerung generell dafür sensibilisieren, dass die Gesundheit Geld kostet“ und die Attraktivität vor allem des Pflegeberufs steigern, fordert er.

Klinik: „Sicherheit im Mittelpunkt“

Die Landeskliniken-Holding und die Leitung des Universitätsklinikums reagieren mit einer gleichlautenden Stellungnahme auf den offenen Brief des Betriebsrats. Darin verweisen sie auf Gespräche mit dem Betriebsrat und versichern gleichzeitig, dass die Sicherheit der Patientinnen und Patienten im Mittelpunkt des täglichen Handelns stehe. „Durch die interdisziplinäre Zusammenarbeit gelingt es im laufenden Betrieb, auch ungeplante Abwesenheiten von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auszugleichen“, heißt es.

Felix Novak, noe.ORF.at

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