Marchfeld: Taxis als Konkurrenz zum Auto

In ländlichen Regionen fahren Bus und Bahn nach wie vor nur selten. Viele Bewohner sind daher auf das Auto angewiesen. Im Marchfeld will man dem Pkw nun mit Anrufsammeltaxis Konkurrenz machen und damit auch „Öffis“ stärken.

Seit Anfang April ist das Marchfeld-Mobil unterwegs. Eine Nutzerin der ersten Stunde ist Angela Dangl aus Lassee (Bezirk Gänserndorf). Sie ist blind und deshalb auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen. „Wir haben hier, wenn man nicht selbst mit dem Auto fahren kann, nicht so viele Möglichkeiten. Zu Mittag fährt der Zug etwa drei Stunden überhaupt nicht. Deshalb ist das Taxi einfach eine Möglichkeit von A nach B zu kommen“, so Dangl.

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Angela Dangl ist wegen ihrer Blindheit auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen

Hilde Fuchs aus Orth an der Donau (Bezirk Gänserndorf) nutzte das Marchfeld-Mobil von April bis Mai jeden zweiten Tag, „weil ich teilweise in Orth und Wien wohne und mir auch zu Gute kommt, dass das Taxi eine direkte Anbindung an die U1 und U2 in Wien bietet.“ Das Service funktioniert bisher problemlos. In Zukunft soll das Angebot auch in den offiziellen VOR-Fahrplan integriert werden, der dann automatisch die schnellste Route berechnet.

Mehr als 47 Taxifahrten pro Tag

20 der 23 Gemeinden im Marchfeld unterstützen derzeit das Projekt, sagte Kleinregionsmanagerin Rafaela Waxmann. „Die Region Marchfeld verfügt über die Nordbahn, parallel dazu die Marchegger Ostbahn und man wollte einfach wieder diese Querverbindungen schaffen, die teilweise gefehlt haben, um die Verbindungen innerhalb der Region zu verbessern“, so Waxmann. Bisher dürfte das gelungen sein, etwa 4.000 Personen nutzten bisher das Marchfeld-Mobil, das entspricht mehr als 47 Taxifahrten pro Tag.

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Fast alle Gemeinden im Marchfeld beteiligen sich am Projekt

Das System ist einfach und bequem, wird betont. Entweder man bestellt ein Taxi vorab für einen bestimmten Zeitpunkt oder man wartet maximal bis zu einer Stunde. Zudem gibt es mit 650 Stationen mehr Haltestellen als bei Bus oder Bahn, erklärt Doris Hahn, Geschäftsführerin des Projektbetreibers ISTmobil. „Die Haltepunkte wurden dort gesetzt, wo öffentliches Interesse besteht, das heißt vor Gemeindeämtern, Ärzten oder Nahversorgern, man hat aber natürlich auch versucht Siedlungsgebiete fußläufig zu erschließen“, so Hahn.

Kleiner Aufschlag zu Buspreisen

Die Preise orientieren sich an den Tarifen des Verkehrsverbunds Ostregion, sagte Waxmann: „Das heißt wir fahren eigentlich zum öffentlichen Verkehrstarif, so wie mit dem Bus, außer dass ein Komforttarif von zwei Euro anfällt.“ Besitzer des Top-Jugendtickets oder einer VOR-Wochen- bzw. Monatskarte zahlen ohnehin nur dem Komforttarif. Mit 20 teilnehmenden Gemeinden im Marchfeld ist es das bisher größte Anrufsammeltaxisystem in Niederösterreich.

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Ähnliche Anrufsammeltaxisysteme gibt es auch in anderen Regionen in Niederösterreich

Das Interesse dafür steigt auch in den anderen Landesteilen. Die Voraussetzungen sind je nach Region unterschiedlich, betont Hahn: „In sehr ländlichen und weitläufigen Gebieten ist es viel schwieriger, weil auch die Wege sehr lange werden und damit auch die Fahrtvermittlung sehr lange dauert.“ Im Marchfeld hofft man, dass die Gäste - nach dem ersten Schwung zu Beginn - weiter erhalten bleiben.

Stefan Sailer, noe.ORF.at

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