Tödlicher Traktorunfall: Zehn Monate bedingt

Nach dem tödlichen Traktorunfall bei einem Polterabend ist der 26-jährige Beschuldigte am Mittwoch am Landesgericht St. Pölten zu zehn Monaten bedingter Haft und einer Geldstrafe verurteilt worden. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Der Mann wurde wegen grob fahrlässiger Tötung, fahrlässiger Körperverletzung und fahrlässiger Gemeingefährdung schuldig gesprochen. Zusätzlich zu der bedingten Haftstrafe muss er - unbedingt - 9.000 Euro Strafe zahlen. Der gesetzliche Rahmen hätte eine bis zu dreijährige Haftstrafe ermöglicht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig, weil die Staatsanwaltschaft keine Erklärung abgab.

Traktor Unfall Allhartsberg

Rotes Kreuz

Vor Gericht hatte sich der Beschuldigte am Mittwoch schuldig bekannt. „Die wahre Strafe hat der Angeklagte bereits bekommen“, sagte sein Verteidiger: „Das ist einer der wenigen Fälle, wo nicht nur die Opfer bemitleidenswert sind, sondern auch der Täter.“ Schließlich sei die Schwester seines Mandanten bei dem Unfall ums Leben gekommen. Der Rechtsanwalt äußerte weiters Zweifel, ob es sich um grob fahrlässige Tötung handelte.

Zu hohe Geschwindigkeit

Der angeklagte Traktorfahrer gab an, er habe am Unglückstag im September 2018 in einer mäßig steilen, engen Rechtskurve einen Radfahrer überholt und zu beschleunigen begonnen, als sich das Zugfahrzeug am Scheitelpunkt befunden habe. Er schätzte, maximal mit 20 km/h unterwegs gewesen zu sein. Ein Gutachten belastete den 26-Jährigen, er soll zwischen 25 und 30 km/h gefahren sein. Wäre der Traktoranhänger zum Personentransport zugelassen gewesen, hätte die erlaubte Höchstgeschwindigkeit laut Staatsanwaltschaft 10 km/h betragen.

Der Anhänger des Traktors kippte damals auf der Landesstraße zwischen Allhartsberg und Sonntagberg (Bezirk Amstetten) um. 13 Frauen wurden verletzt. Unter ihnen befanden sich zwei Schwangere und die Braut, die Schwester des Angeklagten. Diese wurde nach dem Unfall mit schweren Kopf- und Thoraxverletzungen ins Krankenhaus nach Linz gebracht, wo sie wenige Tage später starb - mehr dazu in Traktorunfall: Braut erlag ihren Verletzungen (noe.ORF.at; 18.9.2018).

Der 26-Jährige hatte laut seinen Angaben das Fahrgestell selbst gebaut. Seine Schwester habe ihn gebeten, bei ihrem Polterabend das Traktorgespann zu lenken. Mildernd bei der Strafbemessung wirkten sich die Unbescholtenheit, das umfassende reumütige Geständnis und der Verlust einer Angehörigen aus. „Sie waren nüchtern und haben Ihrer Schwester einen Gefallen getan“, meinte der Richter zum Angeklagten.