Lustwandeln in Prinz Eugens Gartenparadies

Nach 15 Jahren detailgenauer Rekonstruktion ist der sieben Terrassen umfassende Barockgarten von Schloss Hof nun fertiggestellt. Die Besucher können jetzt zwischen mehreren tausend Bäumen flanieren wie einst Prinz Eugen.

Lustwandeln wie zur Zeit von Prinz Eugen, das bietet der Barockgarten von Schloss Hof nun in seiner vollendeten Pracht. Das Gartenparadies des Prinzen von Savoyen ist detailgetreu wiederhergestellt. Diese nach französischem Vorbild vom Garteningenieur Anton Zinner geschaffene künstliche Natur, war mit den zahlreichen Treppen, Skulpturen, Brunnen, Blumenterrassen und schattigen Wandelgängen und Labyrinthen größer als der Garten des Kaisers. Prinz Eugen war ein großer Freund der Gartenkunst. Er ließ sich als damals reichster Österreicher nach dem Kauf des Jagdgutes im Jahr 1725 den Ausbau zur Sommerresidenz sehr viel Geld kosten.

„Im Frühjahr 1730 tummelten sich in Schloss Hof und dem Barockgarten mehr als 800 Arbeiter und Taglöhner. Scharen von - sogenannten - Lustgärtnern waren damit beschäftigt, Beete und Boskette ( Anm.: Heckenalleen) anzulegen sowie Bäume und Hecken zu pflanzen. Prinz Eugen betrachtete ihre Beschäftigung auch als soziale Aufgabe“, führte der Schauspieler Peter Simonischek bei der feierlichen Eröffnung am Dienstag aus. Prinz Eugen beschäftigte nämlich mehr Arbeiter als notwendig.

Barock Garten Schloss Hof

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Diese Luftaufnahme entstand während der Aufpflanzzeit. Der Barockgarten von Schloss Hof ist fertiggestellt.

400 Alleebäume wurden gepflanzt

Bei der Pflanzenauswahl wurde auf historische Korrektheit großer Wert gelegt. Insgesamt wurden für die originalgetreue Rekonstruktion fast 400 Alleebäume und 300 Obstgehölze, 1.000 heimische Wildsträucher, die als Nistplätze für Vögel dienen sollen, sowie drei Kilometer Hecken aus Feldahorn gepflanzt. Fünf Gärtner mussten neu angestellt werden, damit unter anderem die 50.000 Quadratmeter Heckenfläche gepflegt und geschnitten werden können, erläuterte der Geschäftsführer der Schloss Kultur- und Betriebsgesellschaft (SKB) Klaus Panholzer in seiner Eröffnungsrede. Die SKB verwaltet und vermarktet Schloss Hof.

Eine besondere Attraktion für die Gäste sind ein neu geschaffenes Labyrinth und ein Irrgarten mit jeweils 2.200 Quadratmeter Fläche sowie eine Aussichtsplattform. Seitens der SKB wurden rund neun Millionen Euro in die Garten-Revitalisierung investiert, zirka vier Millionen Euro in die Große Kaskade und zirka fünf Millionen Euro in die siebte Terrasse. Der Aufwand hat sich offenbar gelohnt. Allein wegen seiner sieben ausgedehnten Terrassen ist Schloss Hof nun vergleichbar mit anderen bedeutenden Gärten wie Sanssouci in Potsdam oder Versailles in Frankreich, erläuterte Hermann Fuchsberger, der Abteilungsleiter des Bundesdenkmalamtes für Niederösterreich.

Barock Garten Schloss Hof

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Die detailgenaue Rekonstruktion des Gartens nahm 15 Jahre in Anspruch

Detektivische Kleinarbeit bei der Rekonstruktion

Es dauerte nur wenige Jahrzehnte bis Prinz Eugens Schloss und sein Garten unmodern waren und dem langsamen Verfall preisgegeben waren. Kaiser Joseph der Zweite ließ hier Pferde züchten. Um 1900 übernahm das Militär Schloss Hof und errichtete Schieß- und Exerzierplätze. Die beiden Weltkriege besiegelten endgültig den Niedergang der gesamten Anlage. Der Garten blieb wegen des frühen Dornröschenschlafs aber in seiner barocken Grundstruktur erhalten, sodass barocke Wegeführungen, Stiegenanlagen, aber auch Pflanzgruben der Bäume und Blumenbeete sich unter einer zirka 30 Zentimeter dicken Erdschicht erhalten hatten.

Ab 1991 wurden erste archäologische Grabungen getätigt, mit dem Ziel, die gesamte barocke Gartenanlage von Schloss Hof zu revitalisieren. Dabei hielt man sich vor allem an die vorhandenen und von Maria Theresia um 1760 in Auftrag gegebenen drei Gemälde von Bernardo Bellotto, genannt Canaletto, und historische Pläne mit Detailinformationen. 2003 begannen die ersten Arbeiten an der Rekonstruktion der einzelnen Terrassen. Ein wichtiger Meilenstein war 2006 der Fund von zwei Originalplänen, wovon einer mit 1765 datiert ist. Er gibt die gesamte Anlage mit allen sieben Terrassen detailgetreu wieder. Dies ist auch der einzige bekannte Plan, der die siebte Terrasse in all ihrem Gestaltungsreichtum zeigt.

Hannes Steindl, noe.ORF.at

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