Dürnrohr wird „innovativer Energiestandort“

Die EVN schließt im Herbst das Kohlekraftwerk Dürnrohr (Bezirk Tulln). Dieser Ausstieg sei ein Beitrag zum Klimaschutz, nach der Stilllegung soll Dürnrohr ein „innovativer Energiestandort“ werden, so das Unternehmen.

Das Kohlekraftwerk Dürnrohr war zuletzt jährlich etwa 1.000 bis 2.000 Stunden in Betrieb. Bereits seit Monaten werde die vorhandene Restkohle verstromt, heißt es seitens der EVN. Der Bestand reiche noch für 30 Betriebstage, neue Lieferoptionen wurden nicht mehr gezogen - mehr dazu in EVN schließt Kohlekraftwerk Dürnrohr im Herbst (noe.ORF.at; 28.5.2019).

Die Grundlagen für den wirtschaftlichen Betrieb des Kohlekraftwerks seien weggefallen, sagte am Mittwoch EVN-Vorstandssprecher Stefan Szyszkowitz bei einer Pressekonferenz des Energieversorgers in Wien. Aus technischer Sicht hätte das Kraftwerk bis längstens 2025 laufen können. Gestiegene Preise für CO2-Zertifikate und die Änderungen beim Einsatz von Kraftwerken zur Stabilisierung der Stromnetze durch die Trennung der deutsch-österreichischen Strompreiszone machen die Kohleverstromung aus Sicht des EVN-Vorstandes nicht mehr rentabel.

Die Preise für CO2-Zertifikate seien auf 20 bis 25 Euro je Tonne gestiegen, von sieben bis neun Euro in den vergangenen Jahren. Es gebe für die Stilllegung des Steinkohlekraftwerks Dürnrohr keine Sonderabschreibungen in der heurigen Bilanz, im kommenden Jahr wird mit operativen Kosten im einstelligen Millionen-Euro-Bereich gerechnet. Beschäftigt sind in diesem Teil des Kraftwerkstandorts 35 Mitarbeiter, die künftig in anderen Bereichen eingesetzt werden.

Kohlekraftwerk Dürnrohr

EVN

Die Stilllegung des Kohlekraftwerks Dürnrohr soll im Herbst erfolgen

Man werde in Dürnrohr neue Maßnahmen für die Energieversorgung setzen, sagte Szyszkowitz: „Der innovative Energiestandort Dürnrohr wird auch in Zukunft eine wesentliche Rolle im Energiekonzept der EVN und somit für die Versorgung von Niederösterreich spielen.“ In Dürnrohr dienen schon jetzt jährlich 500.000 Tonnen Haus- und Gewerbemüll als Brennstoff zur Strom- und Wärmeerzeugung. Aus dem Müll wird Strom für 170.000 Haushalte und Fernwärme für St. Pölten erzeugt.

Zum Thema Versorgungssicherheit sagte EVN-Vorstand Franz Mittermeyer: „Wir haben Gaskraftwerke, die das kompensieren können. Das hängt aber davon ab, inwieweit diese Kraftwerke für die Netzstabilisierung dann auch von der APG (Anm.: der Netzbetreiber Austrian Power Grid) unter Vertrag genommen werden. Aber die Kapazität wäre dem Grunde nach vorhanden.“

Klärschlammentsorgung als Herausforderung

In Zukunft werden in Dürnrohr industrieller und kommunaler Klärschlamm verbrannt und damit Strom und Wärme erzeugt. Die EVN wird an dem Standort etwa 20 Millionen Euro investieren, auch die Photovoltaikanlagen sollen erweitert werden.

In der Nutzung von Klärschlamm für die Energieerzeugung sieht die EVN auch für das internationale Projektgeschäft Potenzial. Insgesamt sind fünf Referenzanlagen in Errichtung, neben den beiden in Dürnrohr auch in Litauen, Deutschland und Bahrain. Die Entsorgung von Klärschlamm stelle zunehmen eine Herausforderung dar.

Zum Thema Versorgungssicherheit und Dürnrohr zog Szyszkowitz einen Vergleich mit den Bremer Stadtmusikanten: Ganz unten sei der Esel, der nächste sei der Hund, dann die Katze, dann der Hahn. „Alle zusammen ergeben die Versorgungssicherheit in Österreich“, so der EVN-Vorstandssprecher. Es seien die Behörden gefordert, das zu beurteilen. Szyskowitz betonte, dass künftige Regelungen für die Versorgungssicherheit notwendig seien.

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