Hilfe bei Schlafstörungen

Zwei von zehn Erwachsenen in Österreich leiden unter Schlafstörungen, jeder vierte wacht in der Nacht auf. Die Ursachen sind ebenso vielfältig wie die Möglichkeiten der Behandlung.

Die amerikanische Akademie für Schlafmedizin unterscheidet 50 Formen von Schlafstörungen. Insgesamt lassen sich Schlafstörungen aber in mehrere Hauptkategorien unterteilen. Bei den Insomnien wird der Schlaf als ungenügend erlebt, der Patient ist nicht erholt, reizbar und erschöpft. Häufig sind auch schlafbezogene Atemstörungen (oft verbunden mit erhöhtem Herz-Kreislaufrisiko), dazu gehört etwa die sogenannte Schlafapnoe mit Atemaussetzern während des Schlafs. Zentrale Störungen sind von ausgeprägter Tagesmüdigkeit gekennzeichnet. Dazu gehört auch die Narkolepsie, bei der man tagsüber plötzlich einschläft.

Frau liegt im Bett im Vordergrund ein blauer Wecker

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Zwei von zehn Erwachsenen in Österreich leiden unter Schlafstörungen

Weitere Schlafstörungen sind Zähneknirschen und Schlafwandeln sowie schlafbezogene Bewegungsstörungen wie das „restless leg syndrom“ und Störungen des Schlaf-Wach-Rhythmus etwa durch Jetlag oder Schichtarbeit.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 22.11.2017

Apotheker Heinz Haberfeld von der Landschafts–Apotheke in Baden erklärt, bei der Ursachenanalyse gebe es die sogenannte 5-P-Regel, die die physischen, physiologischen psychiatrischen, psychologischen und pharmakologischen Gründe für die Schlaflosigkeit untersucht. Von Magen-Darm-Erkrankungen über COPD, Stress, Alkoholkonsum und der Einnahme von bestimmten Medikamenten bis hin zum Beruf kann es nämlich zahlreiche Ursachen für Schlaflosigkeit geben.

Das Schlafbedürfnis ist je nach Alter unterschiedlich

Das individuelle Schlafbedürfnis hängt stark vom Alter ab, aber auch davon, wie erholsam der Schlaf ist. Auch Schlafstruktur und Schlafzyklus spielen eine Rolle. Hinsichtlich der Schlafqualität werden im Labor fünf verschiedene Schlafstadien unterschieden, die durch EEG-Untersuchungen nachgewiesen werden können.

Für einen guten Schlaf empfiehlt der Experte folgende Regeln zur Schlafhygiene:

  • vier bis sechs Stunden vor dem Schlafengehen keine koffeinhaltigen Getränke oder Medikamente zu sich nehmen
  • grundsätzlich nicht vor dem Schlafengehen oder während der Nacht rauchen
  • vier bis sechs Stunden vor dem Schlafengehen keine alkoholischen Getränke trinken
  • keine schweren Mahlzeiten vor dem Schlafengehen essen
  • für eine angenehme Schlafumgebung sorgen (bequemes Bett, dunkler Raum, kühles Zimmer, frische Luft, kein Lärm)
  • tagsüber nicht schlafen
  • jeden Morgen zur gleichen Zeit aufstehen
  • im Bett nur schlafen , nicht essen, trinken, rauchen oder fernsehen

Melatonin gegen Schlafstörungen

Haberfeld empfiehlt bei leichten Schlafstörungen pflanzliche Präparate: Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume, Bitterorangenblüten und Lavendel sind in Form von Tabletten, Tropfen oder auch als Tee erhältlich.

Lavendel

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Lavendel gilt als natürliches Heilmittel gegen Schlafstörungen

Ältere Antihistaminika, die man früher bei Allergien eingesetzt hat, werden heute auch als leichte Schlafmittel verwendet. Bei schweren Schlafstörungen werden auch stärkere Medikamente verabreicht - hier ist aber Rücksprache mit dem Arzt erforderlich.

Zu den natürlichen Substanzen gegen Schlafstörungen gehört das Melatonin, ein Hormon, das den Tag-Nacht-Rhythmus des menschlichen Körpers steuert. Melatonin ist als Retardtablette erhältlich und wird ab dem 55. Lebensjahr Personen mit primären Schlafstörungen verschrieben. Die Wirkung tritt nach drei bis sieben Tagen ein. Eine Wirkungsverstärkung gibt es mit Östrogenen, bestimmten Antibiotika, Cimetidin sowie Medikamenten zur Puva-Therapie gegen Schuppenflechte. Wechselwirkungen im Sinne einer Wirkungsabschwächung gibt es bei Rauchern, bei der Einnahme von bestimmten Antibiotika (Rifampicin) sowie von Antiepileptika.

Johanniskraut gegen die Winterdepression

Bei leichten Depressionen, die ebenfalls mit Schlafstörungen einhergehen können, haben sich als pflanzliches Mittel Johanniskrautpräparate bewährt, allerdings müssen diese ausreichend hoch dosiert werden (ca. 900 mg pro Tag). Die stimmungsaufhellende Wirkung tritt nach zwei bis drei Wochen ein. Der Apotheker warnt aber, dass es zu Wechselwirkungen, etwa mit der Anti-Baby-Pille, kommen kann. Auch Licht, Herzmittel auf Basis von Digitalis und blutverdünnende Medikamente reagieren mit Johanniskrautpräparaten.

Gegen die Winterdepression hat sich auch eine Lichttherapie bewährt, hier empfiehlt Haberfeld, sich täglich etwa eine lang Stunde Licht von 10.000 Lux aus einer Entfernung von etwa einem Meter auszusetzen.