Liga entzieht Wr. Neustadt Lizenz und Zulassung

Der Senat 5 der österreichischen Bundesliga hat dem SC Wiener Neustadt die Lizenz und die Zulassung für die Saison 2019/20 rückwirkend entzogen. Der Klub muss damit nach Saisonende aus der 2. Liga absteigen.

Eine Woche vor Saisonschluss der 2. Liga und einen Monat nach dem eigentlichen Abschluss des Lizenzierungsverfahrens für die Saison 2019/20 entzog die österreichische Bundesliga den Niederösterreichern rückwirkend die Lizenz. Der Senat 5 der Bundesliga leitete nach Aussagen von Ex-Trainer Gerhard Fellner eine Untersuchung ein und stellte einen „Verstoß gegen sportlich-personelle, finanzielle und rechtliche Kriterien“ fest, teilte die Bundesliga am Freitag mit.

Senat stellte „mehrere Falschangaben des Clubs“ fest

Die Niederösterreicher müssen daher nach aktuellem Stand absteigen. Sie können innerhalb von acht Tagen gegen den Beschluss Protest einlegen und bei einem negativen Bescheid auch noch vor das Ständige Neutrale Schiedsgericht ziehen. Ob der Verein Protest einlegen wird, stand am Freitag noch nicht fest. Man wolle die Situation gemeinsam mit Experten analysieren und erst danach eine Entscheidung treffen, teilten die Niederösterreicher in einer Aussendung mit.

„Wir haben mehrfache Falschangaben des Clubs im Rahmen des Lizenz- und Zulassungsverfahrens festgestellt. Diese betreffen zwingend zu erfüllende Kriterien und damit entfällt die Grundlage für die positive Beurteilung und war die Lizenz und die Zulassung für die kommende Saison rückwirkend zwingend zu entziehen“, sagte Thomas Hofer-Zeni, der Vorsitzende des Senat 5.

Präsidentin sieht Verein durch ÖFB ruiniert

Wiener Neustadt-Clubchefin Katja Putzenlechner reagierte mit Sarkasmus auf den nachträglichen Lizenzentzug. „Wir haben die Entscheidung der Bundesliga zur Kenntnis genommen. Glückwunsch an alle, die in den letzten Tagen, Wochen und Monaten daran gearbeitet haben, den Verein zu ruinieren. Sie haben es jetzt geschafft“, sagte die Vereinschefin gegenüber den Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN).

Über das weitere Vorgehen wie einen möglichen Protest wolle man in den nächsten 72 Stunden entscheiden, kündigte Putzenlechner vor der Sichtung der Bundesliga-Entscheidung an: „Wir lassen uns alle Möglichkeiten in alle Richtungen offen.“

Schwarzer Tag für Sportstadt Weiner Neustadt

„Der erstinstanzliche Entzug der Lizenz für den SC Wiener Neustadt durch die österreichische Bundesliga ist ein schwerer Rückschlag für den SC Wiener Neustadt und ein schwarzer Tag für die Sportstadt Wiener Neustadt. Dieser Lizenzentzug kommt für uns unerwartet und überraschend“, reagieren Bürgermeister Klaus Schneeberger und Sportstadtrat Philipp Gerstenmayer auf die Entscheidung der Bundesliga.

Es sei nun in der Verantwortung des SC Wiener Neustadts die Entscheidung zu prüfen und gegebenenfalls alle rechtlichen Möglichkeiten auszunützen. Ungeachtet des Ausgangs des Verfahrens stünden der Bürgermeister und der Sportstadtrat zum Stadionprojekt. „Aufgabe der öffentlichen Hand ist es nicht, einen Verein zu führen, sondern die notwendige Sportinfrastruktur zur Verfügung zu stellen. Eine Stadt in unserer Größe braucht ein Stadion nach heutigen Standards", führt Schneeberger weiter aus.

Trainer Duran wünscht sich „Verein mit Zukunft“

Trainer Sargon Duran erreichte die Nachricht auf dem Weg zum Auswärtsspiel beim SV Horn. „Wir können es nicht ändern, das liegt nicht in der Macht der Mannschaft. Wir müssen dieses Urteil akzeptieren, auch wenn es sehr schwer fällt“, erklärt Duran gegenüber noe.ORF.at. Dass der Verein mit Gehältern im Rückstand ist, wollte Duran nicht bestätigen. „Ich kann nicht beurteilen, wie es bei Gerhard Fellner war. Meine Spieler haben mir aber gesagt, dass sie immer alles bekommen haben und auch bei mir ist alles in Ordnung.“ Duran hofft, dass es beim SC Wiener Neustadt weitergeht und dass der Verein eine Zukunft hat.

Wiener Neustadt hatte sich am 1. Mai von Fellner getrennt, der danach ausstehende Gehaltszahlungen seit November beklagte. Die Club-Präsidentin Katja Putzenlechner „bat mich und einige Spieler trotz der Rückstände zu unterschreiben, dass nichts offen wäre, um den Lizenzantrag stellen zu können. Wir würden unser Geld zeitnah erhalten, es kam aber nicht. Ich unterschrieb dennoch zum Wohl des Klubs“, hatte Fellner damals gegenüber der „Kronen Zeitung“ erklärt.

Möglicherweise kein Absteiger aus der 2. Liga

Sollte der Lizenzentzug von Wiener Neustadt in den weiteren Instanzen bestätigt werden, gibt es in der ersten Saison der auf 16 Mannschaften aufgestockten 2. Liga nur einen oder gar keinen Absteiger. In der Regionalliga Ost hatten lediglich der SV Mauerwerk und die Rapid Amateure einen Lizenzantrag gestellt. Mauerwerk wurde die Lizenz verweigert, Rapid II kann die Aufstiegskriterien (zumindest Platz zwei) nicht mehr erreichen, womit es aus der Ostliga keinen Aufsteiger geben wird.

Zudem könnte es sein, dass nach Wiener Neustadt auch Wacker Innsbruck II absteigen muss, falls die Profis von Wacker Innsbruck den Klassenerhalt in der Bundesliga nicht schaffen und in die 2. Liga absteigen müssen. Aus der Regionalliga Mitte steht der GAK als Rückkehrer in die 2. Liga fest, im Westen kann der SV Dornbirn am Wochenende den Aufstieg fixieren.

Links: