Neue Wege durch das Stift Dürnstein

Der blaue Turm des Stiftes Dürnstein (Bezirk Krems) ist weithin bekannt, das dazugehörige ehemalige Augustiner-Chorherrenstift kaum. Der neu geschaffene Themenweg durch das restaurierte Stift soll dies nun ändern.

Die Bilder sind bekannt: Ein Ausflugsschiff legt an, die Touristenkarawane zieht durch das pittoreske historische Städtchen Dürnstein. Der eine oder andere Gast steckt vielleicht kurz die Nase in ein Souvenirgeschäft oder in eine Wachauer Delikatesse und kehrt dann zurück aufs Donauschiff. Viele Radtouristen oder Ausflügler machen es nicht viel anders.

Und für diese Gäste dachten sich der damalige Propst des Augustiner Chorherrenstiftes, Maximilian Fürnsinn, und sein für Tourismusfragen zuständiger Mitbruder und Nachfolger als Leiter des Stiftes, Petrus Stockinger, etwas aus: Die Wiederbelebung des Stiftes Dürnstein als einen Ort der Einkehr.

Ausstellung Stift Dürnstein

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In der freigelegten gotischen Säulenhalle aus dem zwölften Jahrhundert können Bibeln aus vier Kontinenten und in 50 verschiedenen Sprachen gelesen werden

„Wir wollten einen Ort des Verweilens schaffen. Wenn man heute nach Dürnstein kommt, so finden manche keinen Platz, um irgendwo zu verweilen, und gehen einfach die Straße auf. Ich glaube, dass die Neugestaltung des Stiftes Dürnstein mit dem Innenhof, den man jederzeit frei betreten kann, hilft, den Besuchern einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen“, erzählte Maximilian Fürnsinn am Freitagabend bei der Eröffnung.

Dürnstein bekommt ein klareres geistliches Profil

„Ich habe mich bei meiner Diplomarbeit schon mit Museumspädagogik beschäftigt“, ergänzte Petrus Stockinger, der neue Propst. „Mir war es wichtig, dass die Menschen hier innehalten können und über das Gute, das Wahre und das Schöne nachzudenken beginnen.“ Und so ist das Stift ein Ort der Einkehr, im doppelten Sinn geworden.

Mit der Neugestaltung des Stiftes Dürnstein gelte es, diesem „ein klareres geistliches Profil zu geben“. „Diese Stunde steht im Zeichen des Dankes“, betonte der Propst, dass es eine Freude sei, dass so viele Menschen motiviert werden konnten, sich in dieses Projekt einzubinden.

Ein Drehkreuz ins zwölfte Jahrhundert

Ein wahrer Höhepunkt empfängt den Gast bereits knapp nach dem Drehkreuz des neuen Besucherzentrums: Die gotische Säulenhalle, einer der ältesten Teile des Klosters, wurde aufwändig restauriert und lädt zum Nachdenken über das Gute ein. Es ist ein Ort der Ruhe. Den mächtigen Säulen und Bögen sieht man die fast 1.000 Jahre lange Geschichte dieses Raumes nicht an.

Ausstellung Stift Dürnstein

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Die bronzene Kugel ist die Welt, wie wir sie kennen, die silberne stellt den Sternenhimmel dar und die goldene Kugel ist ein Abguss des goldenen Tabernakels der Stifstkirche

Die Ausstellung „Entdeckung des Wertvollen“ ist dreigeteilt: Das Gute, das Schöne und das Wahre. Im Ausstellungsteil, der „das Schöne“ zum Thema hat, sieht man zum Beispiel Überblendungen von Wachauansichten von Malern vergangener Jahrhunderte mit Fotos aus der Gegenwart sowie kostbare Madonnen und Monstranzen. Natürlich darf auch die Besichtigung des blauen Turms nicht fehlen.

Höhepunkt des Ausstellungsabschnittes über „das Wahre“ ist die Nachbildung des kugelrunden, goldenen Tabernakels aus dem Altarraumes der Stiftskirche Dürnstein. Darauf sind 44 Szenen aus dem Leben Christi dargestellt. Im Festsaal nebenan kann man das Deckenfresko von Martin Johann Schmidt mit dem Thema „Die Sünderin“ bewundern.

Barrierefreier Zugang zum Barock

Der Lift in den Prälatentrakt ist zwar noch in Arbeit, doch der Sockel des blauen Turms ist bereits jetzt stufenlos zu erreichen. Der imposante Blick nach oben zur Turmspitze ist also für alle Besucher und Besucherinnen möglich.

Blauer Turm Stift Dürnstein

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Der blaue Turm als Ausstellungsteil und -ziel

Im neuen Eingangsbereich gibt es auch einen Klosterladen. Nicht weit entfernt davon wurden großzügige Toilettenräume sowie Fahrradabstellplätze und Schließfächer eingerichtet. Was weniger auffällt, aber gerade nach dem Feuer in der Kathedrale Notre Dame in Paris umso notwendiger erscheint, sind Brandschutztüren und Feuermelder, die sich durch die gesamte Barockanlage ziehen.

Renovierung als Verpflichtung für Nachwelt

Drei Jahre haben Planung und Umsetzung des Projektes in Anspruch genommen. Dutzende Spezialfirmen wirkten an der Umsetzung mit. Drei Millionen Euro kostete die Revitalisierung des lange leerstehenden Gesamtkunstwerkes Stift Dürnstein. Die Mittel stammen vom Stift Herzogenburg als Eigentümer, dem Bund und dem Land Niederösterreich. Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner (ÖVP)betonte in ihrer Eröffnungsrede, dass das Stift Dürnstein ein herausragendes Kulturjuwel sei, das alle verpflichte, es für die Nachwelt zu erhalten und zu pflegen.

In Niederösterreich seien Kunst und Kultur an allen Ecken und Enden spür- und fühlbar, so Mikl-Leitner von einer „Vielfalt der kulturellen Angebote“ im Land. Und dabei komme man an den Kirchen, Stiften und Klöstern nicht vorbei, betonte sie „die gemeinsame Verantwortung und Verpflichtung zugleich, das kulturelle Erbe für die kommenden Generationen hochzuhalten und zu pflegen“. Das Stift Dürnstein sei dafür ein gutes Beispiel.

Finanzielle und inhaltliche Unterstützung erhält das Stift Dürnstein auch von einem Förderverein, dem der ehemalige Finanzminister Hans Jörg Schelling (ÖVP) als Präsident vorsteht. „Nach dem Spiel ist vor dem Spiel“, lautet ein altes Sprichwort. Und so wurde bereits nach der Eröffnung über ein neues Projekt nachgedacht: Die Erneuerung der blauen Farbe auf dem Kirchturm des Stiftes Dürnstein.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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