Wenn der Nikolaus zum Schüler wird

Wer ein Nikolaus werden will, hat womöglich viel zu lernen. Die Katholische Jungschar bereitet Interessierte in speziellen Nikolausschulungen auf den vorweihnachtlichen Einsatz in Kindergärten, Schulen und bei Familien vor.

Der Nikolaus des 21. Jahrhunderts ist nicht mehr das, was er einmal war. Längst stecken unter der Mitra auch Frauen, die dicken Rauschebärte sind mitunter verschwunden und aus dem Sündenregister der Kinder liest ein pädagogisch geschulter und moderner Nikolaus längst nicht mehr vor. Denn er wolle Kindern keine Angst machen, erzählt Constanze Schilling, Bildungsreferentin der Katholischen Jungschar St. Pölten. „Sobald Kinder Angst vor dem Nikolaus haben, kommt seine Botschaft nicht an. Deshalb ist es wichtig, dass er ihnen auf eine Art und Weise begegnet, mit der er sie auch erreicht.“

Nikolaus Schulung

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Der Nikolaus tritt längst auch ohne rauschigen Bart auf

Der Nikolaus nimmt heute etwa auch seinen Bart ab, wenn er für Verunsicherung sorgt und spricht mit Kindern auf Augenhöhe. Der Blick von oben herab gehöre der Vergangenheit an, so Schilling. Sobald der Nikolaus Kindern erzählt, dass sie schlimm waren und was sie nicht gut gemacht haben, nütze er sein imposantes Erscheinungsbild aus und das werde nicht selten von Eltern genutzt, um ihren Kindern erzieherische Botschaften zu überbringen, so die Bildungsreferentin der Katholischen Jungschar. „Doch dazu ist der Nikolaus nicht da. Er soll den Kindern zeigen, dass er sie mag, so wie sie sind.“

Das Nikolausbild verändert sich

In den Nikolauskursen sitzen zu gleichen Teilen junge und alte Männer und Frauen. Einige kommen in voller Montur zu den Kindern in den Kindergarten, in die Schule oder nach Hause. Andere ziehen sich ihre Gewänder erst vor Ort an und bringen sogar eine kleine Version des Nikolauskostüms zu den Kindern mit.

Sendungshinweis

„Guten Morgen Niederösterreich“, 25.11.2018

Ludwig Göbel aus Pyhra (Bezirk St. Pölten) besuchte eine Nikolausschulung in St. Pölten und erhoffte sich dort vor allem Antworten auf die vielen Fragen, die Kinder stellen. „Sie wollen wissen, warum ich andere Schuhe trage als im vergangenen Jahr, wo ich wohne und wie ich hergekommen bin“, erzählt der Kursteilnehmer. Er wird heuer zum zweiten Mal als Nikolaus in Aktion treten und lässt sich dafür bereits seit dem Sommer einen dichten weißen Bart wachsen. „Ich habe fünf Enkelkinder, mache das aber vor allem auch für viele andere Kinder. Es ist einfach schön, wenn man große Kinderaugen zum Strahlen bringt“, so Göbel.

Nikolaus Schulung

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Die Katholische Jungschar bietet Kurse für Nikoläuse an

Heute gehe es mehr um Interaktion und Kommunikation, aber dennoch werde die Nikolaustradition hochgehalten. „Und kaum eine Heiligenfigur ist bei Kindern so präsent wie der heilige Nikolaus. Jedes Kind hat ein Bild von ihm im Kopf“, erzählt Constanze Schilling, die sich bei der Katholischen Jungschar nicht über mangelnden Nikolaus-Nachwuchs beklagen kann. „In unsere Kurse kommen jedes Jahr zum Glück genug Nikoläuse und auch junge Menschen tragen die Tradition nach wie vor gerne weiter“.

Veronika Berger, noe.ORF.at

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