Verschiedene Hilfsmittel bei Schlafstörungen

Schlechter Schlaf kann eine Belastung sein. Als Hilfe kommen unterschiedliche Arzneimittel in Frage. Aber auch bei rezeptfreien oder pflanzlichen Schlafmitteln ist eine vorsichtige Einnahme wichtig.

Zuerst gilt es, herauszufinden, ob man tatsächlich unter Schlafstörungen leidet, betont Apotheker Andreas Gentzsch von der Apotheke zum Goldenen Löwen in St. Pölten. Der Schlafbedarf ist stark abhängig vom Lebensalter. Während Babys und Säuglinge noch etwa 15 Stunden schlafen, nimmt der Bedarf im Laufe des Lebens kontinuierlich ab. Personen, die über 65 Jahre alt sind, benötigen oft nur noch sechs bis acht Stunden Schlaf pro Tag.

Sendungshinweis

„Radio NÖ am Vormittag“, 11.4.2018

So entsteht mit zunehmendem Alter eine Diskrepanz zwischen tatsächlichem Schlafbedarf und angelernter Schlaferwartung, also der Zeit, welche man gerne schlafend verbringen würde. Das führt dazu, dass etwa ein Drittel der älteren Bevölkerung über Schlafprobleme klagt. Als erste Maßnahme empfiehlt der Apotheker einen geregelten Tagesablauf. Das bedeutet laut Gentzsch möglichst früh aufzustehen und mittags, wenn überhaupt, nur kurz zu schlafen.

Pflanzliche Präparate als erste Wahl

Wer trotz aller Bemühungen nicht zur Ruhe kommt, dem helfen Arzneimittel und Nahrungsergänzungsmittel. Allerdings sollten diese mit Bedacht und in Rücksprache mit Experten ausgewählt werden, sagt Andreas Gentzsch. Denn Schlafmittel müssen richtig dosiert und eingenommen werden, um Nebenwirkungen oder die Gefahr einer Medikamentenabhängigkeit zu vermeiden.

Als ersten Schritt empfiehlt der Apotheker auf pflanzliche Präparate zurückzugreifen. Hier bieten sich Tees oder Medikamente an, die Baldrian, Hopfen, Melisse, Passionsblume, Lavendel oder Schlafmohn enthalten. Diese Präparate werden vor allem zur Beruhigung und Schlafeinleitung angewendet und dienen in geringerem Maß als Durchschlafmittel.

Schlaf Schlafzimmer Schlafende

APA/Helmut Fohringer

Melisse oder Lavendel helfen beim Einschlafen

Auch ein wohltuendes Bad mit Melissen-, oder Lavendelöl kann für gutes Einschlafen sorgen. Die Wirkung dieser Stoffe beruht hauptsächlich auf dem Gehalt ätherischer Öle, die durch die Wärme des Wassers freigesetzt werden. Zusätzlich kann ein reines ätherisches Öl dieser Pflanzen auch als Duft im Schlafzimmer angewendet werden.

Eine weitere Möglichkeit stellt die Einnahme von Melatonin dar. Dieses Hormon wird in der Zirbeldrüse gebildet und steuert den Tag-Nacht-Rhythmus des Körpers. Mit zunehmendem Alter produziert der Körper weniger. Daher nimmt die durchschnittliche Schlafdauer ab und Schlafprobleme entstehen. Melatonin ergänzt sehr gut die Wirkung der Pflanzenmedizin, weshalb es vielfach in Kombinationspräparaten erhältlich ist.

Antiallergika als Schlafmittel

Kann man generell schlecht schlafen und sucht daher Hilfe, die möglichst die ganze Nacht durchschlafen lässt, kommen in erster Linie frei erhältliche Präparate zur Anwendung. Diese Arzneimittel sind bereits lange gegen Allergien am Markt.

Der Vorteil diese Präparate ist, dass sie ein geringes Abhängigkeitspotential haben. Aber auch sie verändern das natürliche Schlafmuster. Das kann an einer schlechten Erholung in der Früh spürbar sein. Aus diesem Grund sollten diese Stoffe nur kurzfristig angewendet werden.

Homöopathische Mittel wirken ausgleichend

Auch homöopathischen Präparaten wird eine schlaffördernde Wirkung nachgesagt. Solche Produkte eignen sich besonders, wenn man nachts mit kreisenden Gedanken aufwacht und nicht mehr einschlafen kann, betont Apotheker Andreas Gentzsch.

Homöopathische Schlafmittel haben eine sanfte Wirkung und wirken beruhigend und ausgleichend. Im Gegensatz zu anderen Schlafmitteln ist eine Einnahme auch in den frühen Morgenstunden möglich.

Frau in Bett

ORF

Rezeptpflichtige Medikamente als letzte Möglichkeit

Verschreibungspflichtige Schlaftabletten gehören zur Gruppe der Psychopharmaka und sind streng rezeptpflichtig. Die Gruppe der Psychopharmaka, die sogenannten Benzodiazepine und Z-Substanzen, müssen jedoch kritisch betrachtet werden und sollten daher nur als letzte Möglichkeit eingesetzt werden.

Benzodiazepine haben beruhigende, angstlösende, krampflösende und schlaffördernde Wirkungen, wobei sich die einzelnen Substanzen in Wirkdauer und Wirkstärke unterscheiden. Sie sind nicht zur Langzeitanwendung als Schlafmittel geeignet und dürfen in der Regel nicht länger als vier Wochen eingenommen werden.

Es besteht Abhängigkeitsgefahr. Eine Entwöhnung ist dann zumeist nur unter intensiver medizinischer Betreuung und großer Belastung für den Patienten möglich. Die Abhängigkeitsgefahr ist bei den sogenannten Z-Schlafmitteln etwas geringer, weshalb sie bevorzugt verschrieben werden.

Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln

Generell sollten Schlafmittel nur für eine möglichst kurze Zeit angewendet werden. Neben einer Abhängigkeit sind auch Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln möglich. Der Apotheker empfiehlt deshalb, Schlaftabletten nicht von mehreren Ärzten verschreiben zu lassen, da sonst möglicherweise der Überblick über die Einnahmedauer verloren gehen könnte.

Gentzsch schlägt vor, alle Medikamente auf einer Liste zu vermerken, die dem Arzt oder Apotheker gezeigt werden kann. Bei Schlafmitteln sollten am besten die erste Einnahme und das Einnahmeende auf der Packung vermerkt werden. Das Einnahmeintervall sollte laut dem Apotheker genau eingehalten werden.

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