Rotes Kreuz: Zwei Zentren für raschere Reaktion

Das Rote Kreuz Niederösterreich hat seine Strategie für Katastrophen auf neue Beine gestellt. In Münchendorf (Bezirk Mödling) wurde ein zweites neues Logistiklager eröffnet, das im Notfall eine rasche Versorgung sicherstellen soll.

Hochwasserereignisse, Zugsunglücke und Gasexplosionen sind nur einige Beispiele für Katastrophen, die Niederösterreich in den vergangenen Jahren erschüttert haben. Auf diese und ähnliche Szenarien ist das Rote Kreuz Niederösterreich eigenen Angaben zufolge nun noch besser gerüstet. Bereits Anfang 2018 war in Tulln ein neues Katastrophenhilfezentrum in Betrieb gegangen - mehr dazu in Neue Zentren für schnelle Katastrophenhilfe (noe.ORF.at; 13.1.2018). Im Umfeld des heurigen Weltrotkreuztages wurde nun in Münchendorf das zweite und größere der beiden geplanten Lager eröffnet. Unter anderem bietet es Feldbetten, Decken und Platz für bis zu 2.000 Menschen.

Logistikzentrum des Rotes Kreuzes

ORF / Novak

Der neue Standort in Münchendorf

Die neue Strategie war aufgrund des Alters des bisherigen Logistiklagers in Mödling notwendig geworden. Dieses sei nun geschlossen worden, „weil sich eine Sanierung nicht mehr gerechnet hätte“, erklärte Josef Schmoll, Präsident des Roten Kreuzes Niederösterreich, gegenüber noe.ORF.at.

Flughafen als besonderer Schwerpunkt

Stattdessen gibt es nun mit jenem in Tulln ein nördliches Katastrophenhilfezentrum für den Donauraum, während jenes in Münchendorf primär für das südliche Niederösterreich zuständig ist. Aufgrund der vielfältigen Autobahnanbindungen werden von diesem Standort aus auch Anfahrtszeiten zu anderen Unglücksorten minimiert. Einen besonderen Schwerpunkt stellt jedenfalls der Flughafen in Schwechat dar, der im Normalfall in knapp 20 Minuten erreicht werden kann. In den Notfallplänen des Flughafens spielt Münchendorf nun eine große Rolle.

Logistikzentrum des Rotes Kreuzes

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Der bisherige Standort in Mödling wurde durch zwei neue ersetzt

Katastrophenszenarien können dort auch eintreten, wenn etwa aufgrund eines Stromausfalls plötzlich tausende Passagiere für längere Zeit festsitzen. „Diese Menschen müssen dann am Flughafen oder im Umfeld des Flughafens versorgt werden und brauchen vielleicht ein Notbett“, erklärte Flughafenvorstand Günther Ofner beim Festakt zur Eröffnung am Freitag.

Selbst könne sich der Flughafen nicht im notwendigen Ausmaß auf derartige Situationen vorbereiten, sagte Ofner: „Da brauchen wir die Unterstützung des Roten Kreuzes und anderer Einrichtungen.“ Pläne gibt es auch für den Fall, dass Passagiere mit potenziell ansteckenden Krankheiten in Schwechat ankommen. Unter anderem dafür ist in Münchendorf nun die Sondereinheit für Patienten-Dekontamination angesiedelt.

Logistikzentrum des Rotes Kreuzes

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Die Ausrüstung der Trinkwassereinheit wird künftig in Münchendorf gelagert

Hier lagert jetzt auch die Ausrüstung für weitere Spezialteams, darunter Suchhunde sowie Trinkwasser- und Hygieneexperten des Roten Kreuzes Niederösterreich. Auch Fahrzeuge, etwa zum Mannschaftstransport, sind ab sofort im Zentrum untergebracht. Im Krisenfall kann es dann rasch gehen: Maximal 30 Minuten dauert es, bis die Rotkreuz-Spezialisten bei Katastrophen im Inland einsatzbereit sind, höchstens 60 Minuten sind es bei internationalen Notfällen.

Finanzierung durch Rotes Kreuz und Land

Für die Errichtung des 3.500 Quadratmeter großen Zentrums waren etwa 5,4 Millionen Euro notwendig, dazu kamen Grundstückskosten in Höhe von etwa 1,4 Millionen Euro. Ein Teil dieser Summe wurde durch den Verkauf des bisherigen Standorts abgedeckt, weitere 1,6 Millionen kamen vom Land Niederösterreich. Der Großteil wurde jedoch mit Spendengeldern des Roten Kreuzes finanziert, erklärte Präsident Josef Schmoll.

Logistikzentrum des Rotes Kreuzes

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Der Festakt am Freitagabend

Die Unterstützung des Landes komme jedenfalls primär nicht dem Roten Kreuz zugute, „auch wenn es für den ersten Blick so aussieht“, sagte Landtagspräsident Karl Wilfing (ÖVP) bei seiner Festrede. Vielmehr sei es eine Investition „für alle Menschen in unserem Land und für Menschen weltweit“, meinte Wilfing. Die zuständige Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) äußerte sich ähnlich: „So kann man jeder Niederösterreicherin und jedem Niederösterreicher mit hundertprozentiger Sicherheit garantieren, dass es im Katastrophen- oder Krisenfall Hilfe gibt“, erklärte sie.

Die ständige Bereitschaft des Roten Kreuzes sei jedoch nur die eine Hälfte der notwendigen Vorkehrungen für Katastrophen, betonte Präsident Schmoll: „Das Um und Auf ist, dass wir uns auf eine Katastrophe vorbereiten, aber dass wir auch ein Bewusstsein in der Bevölkerung schaffen.“ Auch privat solle man in der Lage sein, für einige Tage oder Wochen autark überleben zu können. Empfohlen wird, neben Konserven auch 2,5 Liter Wasser pro Person und Tag zu lagern.

Felix Novak, noe.ORF.at

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