Zu Fuß von Mexiko nach Kanada

Der Pacific Crest Trail beginnt an der Grenze zu Mexiko, führt quer durch die USA und endet 4.300 Kilometer weiter nördlich an der Grenze zu Kanada. Drei Freunde aus Niederösterreich und der Steiermark haben den Wanderweg bezwungen.

Um auf 160 Wandertage zurückblicken zu können, brauchen manche ein ganzes Leben lang. Die beiden Niederösterreicher Dominik Neugebauer aus Oberpiesting (Bezirk Wiener Neustadt) und Bernhard Hauptmann aus Purgstall (Bezirk Scheibbs) und der Steirer Thomas Reith haben das nun bei einer einzigen Wanderung erledigt. Mehr als fünf Monate lang haben sie Tag ein, Tag aus nichts anderes gemacht, als zu wandern. Und: „Es war jeden Schritt, jede Träne und jede Schweißperle wert“, meint Neugebauer.

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„Guten Morgen, Radio Niederösterreich“, 28.9.2018

Und Schritte, Tränen und Schweiß dürfte es genug gegeben haben: Der Pacific Crest Trail führt durch dürre Wüstenabschnitte, saftige Wälder und auf eisige Gipfel auf über 4.000 Metern Seehöhe. Schmale Berggrate erfordern Balance, Flussüberquerungen verlangen Konzentration. Mehrere tausend Wanderer aus aller Welt starten den Trail jedes Jahr. Am Ende des Sommers ist es ein Bruchteil, der ihn zur Gänze schafft.

„Es wurde zu einer mentalen Herausforderung“

Doch ob man heil am anderen Ende ankommt, hänge mit mehr als nur körperlichen Faktoren zusammen, erzählt Bernhard Hauptmann: „Nach etwa zwei Monaten waren wir so fit, dass uns kein Aufstieg mehr schrecken konnte. Dann wurde es für uns zu einer mentalen Herausforderung“. Und dann lerne man sowohl an sich selbst als auch an besten Freunden neue Seiten kennen: „Ich weiß jetzt, dass ich ein ganzes Nutella-Glas in fünf Tagen leeressen kann“, scherzt Hauptmann. „Und dann hat man noch immer nicht genug“, fügt Neugebauer an. Denn Wandern macht hungrig.

Dem Dritten im Bunde, Thomas Reith, ist beim Wandern noch etwas anderes klargeworden: „Wenn ich mal Hilfe brauche, weiß ich, wen ich fragen kann“. Mehr als fünf Monate hätten sie zu dritt „jeden Tag große Leistungen vollbracht“, erzählt er. „Wenn wir drei später mal zurückdenken, werden wir uns angrinsen, dann wissen nur wir, was da los war“. Der Tagesrekord der drei Freunde lag bei 54 Kilometer. Keiner habe jemals ans Aufgeben gedacht, meinen sie. „Wenn man in der Früh aus dem Zelt kommt, die beste Aussicht hat und weiß, man tut heute bis zum Einbruch der Finsternis nichts anderes als Wandern, dann erfüllt einen das mit einem Gefühl von Freiheit. Das war einfach unglaublich cool“, sagt Hauptmann.

Weitere Wanderungen geplant

Jetzt haben die drei Abenteurer wieder österreichischen Boden unter den Füßen. Isomatte und Zelt sind einem ordentlichen Bett gewichen und die ersten „Schnitzel mit Petersilienkartoffeln“ wurden schon verspeist, wie sie lachend erzählen. Doch dauerhaft zur Ruhe kommen will keiner der drei. Neugebauer etwa meint, er sei mit den Gedanken schon wieder bei der nächsten Wanderung. Zwar sei noch nichts Konkretes geplant, aber „man kann noch weiterwandern, die Welt ist groß genug“.

Miriam Steiner, noe.ORF.at

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