Trinken und löffeln gegen die Hitze

Wirklich out war Bowle ja nie. Nichts passt besser zu einem Gartenfest als eine gelungene Sommermischung aus Trinken und Löffeln zugleich. Die Früchtchen in der Bowle sorgen für ein spielerisches Trinkerlebnis.

Die Erfindung des fruchtigen Sommerdrinks haben wir angeblich den Engländern zu verdanken, doch so ganz richtig scheint das nicht zu sein. Denn schon die alten Römer wussten, was gut schmeckt: Apicius beschreibt in seinem Kochbuch - das übrigens das älteste der Welt ist - die Zubereitung eines erfrischenden, wohlschmeckenden Getränks, ähnlich unserer Bowle.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 4.8.2018

Die Bezeichnung allerdings wurde im 18. Jahrhundert dem englischen „bowl“ (= Napf) entlehnt, das wiederum auf den altenglischen Ausdruck „bolla“ (= Schale) zurückgeht. Heute wird es mit Schüssel übersetzt und benennt auch das Gefäß, in dem das erfrischende, beschwipste Fruchtkompott serviert wird. Allerdings schätzt man auch in anderen Weltgegenden ähnlich fruchtig-süffige Getränke, wie Sangria in Spanien beweist. Fruchtig und süß sollen sie sein, dabei aber leicht und spritzig. Die Anzahl der Rezepturen ist enorm.

Punch Bowle

wikimedia commons / Politikaner

Die Bandbreite der Bowlenvariationen ist groß

Heiße Tipps für kühle Bowlen:

  • Der Geschmack einer Bowle steht und fällt mit der Qualität der Zutaten.
  • Nur wirklich reife und aromatische Früchte verwenden. Im Sommer lässt sich aus der vollen Vielfalt des Obstgartens schöpfen. Waschen und schneiden muss man fast alle Früchte. Das Fleisch von Melonen wird am besten mit einem Kugelausstecher geformt.
  • Das Aroma der Früchte wird ganz nach Belieben durch Wein, Saft, Tee oder gar Hochprozentiges herausgekitzelt. Für billigen Fusel und schlechten Wein ist kein Platz in der kostbaren Bowle. Jeder korkende Wein oder abgestandene Sekt ruiniert das Trinkvergnügen erbarmungslos. Auch wenn andere Aromen die schlechte Qualität verdecken mögen - spätestens am nächsten Morgen kommt’s raus!
  • Zum Ansetzen der klassischen Bowle wird Wein verwendet. Entscheidend ist, dass das Aroma des Weines auf das der Früchte abgestimmt ist. Ein Riesling beispielsweise schmeckt nach Pfirsich und Ananas und macht sich deshalb in einer Bowle mit diesen Früchten besonders gut. Ob Weißwein, Rosé oder Rotwein ist dann vor allem eine Frage der Optik. In Rotwein kommen viele Früchte nicht ganz so gut zur Geltung. Er ist vor allem für Beerenobst geeignet. Mit Erdbeeren wiederum harmoniert ein Rosé farblich hervorragend.
  • Fast unbekannt ist, dass viele Bowlen auch mit Most ganz hervorragend schmecken. Most enthält zwischen 6 und 8 % Alkohol - das macht Bowlen um einiges leichter als mit Wein angesetzte Bowlen.
  • Hochprozentiges wie Likör oder Schnaps kann auch zum Ansetzen verwendet werden. Auch da geschmacklich auf die Früchte abstimmen: Äpfel machen sich gut in Calvados, Weintrauben in Grappa. Hinweis: Den intensiveren Geschmack weisen doch immer die mit Spirituosen angesetzten Bowlen auf, da sie den Geschmack der Früchte stärker annehmen.
  • Alkoholfreie Bowlen sind nicht nur für Kinderfeste geeignet, sie sind auch ein köstlicher Durstlöscher für Erwachsene. Als Ansatzflüssigkeit werden hauptsächlich Fruchtsäfte (z. B. Apfelsaft), verschiedene Tees, Eistee, Ginger Ale oder auch Soda- bzw. Mineralwasser genommen.
  • Den Fruchtansatz am besten über Nacht im Kühlschrank durchziehen lassen - der Zucker löst sich auf und verstärkt das Aroma.
  • Die Bowle immer gut gekühlt servieren. Das Hauptproblem ist, die Bowle kalt zu halten. Zum Kühlen aber keine „herkömmlichen“ Eiswürfel verwenden, da diese das Aroma der Bowle verwässern. Man kann aber mit Eiswürfeln aus Fruchtsaft bzw. Sirup oder Fruchtmark zubereiten, z. B. in originellen Blumen- oder Schmetterlingsformen aus Silikon.. Statt solchen Eiswürfeln kann man auch gefrorene Früchte zugeben (Beeren oder Melonen oder Fruchtpüree - macht aber die Bowle trüb). Werden klassische Eiswürfelschalen verwendet, so werden in der Flüssigkeit eingefrorene Fruchtstücke oder Blüten zum Blickfang.
  • So richtig erfrischend ist die Bowle nur, wenn’s prickelt. Darum gießt man die kohlensäurehaltigen Flüssigkeiten, wie gut gekühlten Sekt, Champagner oder Mineralwasser bzw. Soda erst unmittelbar vor dem Servieren in die Bowle.
  • Vor allem an heißen Tagen ist es günstiger, erst einen Teil des Ansatzes mit der entsprechenden Menge Wein oder Sekt aufzugießen. Ist die erste Runde verbraucht, folgt der nächste, gut gekühlte Aufguss.

Himbeer-Nektarinen-Bowle

Zutaten für 10 Gläser:

  • 3 Stiele Zitronengras
  • 3 Biolimetten
  • 150 g Rohrzucker
  • 1 großes Bund Zitronenverbene
  • 8 reife Nektarinen
  • 100 ml Orangenlikör
  • 500 g Himbeeren
  • 2 Flaschen trockener Sekt
  • reichlich Eiswürfel

Zubereitung: Zitronengras mit einem Fleischklopfer leicht flach klopfen und in kleine Stücke schneiden. Schale von 2 Limetten mit einem Sparschäler hauchdünn (ohne das Weiße) abschälen. Alle 3 Limetten auspressen. Zitronengras mit 125 ml Wasser, Rohrzucker, Limettenschale und -saft in einem Topf aufkochen und 2-3 Minuten bei geringer Hitze kochen lassen. Von der Hitze nehmen und Verbene (bis auf ein paar Stiele zur Dekoration) zugeben. Dann Sud 30 Minuten ziehen lassen.

Sud durch ein feines Sieb gießen und die Rückstände kräftig ausdrücken. Nektarinen halbieren und entkernen. Fruchtfleisch grob würfelig schneiden und mit dem Zitronengrassud fein pürieren, das Ganze nochmals durch ein feines Sieb streichen. Dann Orangenlikör unterrühren.

Eiswürfel in ein Bowlegefäß geben und Nektarinenpüree vorsichtig darübergießen. Himbeeren zugeben und die Bowle mit Sekt auffüllen. Tipp: Alkoholfrei schmeckt die Bowle mit Bionade Ingwer-Orange statt mit Orangenlikör und Sekt.