Lehrer für mehr Sanktionsmöglichkeiten

Jeder zweite Lehrer kritisiert in einer neuen Studie, dass es zu wenig Sanktionsmöglichkeiten für undisziplinierte Schüler gebe. Ein Ausschluss muss derzeit beantragt werden. Gefordert wird nun ein Ausschluss-Verfahren direkt an der Schule.

Nach dem Video, das einen handgreiflichen Streit zwischen einem Lehrer und einem Schüler an der HTL Ottakring zeigt, entbrannte nun eine Debatte über die Sanktionsmöglichkeiten der Lehrer und Direktoren. In Niederösterreich werden nach den Vorfällen rasche Konsequenzen und Änderungen gefordert. Denn auch wenn sich Schülerinnen und Schüler aggressiv verhalten, könnten Direktoren oft „nur zahnlos agieren“, sagte Isabella Zins, Sprecherin der AHS Direktoren und BORG Mistelbach-Direktorin.

„Schulkonferenz sollte Ausschluss formulieren“

Man könne „den Ausschluss androhen beziehungsweise androhen, dass man einen Antrag an die nächste Behörde stellen wird. Es ist sehr wenig aussagekräftig. Es ist schon ein Schuss vor den Bug, aber dann endet es eigentlich“, so Zins gegenüber noe.ORF.at. Daher wird nun gefordert, dass „für solche Extremsituationen die Schulkonferenz die Möglichkeit haben sollte, einen Ausschluss auch wirklich zu formulieren“, so die Sprecherin der AHS-Direktoren. „Suspendieren könnte ich schon auch, aber das ist nur eine Lösung für zwei, drei Tage. Dann sitzt der Schüler wieder in der Klasse. Da braucht es also unbedingt mehr Mittel und auch im Vorfeld mehr Möglichkeiten zu intervenieren.“

Zum selben Schluss kommt auch Jörg Spenger, der eine Studie zur Berufs-Belastung von Lehreren begleitete. In der Studie kritisiert jeder zweite Lehrer dass es zu wenig Sanktionsmöglichkeiten für undisziplinierte Schüler gebe - mehr dazu in Studie: Lehrer stehen immer mehr unter Druck (noe.ORF.at; 10.5.2019). Auch Spenger hält es für notwendig, dass „man Ausschluss- und Suspendierungskompetenzen direkt an die Schulen verlagert.“

Schulbehörde lehnt Forderung ab

Seitens der Schulbehörde wird das allerdings abgelehnt, betonen Bildungslandesrätin Christiane Teschl (ÖVP) und Bildungsdirektor Johann Heuras. Es seien selbst Suspendierungen für maximal vier Wochen nicht immer die beste Lösung, heißt es, da sie Probleme nicht lösen, sondern nur verschieben würden. Besser wäre es, wenn Schulen schon vor einer Suspendierung einschreiten würden.

Das sei im Schulalltag allerdings schwierig, entgegnete Zins. „Wir haben ganz wenig Unterstützungspersonal an den Schulen. Bei uns müssen Lehrkräfte Lehrer, Psychologe und Sozialarbeiter sein“, so die Sprecherin der AHS-Direktoren. „Das kann nicht die Lösung sein. Das kann bei kleinen Dingen funktionieren, aber da braucht es unbedingt ein multiprofessionelles Team, das entweder bei Brennpunktschulen sofort verfügbar, oder wirklich schnell verfügbar ist, wenn solche Situationen passieren.“

Studienautor Spenger sagte, es brauche „psychosoziale Unterstützung für die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern.“ Zudem müssten die Lehrer und Direktoren durch Unterstützungspersonal administrativ entlastet werden. „Das wäre sehr hilfreich“, so Spenger.

Links: