Höchstnote für Wein „ohne Kanten“

Ein Riesling vom Nikolaihof Wachau hat als erster österreichischer Wein vom international einflussreichen Weinkritiker Robert Parker die Höchstnote erhalten. „Er hat keine Ecken und Kanten“, sagt Christine Saahs in der „Nahaufnahme“.

Der Riesling aus dem Weingut Nikolaihof in Mautern wurde von Robert Parker, einem der wichtigsten und einflussreichsten Weinkritiker der Welt, mit 100 von 100 möglichen Punkten ausgezeichnet. Damit hat erstmals ein österreichischer Wein die Höchstnote erhalten, auch weltweit wird diese sehr selten vergeben. „Wir waren sehr überrascht, so etwas kann man sich nicht erwarten“, sagt Nikolaus Saahs in der „Radio NÖ Nahaufnahme“ mit Alice Herzog. „Wenn man sich einbildet, dass der Wein so gut ist, dass er 100 Punkte bekommt, ist man überheblich.“

Gegen den Jungweintrend

Der Wein wurde 1995 in einer Smaragdqualität gelesen. Danach hat man sich am Nikolaihof dazu entschlossen, dass er für längere Zeit ins Fass kommt - eine bewusste Entscheidung, um ihn reifen zu lassen. „In Österreich hat in den Neunziger-Jahren eine Jungweinwelle angefangen“, erzählt Nikolaus Saahs. „Jeder wollte den Wein immer jünger und jünger trinken. Das passt für unsere Weine nicht, die brauchen Zeit und müssen reifen.“

Nikolaihof

Nikolaihof Wachau

Familie Saahs

Für die Höchstnote war allerdings kein besonderer Jahrgang notwendig. „1995 war ein normales Jahr“, erinnert sich Nikolaus Saahs. „Nicht übermäßig warm oder kalt, aber mit ganz guten Bedingungen.“ Dennoch hat dieser Jahrgang in Österreich einen Wein mit 100 Punkten hervorgebracht. „Es ist ein Wein, der rundherum perfekt schmeckt“, beschreibt Christine Saahs ihren ausgezeichneten Tropfen.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 8.6.2014

„Er hat keine Ecken, keine Kanten, ist total rund. Im Wein ist eine totale Harmonie - von der Nase zum Gaumen bis zum langen, für Rieslinge typischen Abgang“, so Saahs. Bereits ein paar Wochen bevor die Bewertung von Robert Parker junior publik wurde, war der Riesling vom Nikolaihof bereits vergriffen. Der Weinkritiker bewertete darüber hinaus elf weitere Weine mit mehr als 90 Punkten, dabei handelt es sich überwiegend um Rieslinge.

2.000 Jahre alte Keller

Der Nikolaihof in Mautern gilt als das älteste Weingut Österreichs. Die Geschichte reicht 2.000 Jahre bis in die Römerzeit zurück. Christine Saahs hat 1971 auf den Hof „eingeheiratet“. Zu ihrer Lebensphilosophie gehört die Liebe zur Natur, die sie von klein auf mitbekommen hat. „Ich hatte eine Großmutter, die mit uns stundenlang in der Natur herumgewandert ist, zu jeder blühenden Pflanze gegangen ist. Sie hat zum Beispiel genau gewusst, wo welche Pilze zu welcher Zeit wachsen.“ Dieses Wissen hat Christine Saahs an die nächste Generation, ihren Sohn Nikolaus und dessen Geschwister, weitergegeben.

Nikolaihof Wachau

APA/Nikolaihof Wachau

Das Weingut Nikolaihof in Mautern

Teile des Kellers sind ebenfalls 2.000 Jahre alt und heute noch intakt. „Jeder römische Soldat hatte ein Anrecht auf zwei Liter Wein pro Tag“, erzält Nikolaus Saahs. „Dementsprechend haben die Römer überall Wein angepflanzt, bis nach England, und die richtigen Keller gebaut.“ Das die Römer hervorragende Baumeister waren, habe sich unter anderem bei den Hochwassserereignissen 2002 und 2013 gezeigt. „Die Römer haben die Keller damals mit Lehm und Ton abgedichtet, damit das Grundwasser nicht reinkann. Das hält bis heute“, so Nikolaus Saahs. „Wir sind nur ein paar Hundert Meter neben der Donau, hatten 2002 und 2013 aber kein Problem mit dem Grundwasser.“

Großteils Export

Der ausgezeichnete Riesling findet genauso wie die anderen Weine vom Nikolaihof besonders im Ausland großen Anklang. Der Exportanteil liegt bei 70 Prozent, 35 Länder werden beliefert. Die stärksten Märkte sind die USA, Japan und Italien. „Meine Eltern haben sich sehr früh auf den Export konzentriert, weil dort auch gerne reife Weine getrunken werden“, sagt Nikolaus Saahs. „Wenn man ein Nischenprodukt produziert, muss man auch die Nischen suchen - und die findet man oft im Ausland.“

Den Erfolg - 100 Punkte von Weinkritiker Robert Parker für den Riesling - möchte Nikolaus Saahs nun auch einmal mit einem eigenen Wein feiern. „Die 100 Punkte waren ja vom Vater, 1995 war ich noch nicht am Betrieb. Ziel ist es, dass ich für einen Wein, den ich produziert habe, auch die 100 Punkte bekomme“, so der ambitionierte Jungweinbauer.

Die „Nahaufnahme“ mit Alice Herzog zum Nachhören:

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Nikolaihof Wachau

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