Naturpark Ötscher-Tormäuer sucht seine Zukunft

Die Landesausstellung im Jahr 2015 hat der Ötscher-Region einen touristischen Schub gebracht. Anschließend wurde ein Konzept für die Zukunft des Naturparks Ötscher-Tormäuer erarbeitet, das tief greifende Probleme zu Tage brachte.

Bei der „Toreck-Klamm“ sollte, wenn es nach den Plänen der damaligen NEWAG gegangen wäre, der Stausee für ein Kraftwerk liegen. Der Widerstand dagegen führte 1970 zur Gründung des Naturparks Ötscher-Tormäuer, des größten Naturparks des Landes. Gelegen in den fünf Gemeinden Gaming, Puchenstuben, Sankt Anton an der Jeßnitz (alle drei Bezirk Scheibbs), Mitterbach und Annaberg (beide Bezirk Lilienfeld) ist er 170 Quadratkilometer groß, durchzogen von 300 Kilometern an Wanderwegen.

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Der Naturpark Ötscher-Tormäuer liegt in fünf Gemeinden

Weniger bekannt als die Wanderwege sind die Probleme, die sich in den vergangenen Jahrzehnten aufstauten, allen voran die Abwanderung. 120 Menschen aus den Naturpark-Gemeinden machten sich ein Jahr lang darüber Gedanken, so der Leiter des Naturparks, Florian Schublach. „Die Probleme sind in den Gemeinden strukturell dieselben, vor allem was die demografische Entwicklung betrifft. Der Naturpark eignet sich dafür, diese Entwicklungen gesammelt anzugehen und Lösungen zu suchen", so Schublach.

Bäume statt Menschen

Ein großes Thema ist der Waldzuwachs. Immer mehr Wiesen werden mit Bäumen angesetzt. Es gibt mehr Bäume, aber weniger Menschen, sagt der frühere Berufsjäger Heribert Pfeffer. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dieser Entwicklung und bezeichnet Abwanderung und Bewaldung als „Geschwister“: Dort, wo Bäume die Wiesen ersetzen, verschwindet Lebensraum für den Menschen.

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Die Abwanderung im Naturpark ist ein großes Problem

Der Lebensraum werde irgendwann gebraucht, denn es werde immer enger auf der Welt, so Pfeffer. Dieses Problem sei noch kaum jemandem bewusst, aber in 30 Jahren werde das vielleicht ganz anders aussehen, so der 67-Jährige. Dann aber seien die Wiesen und Lebensräume verschwunden und vom Wald verschluckt, meint er.

Klassenzimmer wird in den Wald verlegt

Deshalb ist es ein Teil des Konzeptes, Wege zu suchen, die Wiesen gegen den Waldzuwachs zu verteidigen. Ein wichtiger Aspekt ist die Bewusstseinsbildung. Die setzt bei den Jüngsten an. In vier Naturpark-Volksschulen wird den Kindern der Umgang mit der Natur bewusst gemacht. Auch, indem man das Klassenzimmer kurzerhand in den Wald verlegt. Die Schulen seien untereinander vernetzt, erzählt Lehrerin Elisabeth Lechner. Zahlreiche Experten aus dem Naturpark sind immer wieder zu Gast, um den Kindern die Bedeutung und den Stolz auf ihre besondere Heimat zu vermitteln.

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Im Ötschergebiet denkt man über ein Klimawandel-Forschungszentrum nach

Eine der fünf Säulen des Konzeptes ist der Tourismus. Er soll sanft weiterentwickelt werden. Eine neue Art der Beschilderung und auch der Bewirtschaftung der Wanderwege wird gesucht. Wobei, so die Touristikerin Monika Enne aus Mitterbach, nicht „überschildert“ werden soll. Im Gegenteil: Die Möglichkeit, sich selbst Wege zu suchen, spiele auch eine wichtige Rolle.

Klimawandel-Forschungszentrum als Idee

Noch im Stadium der Idee ist ein Klimawandel-Forschungszentrum im Ötschergebiet. Durch die Einzellage hat der Ötscher eine einzigartige Klimastruktur. Die eigne sich, um den Gründen für den Klimawandel nachzugehen, betont Naturparkleiter Schublach. Man sei in Kontakt mit unterschiedlichen Forschungseinrichtungen. Eine Möglichkeit für den Standort wäre Lackenhof, wo auf diese Weise leerstehende Häuser genützt werden könnten. Allen Maßnahmen gemeinsam ist jedenfalls die Bewusstseinsbildung, dass der Mensch mehr Verantwortung als bisher für dieses Gebiet übernehmen muss.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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