Gefälschte Medikamente aus Internet als Gefahr

Gefälschte Arzneimittel aus dem Internet sind eine Gefahr für die Gesundheit. Ab Februar gibt es neue Sicherheitsmerkmale für rezeptpflichtige Medikamente, damit sie leichter von Fälschungen unterschieden werden können.

International ist der Onlineverkauf von gefälschten Arzneimitteln als „Pharmaceutical Crime“ bekannt. Etwa die Hälfte der Österreicherinnen und Österreicher weiß nicht, dass der Verkauf von rezeptpflichtigen Medikamenten im Internet verboten ist, so Irina Schwabegger-Wager von der Auge Gottes-Apotheke in Gmünd. „Wenn eine andere Institution als eine Apotheke online Medikamente anbietet (auch rezeptfreie) so ist dies ebenfalls illegal“, heißt es.

Sendungshinweis:

„Radio NÖ am Vormittag“, 31.10.2018

Mehr als 95 Prozent der von den österreichischen Behörden aufgegriffenen Medikamente aus dem Internet sind Fälschungen oder Substandard. Unseriöse Anbieter nutzen das Internet für kriminelle Machenschaften und bieten über gefälschte Apotheken-Websites und aggressive Werbeangebote per Mail rezeptpflichtige Medikamente, wie Potenzmittel, Schlankheitsprodukte oder Muskelaufbaupräparate an.

Fälschung ist oft nicht zu erkennen

Die Produkte werden von der Fälscher-Mafia unter schlimmsten hygienischen Bedingungen hergestellt. Sie sind mit Staub, Straßenfarbe, Giften und Abfall verunreinigt und werden über illegale Websites als vermeintlich sichere Arzneimittel in die ganze Welt verkauft. Eine Fälschung ist allerdings mit freiem Auge oft nicht von einem Original zu unterscheiden.

Im besten Fall ist eine Medikamentenfälschung für den Betroffenen wirkungslos, im schlimmsten Fall gesundheitsschädigend oder sogar tödlich, so die Apothekerin. Darüber hinaus werden mit dem Kauf von rezeptpflichtigen Medikamenten aus dem Internet kriminelle Netzwerke unterstützt und man macht sich selbst strafbar.

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APA/dpa-Zentralbild/Matthias Hiekel

Gefälschte Medikamente können die Gesundheit gefährden

Die Österreichische Apothekerkammer, das Innenministerium und das Gesundheitsministerium warnen in der gemeinsamen Aufklärungskampagne „Auf der sicheren Seite“ vor gefälschten Medikamenten aus dem Internet. Sichere und geprüfte Arzneimittel erhalte man über die Apotheke.

Aufgrund der strengen Auflagen, Sicherheitskontrollen und der engmaschigen Lieferkette haben Fälscherbanden in den öffentlichen Apotheken keine Chance. „Wem seine Gesundheit lieb und wertvoll ist, der setzt auf qualitativ hochwertige und sichere Medikamente aus den heimischen Apotheken“, so Schwabegger-Wager.

Neue Sicherheitsmerkmale für Medikamente

Um einen noch besseren Schutz zu gewährleisten, sollen künftig spezielle Sicherheitsmerkmale auf rezeptpflichtigen Arzneimittelpackungen angebracht werden. Laut Verordnung müssen alle verschreibungspflichtigen Medikamente ab dem 9. Februar zwei grundlegende Sicherheitsmerkmale aufweisen:

1. Individuelles Erkennungsmerkmal in einem Daten Matrix Code (individuelle Seriennummer, Produktcode, Charge und Verfalldatum)

2. Erstöffnungsschutz/Vorrichtung gegen Manipulation. Das kann etwa eine Sicherheitsfolie sein, an der sich erkennen lässt, ob die Schachtel noch im Originalzustand ist oder ob daran unbefugt etwas geändert wurde.

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ORF

Künftig sollen spezielle Sicherheitsmerkmale auf rezeptpflichtigen Arzneimittelpackungen angebracht werden

Damit wird jede Arzneimittelpackung aus der Apotheke einzigartig und überprüfbar. In Österreich geht es konkret um 1.362 öffentliche Apotheken, 36 Krankenhausapotheken und 890 Ärzte, die eine Hausapotheke führen. Pro Jahr werden sie etwa 150 Millionen „serialisierte“ Packungen vor der Abgabe an den Patienten überprüfen, wodurch der hohe Stand an Sicherheit vor illegalen und gefälschten Medikamenten auch künftig gewährleistet wird.

Wie wichtig es ist, für Arzneimittelsicherheit zu sorgen, zeigen die Zahlen zum Handel mit gefälschten Medikamenten: Schätzungen zufolge beträgt das Handelsvolumen bis zu 200 Milliarden Dollar pro Jahr und in der Folge sterben jährlich Tausende von Menschen an deren Einnahme.