„Es wurde geweint, war aber totenstill“

Der Brand in der Pariser Kathedrale Notre-Dame hat weltweit für Entsetzen gesorgt. Auch einige Niederösterreicher erlebten das Ereignis hautnah mit. Im Stift Göttweig fühlte man sich indessen an den verheerenden Brand 1718 erinnert.

„Neben mir haben Kinder geweint, Erwachsene haben geweint. Überall war Feuerwehr und die Polizei, die abgesperrt hat, aber es war trotzdem irgendwie totenstill.“ So schildert Anita Hofmann aus Pyhra (Bezirk St. Pölten) die Ereignisse in Paris gegenüber noe.ORF.at. Sie hatte die Kathedrale Notre-Dame nur wenige Stunden vor dem verheerenden Brand besucht. „Fünf Stunden später war das alles weg. Wären wir an diesem Nachmittag nicht rein gegangen, hätten wir das nie wieder so gesehen“, sagt sie. Die junge Frau war gerade auf dem Weg nach Hause, als sie den Rauch aufsteigen sah.

Auch der Mödlinger Bürgermeister Hans Stefan Hintner (ÖVP) ist derzeit in Paris. Er schilderte am Tag nach dem Brand telefonisch die aktuelle Situation vor der Kathedrale: „Man versucht, Kunstschätze zu retten, die nicht Opfer der Flammen geworden sind. Die charakteristischen Türme stehen noch, man sieht auch den abgebrannten Dachstuhl, aber auch das Gerüst, von dem die Arbeiten begonnen wurden. Es macht einen gespenstischen Eindruck.“ Die Betroffenheit in Paris sei groß, so Hintner. In großen Teilen der Stadt herrsche aber bereits wieder geschäftiges Treiben.

Großes Risiko bei Arbeiten in historischen Gebäuden

In Österreich erinnerten die Bilder des brennenden Notre-Dames viele an den Brand des Stephansdoms im Jahr 1945 oder an den Brand der Wiener Hofburg im Jahr 1992. In Niederösterreich fühlte man sich im Stift Göttweig (Bezirk Krems) vor allem an das Jahr 1718 erinnert. Damals waren bei einem verheerenden Brand große Teile des früheren Klosters zerstört worden. Bis vor kurzem wurde das Stift umfassend saniert. Weil diese Arbeiten bei einem historisch wertvollen Gebäude großes Risiko bergen, seien die Sicherheitsvorkehrungen während dieser sechs Jahre der andauernden Sanierung hoch gewesen, schildert Baumeister Peter Griebaum gegenüber noe.ORF.at.

Vor allem bei Tätigkeiten wie Löten käme es laut Griebaum immer wieder zu Hitzeentwicklungen, bei denen es „darum geht, dass die darunter liegende Schalung das Holz nicht verkohlt und hier kein Schwelbrand entstehen darf“. Bei Schweißarbeiten am Dach habe man deshalb auch Feuerwachen eingesetzt. Dabei werde in regelmäßigen Abständen kontrolliert, dass es zu keinem Brand kommt, so der Baumeister. Dass dem Thema Brandschutz nach dem Feuer im Jahr 1718 in Göttweig ein besonderer Stellenwert eingeräumt wurde, sieht man heute noch deutlich: „Wenn man bei uns aufs Kirchendach schaut, sieht man beim Übergang vom Hauptschiff zum Presbyterium eine riesengroße Feuermauer“, sagt der Leiter des Bauamtes Stift Göttweig, Andreas Remler.

Stift Göttweig Restaurierung Dach

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Im Stift Göttweig war sechs Jahre lang das Dach saniert worden

Der Abt des Stiftes Göttweig zeigte sich bei einem Lokalaugenschein im Stift am Tag nach dem Brand in Paris tief betroffen. Notre-Dame sei ein „markantes christliches Gebäude“, das täglich von Zigtausenden besucht werde, auch von vielen Betenden. „Wenn so ein Wahrzeichen in Flammen aufgeht, tut das unglaublich weh“, so der Abt.

Regelmäßige Übungen in Niederösterreich

Um die heimischen Kulturgüter im Falle eines Feuers zu schützen, gibt es in Niederösterreich regelmäßig Übungen der Einsatzkräfte. Im Jahr 2014 war das zum Beispiel im Stift Klosterneuburg (Bezirk Tulln) der Fall. Im Stift Göttweig wiederum wurde Ende 2017 eine Übung abgehalten. Dabei galt es, Personen zu befreien und Kulturgüter in Sicherheit zu bringen.

Laut dem niederösterreichischen Landesfeuerwehrkommandanten Dietmar Fahrafellner gebe es hierzulande spezielle Alarmpläne, die im Ernstfall abgearbeitet würden. Dabei schaue man vor allem auf die Sicherstellung der Kulturgüter, allerdings sei bei solchen Bränden laut Fahrafellner ein Innenangriff „nur sehr schwer zu verantworten wegen der Einsturzgefahr“.

In Paris konnten nach stundenlangen Löscharbeiten schließlich die Struktur des historischen Gebäudes, die Fassade und die beiden Haupttürme gerettet werden. Wegen der enormen Höhen seien solche Löscharbeiten eine besondere Herausforderung, sagt Fahrafellner. Er spricht außerdem von einem enormen Druck der Öffentlichkeit bei solchen Einsätzen - mehr dazu in Notre-Dame: „Enormer Druck auf Einsatzkräfte“ (noe.ORF.at; 16.4.2019).

Link:

„Teil von uns allen“: Notre-Dame in Paris brennt (ORF.at; 15.4.2019)