Reinsberg: Ein Ort wird umgebaut

Nicht selten sind es kleine Orte, die ein blühendes Vereinsleben haben. Ein Beispiel dafür ist die 1.000-Einwohner-Gemeinde Reinsberg (Bezirk Scheibbs). Jetzt wird für die Vereine - auch mit deren Hilfe - der komplette Ortskern umgebaut.

Eigeninitiative hat in Reinsberg Tradition. Hier haben Freiwillige die Burgruine revitalisiert und ein Veranstaltungszentrum daraus gemacht. Und nachdem der letzte Greißler zusperrte, führt ein Verein das Nahversorgergeschäft. Jetzt ist das nächste Großvorhaben an der Reihe. Ein Gebäude wie dieses würde man eher in einer Stadt vermuten als in einem Dorf. 1.700 Quadratmeter Nutzfläche mit großzügigen Räumen für Proben der verschiedenen Vereine und auch für große Veranstaltungen.

Baustelle des neuen Veranstaltungszentrums in Reinsberg

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Das neue Veranstaltungszentrum soll das neue Zentrum von Reinsberg werden

Bürgermeister Franz Faschingleitner (ÖVP) spricht von einer zentralen Rolle der Vereine für das Leben im Ort - und dass ihnen mit diesem Großprojekt auch etwas zurückgegeben werden solle. Was nicht heißt, dass ihnen das in den Schoß fällt, die Freiwilligen legen kräftig Hand an - unter anderem Mitglieder des Musikvereines.

Die Ausgangslage: Das Musikheim war zu klein

Denn Ausgangspunkt für das neue Ortszentrum war ein zu klein gewordenes Musikheim. Daraus entstand die Idee eines Gemeindezentrums für mehrere Vereine, das über eine breite Bürgerbeteiligung weiterentwickelt wurde. Der Musikverein verkaufte in der Folge das Grundstück an die Gemeinde und hat ein Nutzungsrecht mit Probenräumen in dem neuen Komplex.

Helfer, die schon beim Bau des ersten Musikheimes vor mehr als 40 Jahren dabei waren, sind jetzt wieder aktiv, sie nageln Lärchenschindeln an die Verschalung des Betongebäudes. Insgesamt 60.000 Stück sorgen für ein attraktives Erscheinungsbild. Für Johannes Wolmersdorfer, Obmann des Musikvereines, ist das aber nur ein Teil des Ganzen, denn ganz Reinsberg helfe mit, nicht nur der Musikverein. Die Freiwilligkeit liege in der DNA der Reinsberger, so Wolmersdorfer.

Blick auf den Ort Reinsberg

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In einer Abwanderungsregion müsse man den Menschen etwas bieten, um sie im Ort zu halten, sagt Reinsbergs Bürgermeister Franz Faschingleitner

Das wird nur wenige Meter entfernt deutlich unterstrichen. Denn um auch wirklich genug Beschäftigung zu bieten, renovierten die Reinsberger parallel dazu noch ihre Kirche. Und das ist noch immer nicht alles. In wenigen Wochen wird der Grundstein für einen neuen Kindergarten und betreutes Wohnen gelegt, direkt im Anschluss, auf dem Areal einer stillgelegten Tischlerei. Hier wird auch das von einem Verein geführte Geschäft einziehen, das zwar ausgezeichnet angenommen wird, an seinem derzeitigen Standort aber unter Platznot leidet.

Kindergarten war ein Geschenk der EU

Das Glück des Tüchtigen - zumindest der Kindergarten ist ein Geschenk, erklärt Vizebürgermeister Christian Vogelauer. Es habe sich glücklich ergeben, dass die EU den gesamten Kindergartenbau zu 100 Prozent fördere, womit sich die kleine Gemeinde dieses Vorhaben auch leisten könne, so Vogelauer (ÖVP). Trotzdem bleiben für das Gesamtprojekt mehrere Millionen Euro an Kosten für die Gemeinde.

Bürgermeister Franz Faschingleitner spricht von einem täglichen Kampf mit den Kosten, aber auch dem Wissen darum, dass man in einer Abwanderungsregion den Menschen etwas bieten müsse, um sie im Ort zu halten. Und das sei gelungen, sagt der Bürgermeister, denn zuletzt wachse der Ort wieder. Das Vereins- und Veranstaltungszentrum soll im Jänner eröffnet werden, der gesamte Ortskern von Reinsberg wird in wenigen Jahren völlig anders aussehen.

Robert Salzer, noe.ORF.at

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